Die Weltenwanderer
»Ich glaube, ich habe oben einen gesehen.«
Adrian rappelte sich umgehend auf die Füße. »Kein Irrtum?«
Lorenz schluckte und schüttelte den Kopf. »Sie kommen runter.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte Erik und leckte seine trocknen Lippen.
Adrian ließ den Blick durch die Höhle schweifen. »Anna kannst du einen Weg durch den Felsen sprengen?«
»Nein! Keine Diskussion! Nein!« Schriller hätte ihre Stimme kaum klingen können.
»Wir können nicht nach unten und wir können nicht nach oben«, murmelte Adrian heiser. »Wir werden kämpfen müssen. Der Eingang ist ja nicht breit.«
»Das schaffen wir nie«, jammerte Anna, knetete die Hände und kämpfte gegen Tränen.
»Hier ist bestimmt ein Gang, hier muss einer sein.« Gerrit eierte durch die Höhle, den Blick gebannt auf den Fels gerichtet. Er stieß gegen Anna, die ihn entnervt wegschubste, geriet ins Trudeln, stolperte zwischen den Rucksäcken herum, konnte sich nicht mehr halten, krachte gegen die hintere Höhlenwand und verschwand.
Das heißt, er verschwand nicht völlig, sondern brach, zusammen mit einigen Felsbrocken, durch die Wand in einen Hohlraum hinter der Höhle.
Bevor die anderen sich noch von ihrem Schrecken erholt hatten, erschien Gerrits leicht verschrecktes und verdrecktes Gesicht in der Öffnung. »Ich hab ihn gefunden. Wir können nicht oben und nicht unten lang, gehen wir doch hier lang.«
»Oh, je! Ich hör sie«, hauchte Holly.
Lorenz sah Gerrit mit großen Augen an. »Es geht da wirklich weiter?«
»Ich denke, schon. Ich hoffe, schon. Gibt’s ’ne andere Möglichkeit?«
Offensichtlich nicht! Mit Rucksäcken und Waffen verschwanden alle durch den Höhlendurchgang.
»Lorenz, Holly? Könnt ihr die Illusion einer Felswand erschaffen?«, wollte Adrian wissen.
»Wir versuchen es«, krächzte Lorenz. »Lauft schon los!«
Beide Larvatoren malten mit den Händen in der Luft herum, während sie selbst wie versteinert im Gang standen.
Erik hörte Grunzen, spürte beklemmende Angst und war beeindruckt, dass Adrian sein Schwert und Gerrit dessen Bogen griff. Selbst Anna atmete nur tief durch. Sie dachte offensichtlich auch nicht daran, die zaubernden Gefährten allein zu lassen.
Eine Steinmauer verschloss endlich den Eingang. Sofort wurde es stockfinster. Anna ließ eine Lichtkugel schweben, bis alle, oder fast alle, ihre Taschenlampen angeknipst hatten. Gerrit hatte keine dabei. Er hatte darauf zugunsten verzehrbarer Dinge verzichtet. Adrians Kopfschütteln quittierte er mit einem entschuldigenden Schulterzucken.
Lorenz erklärte verlegen: »Lange wird die Illusion nicht halten. Und wenn diese Monster die Wände abklopfen, sind wir geliefert.«
»Ein bisschen Zeit wird die Mauer uns verschaffen«, mutmaßte Adrian. »Die haben sicher keinen wie den Kurzen dabei, der seine Umgebung gern mal im Fallen erkundet. Auf geht’s!«
Sofort rannten alle los.
Holly gab dabei zerknirscht zu: »Bedankt euch für die Mauer bei Lorenz. Ich war noch längst nicht so weit.«
»Bei mir muss sich auch keiner bedanken«, fügte Gerrit an. »Ich rette einfach gern Leben.«
Aus dem Hohlraum führte ein gewundener Durchgang weiter. Er war so schmal, dass gerade zwei von ihnen nebeneinander laufen konnten. Schweigend rannten sie durch die Dunkelheit, die nur vom Licht der Taschenlampen erhellt wurde.
Keiner wusste, wohin der Gang führte, und ob er überhaupt irgendwo hinführte.
Holly verspürte aus diesem Grund leichte bis mittelschwere Panik, wie sie den anderen irgendwann unumwunden mitteilte.
Lorenz versuchte, sie zu beruhigen, indem er ihr erklärte, der Gang müsse nach draußen führen, da schließlich ausreichend Sauerstoff vorhanden sei.
Selbst Erik war für diese Ausführung zunächst dankbar. Das klang logisch, sah man einmal von der Tatsache ab, dass der einzige Ausgang durchaus auch ihr Eingang gewesen sein konnte. Er behielt seine düsteren Überlegungen Holly zuliebe für sich.
Die ergriff plötzlich seine Hand und umklammerte sie fest. Ihre Hand war genau so kalt wie seine. Halt suchen und Halt geben - Erik hätte nicht sagen können, welcher Part jetzt eigentlich mehr auf ihn zutraf. Nähe tat einfach gut.
»Sie sind hinter uns«, krächzte Gerrit.
Ohne ein Wort rannten alle noch schneller. In dem dunklen, immer enger werdenden Gang war das allerdings gar nicht einfach. Alle stießen immer wieder gegen die Wände, ihr Atmen glich schnell einem Keuchen. Unabsichtlich wurde geschubst und gedrängelt. Lorenz stolperte
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