Die Weltenwanderer
genau wissen willst. Das bleibt aber unter uns. Denk an Anna und den Kurzen!«
Erik nickte nur, weil Holly in diesem Moment neben ihm auftauchte und nach Luft schnappte.
Adrian winkte ihr zu. »Feuerhaarige Nixe, hast du dem Meister etwas zu berichten?«
Mit einem »Hätte ich vielleicht, würde ich hier einen Meister sehen.« verschwand sie wieder.
Erik schüttelte grinsend den Kopf. »Schon mal was von Macho-Allüren gehört?«
»Aber ja! Ich finde, sie passen gut zu mir. Wie für mich erfunden«, erwiderte Adrian mit blitzenden Augen.
Es war Lorenz, der den Unterwassertunnel fand. Erfreut berichtete er, dass der breit genug wäre, um hindurchzutauchen. Allerdings wusste er nicht, wie lang er war. Das war dumm.
Es entstand sofort eine hitzige Diskussion darüber, wie lang er sein dürfte, um passierbar zu sein.
Adrian beendete das allgemeine Durcheinander, indem er erklärte, es sei überflüssig, zu streiten, sie müssten ohnehin hindurch. Einer nach dem anderen schien die Tragweite dieser Feststellung zu begreifen. Fröstelnd saßen sie dicht beisammen und schwiegen.
Irgendwann räusperte sich Lorenz. »Ich bin ein ziemlich guter Taucher. Ich werd’s versuchen.«
»Das ist nett gemeint, aber nicht nötig. Vor allem bringt uns das nicht weiter.« Adrian sah einen nach dem anderen an. »Wir gehen gemeinsam. Die Alternative ist, sich hier auf den Lebensabend einzurichten. Der könnte allerdings sehr kurz ausfallen, da unsere Vorräte aufgebraucht oder unbrauchbar sind, und unser Trinkwasservorrat schlicht nicht mehr vorhanden ist. Das uns umgebende Nass würde ich tatsächlich nur im äußersten Notfall probieren.«
»Ich wäre dafür, dass Lorenz es zuerst allein versucht«, erklärte Anna aus tiefer Überzeugung.
Adrian kniff die Augen zusammen. »Ja, aber nur, weil du immer dafür bist, dass es erst einmal ein anderer versucht. Wir gehen, oder tauchen gemeinsam.«
»Und du glaubst, du könntest das bestimmen, ja?«, keifte sie zurück.
Ausgerechnet die sonst so ausgeglichene Holly schimpfte dazwischen: »Jetzt stell dich nicht blöd! Adrian hat recht. Es ist völlig unerheblich, ob Lorenz es schafft oder nicht. Wenn du hier raus willst, musst du es schaffen.«
Anna schlang die Arme um ihre angezogenen Knie. »Ich hab aber Angst.«
»Wir nicht«, murmelte Gerrit. »Wir versuchen nur, mit unseren klappernden Zähnen einen neuen Chor aufzumachen.«
»Er sagt es, Anna«, stimmte Holly zu. »Wenn du Angst hast: willkommen im Club!«
»Lorenz könnte aber doch Hilfe holen«, versuchte die es erneut.
Adrian sah die Elictorin mit dem Ausdruck tiefer Verzweiflung an. »Das Problem ist doch: Wir wissen weder, wie lang der Tunnel ist«, er machte eine bedeutsame Pause, bevor er fortfuhr: »noch, was uns am Ende erwartet. Wir können keinen allein gehen lassen.«
Seiner düsteren Erläuterung folgte längeres, bedrücktes Schweigen.
»Ich liebe aufbauende Worte«, erklärte Erik schließlich. »Können wir nicht einfach auf Aeneas’ Hilfe warten? Ich meine, hier sind wir zumindest sicher.«
»Nein, er kann uns hier nicht herausholen, weil er uns unter einem Felsmassiv schlicht nicht aufspüren kann. Es tut mir leid, aber wir müssen ohne Hilfe raus.«
Die erneute Stille, die seine Worte hervorriefen, wurde von Minute zu Minute beklemmender. Anna vergrub ihr Gesicht leise schluchzend in den Händen, Gerrit presste die Lippen fest zusammen und blinzelte unaufhörlich.
Auch Erik spürte, wie die Angst immer mehr von ihm Besitz ergriff. Nicht mehr lange und er würde in Tränen ausbrechen. Ein Blick auf seine Kameraden zeigte, dass es allen ähnlich ging. Jede normale Denkfähigkeit und jeder Mut hatten sie verlassen, nagende Furcht und Hoffnungslosigkeit beherrschten sie stattdessen.
»Auf geht’s!«, erklärte Adrian genauso unvermittelt wie heiser. Er ließ sich sofort ins Wasser gleiten. »Lorenz, zeig uns deinen Gang! Ich tauch als erster, du bildest die Nachhut. Als bester Taucher von uns kannst du vielleicht jemandem helfen, wenn es nötig sein sollte.«
Bleich und furchtsam, aber ohne Widerspruch tat jeder wie geheißen und tauchte in den dunklen Gang. Mit kräftigen Schwimmzügen glitten sie dicht hintereinander durchs eiskalte Wasser.
Erik war nie ein guter Taucher gewesen, hätte den Gang auch nie gefunden, weil er unter Wasser stets die Augen geschlossen hielt. Bisher hatte er sein armseliges Können nur in Schwimmbädern auf die Probe gestellt. Jetzt ging es um sein Leben. Während
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