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Die Weltverbesserer

Die Weltverbesserer

Titel: Die Weltverbesserer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd jr. Biggle
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tellerähnlichen Hufe des großen Narmpfs platschten lautstark in den breiigen grünen Lehm. Trommelnd fiel der Regen herab. Farrari stolperte neben dem Wagen einher, den Kopf gebeugt, die nackten Schultern gegen den schneidenden Wind stemmend. Er konnte sich nicht mehr erinnern, wann ihm zum letztenmal warm gewesen war.
    Liano saß mit gekreuzten Beinen auf dem Wagen. Ihr zerfetztes Kleid zeigte rote Hecken und Ölspuren vom schweren, durchdringenden Rauch der Nachtfeuer. Der Regen hatte die Spuren der Quarm-Asche von ihrem Gesicht gewaschen und ihr Haar eng an den Kopf geklatscht. Ihre Augen glänzten sehnsüchtig. Farrari warf ihr einen bewundernden Blick zu, denn sie war schön.
    Sie begegnete seinen Augen, und ihre Lippen formten einen Tadel.
    Bleib fest.
    Gehorsam senkte er den Blick und konzentrierte sich darauf, dicke Lehmklumpen von seinen bloßen Füßen zu schütteln. Liano hob ihre Stimme zu einem zitternden, hohen Gesang.
    Bleib fest. Ihrer beider Leben hing davon ab.
     
    Liano trainierte ihn. Von Zeit zu Zeit sah der Koordinator herein. Peter Jorrul, der selten auf dem Stützpunkt war, kam ebenfalls. Er schien wenig Interesse an Farraris Fortschritt zu haben. Er beobachtete Liano.
    Ihre Stimmung wechselte jäh. Entweder war sie ein überschwengliches Kind, das sich enthusiastisch für alles begeisterte, was Farrari tat, oder sie war die rätselhafte Seherin, die ihn mit ihrem kalten Lächeln erschreckte. Sie konnte stundenlang ausdruckslos vor sich hinstarren, mit blassem Gesicht und zuckenden Muskeln. Entweder starrten ihre dunklen Augen ins Leere oder auf Farrari, was ihn noch mehr irritierte. Er fragte sich, ob sie in seine Zukunft sah und ob ihr das, was sie da erblickte, Entsetzen einflößte.
    Mit gebeugtem Körper und ausgestellten Füßen drehte er langsame Runden durch den Raum, um den Gang eines Ols imitieren zu lernen, und wenn er sich nach dem dreißigsten Rundgang ihr zuwandte, um ihr Lob oder ihren Tadel zu hören, fand er sie reglos ins Nichts starrend. Er fragte Dr. Garnt, der im Außendienst arbeitete und Jorrul unterstand, was man in solchen Situationen machen könne.
    »Nichts«, antwortete der Doktor müde. »Tun Sie so, als würden Sie nichts merken.«
    Die Sprache der Ols verwirrte Farrari. Zuerst dachte er, dieses Gemisch von Grunzen, Zwitschern, Stöhnen und Zischen sei wieder einer von Lianos kindischen Einfällen. Die Ols schienen das primitivste Volk zu sein, von dem er je gehört hatte, mit weniger Verständigungsfähigkeiten als intelligente Tiere.
    Als er mehr gelernt hatte, war er sich dessen nicht mehr so sicher. Für ein Ol konnten ein paar Laute eine Menge bedeuten, und die verschiedenen Tonhöhen konnten aus einem einzigen Grunzlaut ein ganzes Vokabular machen.
    Wochenlang lernte Farrari, sich wie ein Ol zu bewegen und so zu sprechen. Und als er gewisse Fortschritte gemacht hatte, entdeckte er zu seinem Mißvergnügen, daß er auch lernen mußte, wie ein Ol zu leben und zu denken – oder sich wenigstens so zu benehmen, als würde er wie ein Ol denken.
    Die Szene seines Trainings wurde in ein einsames, unzugängliches Tal verlegt, und hier lebte er tagelang mit Liano. Er lernte, mit den häßlichen Narmpfs umzugehen, und obwohl er ihre kraftvollen Körper bewunderte, konnte er wenig Zuneigung zu den geifernden Biestern fassen. Ihre winzigen Köpfe umgaben große, zahnlose Mäuler, die von hornhautartiger Substanz eingefaßt waren. Sie fraßen nur Zrilmblätter, und Farraris erster Versuch, die dornigen, giftigen Blätter zu sammeln, endete mit blutenden Händen. Sie zogen von einem Ende des Tals zum anderen, Liano im Wagen, Farrari neben ihr her stolpernd und das Narmpf in die Richtung lenkend, die sie befahl. Und jedesmal sackte er in sich zusammen, wenn sie seine aufrechte Haltung tadelte.
    Eines Nachts, als Liano sich in ihren Gesängen verlor, sie sie vergessen hatte und wiederzufinden suchte, baute er zwei Ol-Hütten aus geflochtenen Zweigen und Lehm und machte ein Ol-Feuer aus Rinde, formte einen umgestalten Topf aus Lehm und kochte ein Ol-Essen: eine Handvoll Körner, die sich im kochenden Wasser aufzublähen und zusammenzuschrumpfen schienen, sobald sie im Magen waren. Er verlor rasch an Gewicht und war immer hungrig. Aber auch das gehörte zu seiner Ausbildung. Er sah viel zu gesund aus, um ein Ol vorstellen zu können.
    Wenn Liano in der Dunkelheit ins Feuer starrte, mit vor Hitze gerötetem Gesicht, und mit Gesten ein mysteriöses Ritual für eine

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