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Die Weltverbesserer

Die Weltverbesserer

Titel: Die Weltverbesserer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lloyd jr. Biggle
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fest, während sie Heilgebete sprach, versorgte das Narmpf, und schließlich, wenn die Ols sich in ihre Hütten zurückgezogen hatten, gab er seinen täglichen Bericht an das Hauptquartier durch.
    Nach zwei oder drei Nächten in einem Dorf zogen sie weiter, zum nächsten Dorf. Die Nächte wurden kälter und länger. Das letzte Getreide wurde geerntet, und der Tag kam, an dem die meisten Ols im Dorf blieben. Jorrul war der Meinung, daß Farrari den Strapazen seines Ol-Daseins nun nicht mehr länger gewachsen war, und befahl die Rückkehr. Sie fuhren in unbewohntes Ödland, und von dort holte sie eine Plattform ab.
    »Sie haben Ihre Sache gut gemacht«, sagte Jorrul zu Farrari. »Sie haben sich wie ein Ol benommen. Jetzt werden wir Ihnen beibringen, wie man als Ol denkt.« Leiser setzte er hinzu: »Auch Liano hat sich gut gehalten. Haben Sie etwas herausgefunden?«
    Farrari schüttelte den Kopf. Sie hatten ihm aufgetragen, jedes Anzeichen zu beachten, das sie der Lösung des Geheimnisses um die Yilescs näherbringen würde. Aber er hatte nichts entdeckt.
    »Glauben Sie, daß ich Liano bitten kann, meine Frau zu werden?« fragte Farrari.
    »Sie wird nein sagen«, sagte Jorrul. »Nach dem, was passiert ist. Ihr Mann wurde buchstäblich vor ihren Augen in Stücke gerissen. Sie können ihr viel besser helfen, wenn Ihre Beziehung zu ihr unpersönlich bleibt.«
    »Dann sagen Sie mir, warum sie sich ausgerechnet mich ausgesucht hat, wenn sie kein persönliches Interesse an mir hat«, sagte Farrari ärgerlich.
    »Darüber haben wir uns auch schon gewundert.« Mit einem Schulterzucken wechselte Jorrul das Thema. »Hatten Sie irgendwelche Schwierigkeiten?«
    »Nachdem meine Muskeln sich daran gewöhnt hatten, sich wie ein Ol zu bewegen, habe ich mich meist gelangweilt.«
    »Weil Sie nicht wie ein Ol denken.«
    »Können Sie mir sagen, wie ein Ol denkt?«
    »Nein«, gab Jorrul zu. »Wir können höchstens sagen, wie ein Ol denken könnte.«

 
11.
     
    Es war der Frühling des Hungerns.
    Die Ernte war mager gewesen, und die Herrenrasse hatte sich genommen, was sie brauchte, ohne darauf zu achten, was für die Ols übrigblieb. Und in diesem Jahr starben die Ols zu Tausenden.
    Farrari und Liano verbrachten den Winter mit intensiviertem Training und kehrten zu Beginn des Frühlings in die Ol-Dörfer zurück. Das kalte Wetter hielt an, der Regen fiel schwer und unaufhörlich vom Himmel, und Dr. Garnt erhielt Berichte vom Tod mehrerer Ol-Agenten.
    Der Koordinator sandte nach Farrari. Er und Jorrul hatten die Berichte des Arztes studiert, und sie sahen aus, als würden sie Farrari zu seinem eigenen Begräbnis einladen.
    »Diese Informationen haben wir von Orten erhalten, an denen unsere Agenten während des ganzen Winters von verstärkten Ol-Rationen lebten«, sagte Jorrul ernst. »Wenn sie schon gestorben sind, was mag erst mit den anderen geschehen sein, die sich mit den einfachen Ol-Rationen begnügen mußten?«
    »Wir müssen es wissen«, sagte Paul. »Und wir müssen alles tun, um ihnen zu helfen. Ich hatte eigentlich vor, Sie hierzubehalten, bis sich das Wetter bessert, aber …«
    »Ich verstehe, Sir«, sagte Farrari. »Wenn mit Liano alles in Ordnung ist, bin ich bereit aufzubrechen, wann immer Sie wollen.«
    »Bei diesem Wetter mit einem Ol-Lendenschurz herumzulaufen wird nicht sehr angenehm sein. Warum grinsen Sie?«
    »Als ich anfing, ein Ol zu sein, hatte ich den idiotischen Gedanken, den Ols Kultur bringen zu wollen.«
     
    Sie gingen in den Fußstapfen des Todes. Äußerlich schien das Leben weiterzugehen wie gewöhnlich. Die Ols versammelten sich um das Lagerfeuer. Aber es waren veränderte Ols. Scharf standen die Knochen unter ihrer Haut hervor. Sie waren so schwach, daß sie zu viert ein einziges Quarm-Holzscheit ins Feuer werfen mußten. Sie drängten sich stundenlang in den kleinen Wärmekreis, ohne einen Laut hervorzubringen. Sogar die Frauen schwiegen.
    Sie waren zu kraftlos, um die Toten wegzuschaffen. So lagen die Leichen in den Hütten und verfaulten. Farrari und Liano schleppten sie ins Totenhaus, säuberten die Hütten und versorgten die Kranken. Heimlich fügten sie den Wassersuppen pulverisierte Nährstoffe hinzu. Im Morgengrauen zogen sie zum nächsten Dorf weiter.
    Auch hier war der Tod ihnen zuvorgekommen.
    Jeden Tag ein anderes Dorf, jeden Tag neue Tote. Farrari verlor das Gefühl für Zeit. Beide waren der Erschöpfung nahe. Als sie über eine weite, öde Strecke fuhren, an deren Ende sich neues

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