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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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wollte Wie dem auch sei sagen, aber sie schwieg. Sie wusste, dass Mattei recht hatte.
    »Warten wir ab, ob das neue Medikament wirkt. Anschließend sehen wir, womit wir es zu tun haben«, sagte Mattei.
    Sie blieben noch ein wenig am Tisch sitzen, ohne dass eine von ihnen etwas sagte. Dann ging Finchs Alarm im Schlafzimmer los.
    »Ich bin gleich wieder da«, sagte Zee und lief in sein Zimmer.
    Mattei entdeckte ihre Hochzeitseinladung auf dem Drehtablett, ungeöffnet. Sie hatte sie immer noch in der Hand, als Zee zurückkam.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Mattei.
    »Ja. Er hat sich nur ein bisschen im Bettzeug verheddert.« Zee sah den Umschlag, den Mattei in Händen hielt.
    »Ich wollte euch die Antwortkarte zurückschicken«, entschuldigte sich Zee. Die Hochzeit war erst am Labor-Day-Wochenende. »Ich komme natürlich.«
    Mattei zögerte. »Ich hätte Verständnis dafür, wenn du nicht willst«, sagte sie schließlich. »Michael kommt angeblich in Begleitung.«
    Zee starrte sie an. »Das ging aber schnell.«
    »Ich würde sagen, sein Ego ist etwas angeschlagen«, meinte Mattei. »Ich könnte es wirklich nachvollziehen, wenn du nicht dabei sein willst. Obwohl Rhonda und ich natürlich beide enttäuscht wären.«
    »Ich komme«, sagte Zee.

40
    Melville erinnerte sich noch an das Datum, an dem gleichgeschlechtliche Ehen in Massachusetts legal wurden. Es war der 17. Mai 2004. Am 20. Mai desselben Jahres, es war der Tag, an dem sich Melville und Finch vor langer Zeit kennengelernt hatten, hatte er Finch einen Heiratsantrag gemacht.
    Nicht, dass sie zuvor nie über das Heiraten geredet hätten. Schon Jahre, bevor es erlaubt worden war, hatten sie sich damit auseinandergesetzt und genau besprochen, was es für sie bedeuten würde: Langzeitpflege füreinander, das Sorgerecht für Zee, falls Finch etwas zustoßen sollte. Als bei Finch die Parkinson-Erkrankung diagnostiziert wurde, wurde es eine Weile sogar noch wichtiger für ihn, obwohl Zee damals schon aufs College ging und die Frage des Sorgerechts nicht mehr sonderlich relevant war. Trotzdem hatten Finch und Melville ihre Gründe gehabt, gemeinsam mit den anderen schwulen und lesbischen Gemeinschaften in Massachusetts für die gleichgeschlechtliche Ehe einzutreten, und als in Vermont die standesamtliche Hochzeit legalisiert wurde, erwogen sie es sogar kurz, in diesen Staat zu ziehen. Aber sie verwarfen die Idee wieder und kämpften in ihrem Heimatstaat nur umso stärker für den Gesetzesentwurf.
    Als es dann endlich so weit war, hatte Finch aufgehört, darüber zu sprechen. Seine Krankheit belastete ihn mittlerweile dermaßen, dass er sich bloß noch durch jeden Tag hindurchkämpfen konnte. An einen Kampf für die Veränderungen, die ihnen früher so am Herzen gelegen hatten, war gar nicht mehr zu denken.
    Aber Melville wollte Finch mehr denn je heiraten, und zwar aus ganz praktischen Gründen. Das Erbe war ihm egal – Finch hatte längst seine Treuhänder bestimmt und großzügig für Zee und Melville gesorgt. Aber Melville hatte es nicht geschafft, Finch davon zu überzeugen, ihm eine Vorsorgevollmacht zu unterzeichnen, die ihn berechtigte, Entscheidungen zu treffen, falls Finch dazu nicht mehr in der Lage sein sollte. Und dafür gab es eine ganz einfache Erklärung: Finch war sich nicht sicher, dass Melville mit seinen Wünschen einverstanden war.
    Seit ein paar Jahren hortete Finch seine Tabletten. Immer wenn er gestürzt war und der Arzt ihm Schmerzmittel verschrieb, ließ sich Finch die Packung geben. Beim jährlichen Check-up beim Hausarzt klagte Finch über Schlaflosigkeit und hob dann die verschriebenen Schlaftabletten auf. Wenn Melville ihn darauf ansprach, wurde Finch wütend und behauptete, Melville würde ihm im Falle des Falles nicht helfen.
    »Ich habe nie gesagt, dass ich dir nicht helfen würde«, sagte Melville.
    »Du hast auch nie gesagt, dass du es tun würdest.«
    »Uns bleiben noch Jahre, bevor das ein Thema wird«, sagte Melville und überredete Finch, ihn die Tabletten den Ausguss hinunterspülen zu lassen. Sie wären ohnehin längst abgelaufen, wenn Finch so krank wurde, dass er sie nehmen wollte.
    Seither hatten sie nicht mehr darüber gesprochen. Aber im Sommer 2003 waren sie in Wolfeboro in New Hampshire gewesen und hatten in ihrer Lieblingspension gewohnt. Bei einem Antiquitätenverkauf in einem alten Schuppen hatte Finch ein kleines braunes Fläschchen in einer alten Flaschensammlung auf dem Speicher entdeckt. Er betrachtete es genau und

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