Die Weltenwanderer
seinem Kopf hämmerte es, seine Glieder zuckten, führten geradezu ein Eigenleben. Nur noch verschwommen nahm er wahr, wie Stützpfeiler zu braunen Pfützen zusammenschmolzen. Er sauste durch Wände, die nahezu transparent waren und wie Seifenblasen zerplatzten. Gleißendes Licht blendete ihn plötzlich so schmerzhaft, dass er die Augen zusammenpresste. Erneut gab es einen Knall.
Erik glaubte, sein Trommelfell müsse platzen. Er knallte mit Kopf und Rücken gegen eine Wand und verlor die Besinnung.
Er flog hin und her.
»Nun hör auf, ihn zu schütteln, Holly! Der kotzt uns gleich voll, wenn du so weiter machst. Das hält doch kein Mensch aus.«
»Er ist wach, Adrian. ... Oh, Erik, wie geht es dir?«
»Na, übel wird ihm sein von deiner Schüttelei. Jetzt drückt sie ihn auch noch fest. Sie gibt nicht auf, bevor sie seinen Mageninhalt kennt. Ich glaub es nicht.«
»Wie geht es ihm?« Lennart beugte sich über die Gruppe.
»Wenn Holly ihn loslässt, hat er Überlebenschancen. Sieh dir das an! Der Arme weiß gar nicht, wie ihm geschieht.«
Erleichtert, jedoch immer noch benommen blickte Erik in die Gesichter seiner Freunde und murmelte: »Ich bin okay. Mann, bin ich froh, euch zu sehen.« Dann schaute er um sich herum.
Sie befanden sich in einer großen Höhle, die sich dem Geräusch nach zu schließen in unmittelbarer Nähe zum Gang mit dem Holzklotz befinden musste. Auch hier lagen überall Gebeine. Er setzte sich mit Hollys Hilfe auf, rieb sich seinen schmerzenden Kopf und fühlte eine dicke Beule.
Gemeinsam sprachen sie erst einmal über ihre Erfahrungen der vergangenen Stunden. Sie hatten alle das Gleiche erlebt - von der weichen Wand abgesehen - und schlossen daraus, dass der Magier ein magisches Labyrinth angelegt haben musste. Erik hatte offensichtlich durch Zufall eine brüchige Stelle entdeckt und das ganze Werk mit seinem Gang durch die Wand zum Platzen gebracht.
Erik blickte von einem Knochenhaufen zum anderen und schluckte unwillkürlich.
Lennart nickte ihm bedächtig zu. »Ich denke auch, dass diese Herrschaften leider nicht das Glück besaßen, jemanden dabei zu haben, der einfach mal so durch Wände geht.«
»Ich mag die Quinn nicht, aber das finde ich irgendwie ... na, jedenfalls tun sie mir jetzt doch leid«, erklärte Holly mit traurigem Gesicht.
Adrian warf ihr einen herausfordernden Blick zu. »Klingt ein bisschen nach der amerikanischen Weisheit: Ein toter Indianer ist ein guter Indianer!«
»Blödsinn! Holly hat recht«, widersprach Erik. »Das waren auch nur arme Schweine, die den für sie wichtigen Stein zurückholen sollten.«
Er machte eine Pause und fuhr dann fort: »Was mir nicht gefällt, ist, dass dieser Vermeer sie offensichtlich einfach verhungern ließ. Uns hätte er auch nicht geholfen. Scheint mir ein gefühlskalter Mann zu sein, der wirklich keinen Besuch will. Ich kann nicht sagen, dass mich das beruhigt.«
»Sehe ich genauso«, fügte Adrian stirnrunzelnd an. »Und dieser Typ muss unglaublich stark sein, wenn er solche Zauber aufrechterhalten kann. Schließlich war jeder von uns in einer eigenen Illusion gefangen. Ich denke, das würde sogar Aeneas’ Kräfte weit übersteigen. Das ist nicht gut.«
Holly nickte niedergeschlagen. »Ich hab schon gedacht, dass er stark sein muss, wenn er den Ringlords entwischen konnte, aber so stark ...« Sie verstummte und rieb sich die Oberarme.
Lennart grinste schief. »Nun mal ganz ruhig, Leute! Wir haben notfalls immer noch Erik. Zumindest gegen die zerstörerische Energie unseres Neuzuganges von der Kirmes kommt selbst Vermeer nicht an. Quod erat demonstrandum! Für Nichtlateiner unter uns: Was zu beweisen war!«
»Danke«, erwiderte Erik trocken. »Ich will gern weiterhin mein Bestes geben. Zurück können wir ohnehin nicht. Aber wie geht es jetzt weiter?«
Anna wies mit der Hand nach links und erklärte lapidar: »Wie, weiß ich auch nicht, nur wo! Da erwartet uns einer unserer allseits beliebten Gänge.«
Sie erhoben sich alle.
Holly schüttelte den Kopf. »Wisst ihr, was merkwürdig ist? Als wir hierher kamen, waren wir zusammen, und ich hatte ziemliche Angst. Dann wurden wir getrennt, und ich dachte, ich sterbe vor Angst. Jetzt sind wir wieder zusammen, und ich weiß, dass der Drachenmann stark und grausam ist, und bin erleichtert. Ich hab keine, ... oder jedenfalls nicht mehr so große Angst.«
»Das ist nicht merkwürdig, Schätzchen«, widersprach Adrian blinzelnd. »Wir empfinden alle Erleichterung darüber,
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