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Die Weltenwanderer

Die Weltenwanderer

Titel: Die Weltenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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ließ.
    Sie sahen sich um. Überall verstreut lagen blanke Knochen herum, die sie nach Größe und Form so richtig keinem Lebewesen zuordnen konnten und auch gar nicht wollten. Trotzdem schluckten alle beim Anblick der weißen Gebeine unwillkürlich.
    Lennart schüttelte den Kopf. »Das macht einen verdammt schlechten Eindruck. Ich werfe doch auch nicht einfach jeden Kotelettknochen in den Hausflur. Man könnte glauben, er will keinen Besuch. Werden wir ihn eben überraschen.«
    Seine Begleiter nickten eifrig.

    Die Höhle führte in einen niedrigen Gang. Lennart stieß fast an die Decke. Es war schummrig, ein süßlich, modriger Geruch legte sich klebrig auf ihre Atemwege.
    »Habt ihr auch das Gefühl, dass wir immer in irgendwelchen Höhlengängen landen?«, wollte Erik wissen.
    »Ich geh jedenfalls nie wieder ohne Taschenlampe irgendwohin«, gab Holly zurück. »Nicht einmal, wenn ich nur in den Supermarkt will.«
    »Ich kriege keinen Lichtball hin«, erklärte Anna und räusperte sich unbehaglich. »Es ist, als ob die Magie verschluckt wird.«
    Lennart stimmte sofort zu: »Den Eindruck hab ich auch. Behagt mir gar nicht.«
    »Vielleicht schützt sich der Drachenmann mit einer magischen Barriere gegen Eindringlinge«, mutmaßte Holly.
    Alle nickten und gingen langsam weiter. Nach kurzer Zeit vernahmen sie ein Geräusch, das nach Kettenrasseln klang. Hin und wieder wurde es von einem Knall unterbrochen. Wenig später standen sie vor dem Ursprung der Geräusche. Erik ging ganz hinten. Er konnte kaum etwas erkennen.
    »Was ist da?«, fragte er, während er versuchte, um Anna herum zu spähen.
    Lennart gab ihm Auskunft: »Ein dicker Holzstamm wird von einer Kette hochgezogen und knallt dann auf den Boden. Wenn wir zum Stein wollen, müssen wir drunter herrollen. Einer nach dem anderen. Scheint aber nicht schwierig zu sein.«
    »Glaubt nicht, ich will jetzt hier bleiben! Ich möchte ausnahmsweise unbedingt weiter«, erklärte Anna und stieß ein kurzes, hysterisches Lachen aus. »Ich bin so gespannt, was dahinter ist.«
    Adrian seufzte hörbar. »Ich fühl mich wie in ’ner Geisterbahn.«
    »Ich wünschte, ich wäre in einer Geisterbahn. Da brichst du dir nicht gleich die Knochen, falls du zu langsam bist«, erwiderte Holly. »Aber selbstverständlich will ich auch wissen, was uns erwartet. Wir sollten uns das Schrecklichste ausdenken, das wir uns denken können, dann sind wir zumindest positiv überrascht, wenn es etwas Anderes ist.«
    »Was? Bist du irre?«, schrie Adrian mit Entsetzen in der Stimme. »Ich soll mir vorstellen, dass ein Musikantenstadel hinter dem Klotz wartet? Ich gehe freiwillig keinen Schritt weiter. Ich weiß, wovon ich rede, musste mal mit meinen Großeltern in so eine Veranstaltung. Das Einzige, was ich mich gefragt habe, war: Wo bleibt Amnesty International, wenn man sie braucht? Erwachsene Kerle mit seltsamen Hüten hüpften in kurzen Lederhosen rum, schlugen sich auf Hacken und Schenkel, sangen grauenhaft und gaben zwischendurch Geräusche, die wie »Joladehihuho« klangen, von sich. Diese Folter ertrage ich nicht noch einmal. Die fällt unter verbotene, biologische Kampfführung.«
    Seine Freunde starrten ihn ungläubig an, dann hallte befreiendes Gelächter durch den Gang.
    »Musikantenstadel? ... Du bist wirklich ein Idiot«, brachte Holly kichernd hervor und rieb sich die Lachtränen aus den Augen.
    »Ja, aber doch ein netter«, erwiderte Adrian sofort.
    »Geh mal ruhig! Die Chancen, dass zumindest du positiv überrascht wirst, stehen – glaube ich – ganz gut.« Auch Erik grinste immer noch.
    Lennart nickte. »Na, dann los! Ich denke, so sehr viel kann uns nun nicht mehr schrecken. Denkt daran, dass ihr hinterm Stamm nicht stehen bleibt. Wir wollen uns nicht gegenseitig behindern.«
    Er holte tief Luft und verschwand in einer Flugrolle unter dem Holzstamm. Einer nach dem anderen folgte ihm. Schließlich blieb nur noch Erik übrig. Luft holen, Zeitpunkt abwarten und los! Er rollte ab und sprang auf die Füße.
    »Wir haben Glück, Adrian. Ich höre kein Gejodel«, schrie er lachend.
    Ein kurzer Gang endete in einer Art Stollen. Eine in einer Wandhalterung steckende Fackel erhellte ihn. Erik sah sich um und räusperte sich unbehaglich. Ein Kälteschauer ließ ihn frösteln.
    »Holly? ... Lennart? ... Adrian? ... Anna?”
    Es antwortete niemand.
    Er stieß ein freudloses Lachen aus und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. Das gab’s doch nicht! Sie konnten sich nicht in Luft

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