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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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einem Arm. Nimm die Füße zur Hilfe. Ich zieh dich hoch. Lass dich nicht fallen!«
    »Er will sich fallen lassen?« »Bloß das nicht!« »Ist der verrückt?« ertönten aufgeregte Stimmen von hinten.
    Erik brüllte: »Adrian, mach keinen Quatsch! Wir holen dich hoch, wir schaffen das.«
    »Drückt mir die Daumen!« hallte es durch die Höhle.
    Dem vielfachen »Neiiiin!« von oben antwortete ein Platschen von unten.
    Fassungslos starrte er in die Tiefe. Das Seil baumelte leicht hin und her.
    »Was ist los?« »Sag doch was!« »Was ist passiert?« Holly, Lorenz und Gerrit schrien durcheinander.
    Er konnte die Fragen nicht beantworten. Er sah sich nicht in der Lage, auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen. Was hätte er auch sagen sollen?
    »Sag endlich, was passiert ist«, kreischte Anna. »Ich werde gleich verrückt.«
    »Hier ist Wasser«, stöhnte Adrian im selben Moment heiser. »Ziemlich tiefes Wasser. Der Scheiß Rucksack hat mich bis auf den Grund gezogen. Kommt runter, auf der anderen Seite der Höhle ist ein Felsvorsprung. Da können wir erst mal hin.«
    »Unten ist Wasser. Adrian sagt, unten ist Wasser«, jubelte Erik. »Er lebt, und wir sollen runter kommen.« Er fühlte sich hundert Jahre jünger und es war ihm gleichgültig, dass er nicht alt genug war, um sich so fühlen zu können.
    Er musste jetzt da runter und war fast starr vor Angst, weil er bisher lediglich einmal vom Dreimeterbrett gesprungen war. Er war erschöpft und restlos fertig und er hatte keine Ahnung, was ihn noch erwartete ... trotzdem lächelte er selig vor sich hin.

    Es dauerte eine Weile, bis alle unten waren und sich auf den Felsen gerettet hatten. Erfreut stellten sie fest, dass die Taschenlampen das Tauchbad überstanden hatten. Zumindest konnten sie so etwas sehen, wenn auch nicht sehr viel. Im Gegensatz zum Gang war es hier empfindlich kalt. Nass, wie sie waren, bibberten bald alle vor sich hin.
    Auf Adrians Bitte hin ließ Anna Lichtbälle schweben, um die Höhle zu erkunden. Ihre Stimmung wurde dadurch nicht besser. Es schien nämlich keinen anderen Ausgang zu geben.
    »Na, wenigstens müssen wir keine Angst mehr vor den grünen Monstern haben. Wir sind ganz unter uns«, gab Gerrit von sich und rieb sich wild die Arme.
    »Kannst du nicht mal den Mund halten?«, forderte Anna erregt.
    »Werde du lieber nicht gleich wieder hysterisch«, ranzte Adrian sie sofort an. »Nimm dich mal ein bisschen zusammen!«
    Sie starrte ihn ungläubig an. »Ich soll mich zusammennehmen? Seit wir auf diesen Berg gestiegen sind, zaubere, renne, krieche und springe ich um mein Leben. Ich kann nicht mehr. Ich will auch nicht mehr. Ich will nach Hause.« Sie schniefte laut und vernehmlich.
    Adrian wollte etwas erwidern, spürte aber Lorenz Hand auf dem Arm und schwieg grimmig.

    Erik runzelte die Stirn. »Das Wasser muss doch irgendwo herkommen, oder glaubt ihr, hier regnet’s durch?« Nachdenklich sah er die anderen an.
    Lorenz nickte sofort. »Na klar, er sagt es. Hier könnte es einen Zufluss unter Wasser geben. Und wo es rein geht, geht es vermutlich auch raus.«
    »Ich nehme an, jetzt sagt gleich einer: ab ins Wasser«, nörgelte Gerrit. »Aber ich will gar nicht mehr. Ich hab ein ganz flaues Gefühl im Magen.« Er sah in der Tat aus wie ein gehetztes Wild.
    Adrian klopfte ihm tröstend auf die Schulter. »Tut mir leid, geht nicht anders. Alle suchen jetzt nach einem Unterwasserweg.«
    Es war nicht zu übersehen, dass er sich nicht daran zu beteiligen gedachte, was aufgrund seiner Verletzungen auch verständlich war. Unter Fluchen glitten die anderen nacheinander ins Wasser.
    Erik blieb bei Adrian sitzen. »Sag mal, was hast du dir eigentlich bei dieser Nummer eben gedacht? Ich hatte Angst, ich sehe dich nie wieder.«
    »Soll das eine Liebeserklärung werden, Kleiner? Wenn das Holly hört!«
    »Jetzt tu doch nicht so! Du hättest sterben können.«
    Adrian setzte sich abrupt kerzengerade hin. »Jetzt, wo du es sagst. Meine Güte, wirklich. Was habe ich getan?«, schrie er und raufte sich die Haare. »Huch, ich glaube, ich werde ohnmächtig. Diese schrecklichen Sekunden. Ich erlebe sie immer und immer wieder.« Theatralisch griff er sich mit beiden Händen ans Herz und sackte in sich zusammen.
    »Sollte das witzig sein?«, knurrte Erik kopfschüttelnd und stieg ins Wasser. Bevor er wegschwamm, hörte er Adrians leise Stimme.
    »Ich konnte mich einfach nicht mehr festhalten und hatte eine Scheißangst. Die hab ich immer noch, wenn du es

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