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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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antwortete der Moderator.
    »Mehr oder weniger«, sagte der Geschichtenerzähler. »Bei den älteren Schiffen waren sie meistens aus Holz.«
    »Rudergabeln«, wiederholte der Moderator.
    »Ja, aber aus Holz«, erklärte der Geschichtenerzähler. »Wie zwei Stifte«, sagte er. »Der Mann, dem das vom Mörder gestohlene Dory gehörte, hatte sie unmittelbar vorher durch neue ersetzt. Der Grad ihrer Abnutzung bewies, dass jemand über eine lange Strecke gerudert war.«
    Eine Geschichte führte zur nächsten, und bald war ein Mitglied der Besatzung der Friendship an der Reihe. »Ich habe auch eine Geschichte über Ruderdollen oder Gabeln oder wie ihr sie nennen wollt, und meine ist früher passiert als die auf Smuttynose, aber auch in dem Fall waren abgenutzte Ruderdollen der Hauptbeweis.«
    Hawk hörte zu, als der Seemann die Geschichte von dem Haus in der Turner Street und Zylphia und ihrem Seemann erzählte, eine Geschichte, die er noch nie zuvor gehört hatte.
    »Das ist das Haus deiner Exfreundin, von dem er da erzählt«, flüsterte Josh.
    Als der Seemann genau ausführte, wie der junge Matrose in der Turner Street die Hauswand hochkletterte, um Zylphia auf dem Witwensteg zu lieben, stand Hawk auf.
    »Alles klar?«, fragte Josh.
    Hawk sagte nichts, lauschte aber dem Rest der Geschichte, von den Schlägen des Kapitäns und von der Vermutung, dass Zylphia und ihre haitianische Haushälterin ihn vergiftet hatten, von Zylphias Flucht, den abgenutzten Ruderdollen auf dem gestohlenen Dory, das auf den Misery Islands gefunden wurde, der Beweis, dass sie es geschafft hatten zu entkommen. Das Liebespaar war schlichtweg verschwunden, auf völlig mysteriöse Weise, und sie hatten nur das Dory mit den abgenutzten Ruderdollen zurückgelassen.
    Die Frauen in der ersten Reihe waren hingerissen von der Geschichte, was zu höhnischen Bemerkungen seitens der Matrosen führte. »Ist das romantisch«, sagte eine Frau und legte sich die Hand aufs Herz.
    »Ich werde mich hüten, mit Ihnen auszugehen«, sagte der Moderator.
    »Ausgehen ließe sich schon machen«, sagte ihre Freundin. »Aber nicht heiraten.«
    »Okay.«
    Hawk wurde nervös, als er so dastand. Er fand die Geschichte nicht romantisch – er fand sie brutal und abscheulich. Er dachte an Roy und was er Lilly angetan hatte. Und dass er nichts hatte tun können, um ihn aufzuhalten. Und dann dachte er an Zee. Eigentlich hatte er die ganze Zeit an sie gedacht.
    Roy war vor kurzem nach New Hampshire gezogen. Nicht in diesen Teil von New Hampshire, sondern auf die andere Seite des Staates, ein paar Stunden entfernt. Hawk wollte noch sichergehen, dass Roy verschwunden war, bevor er die Stadt verließ. Viel konnte er nicht für Zee tun, aber zumindest das.
    Trotzdem fühlte er sich nicht besser. Er war sehr aufgewühlt. Es war heiß hier drinnen. Er musste an die frische Luft.
    Josh holte ihn draußen ein. »Ich dachte, die Geschichte kennt jeder.«
    »Ich nicht«, sagte Hawk.

54
    »Unterschreib die Anordnung zum Verzicht auf Wiederbelebung, wenn sie dich lassen«, sagte Melville zu ihr. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob ihn ein Arzt für entscheidungsunfähig erklären kann. Eventuell musst du damit zum Gericht.«
    »Das klingt, als hättest du dich schon damit beschäftigt.«
    »Ich habe damit gerechnet, dass es dazu kommt, ja.«
    Zee ärgerte sich, dass sie das Thema zur Sprache gebracht hatte. »Ich will keine solche Anordnung unterzeichnen.«
    »Das würde er aber wollen.«
    »Wenn er das unbedingt will, warum hast du dir keine Vorsorgevollmacht von ihm geben lassen?«
    »Wahrscheinlich aus demselben Grund, weshalb wir keine Hochzeitspläne gemacht haben«, sagte Melville. »Wir dachten immer, wir hätten noch Zeit.«
    »Das tut mir leid«, sagte Zee. »Schade, dass ihr nicht geheiratet habt.« Sie dachte an die Hochzeit, auf die sie heute Abend gehen würde, und wie glücklich sich Mattei und Rhonda im Vergleich schätzen konnten.
    »Wechseln wir das Thema«, meinte Melville schließlich. »Alles Gute zum Geburtstag.« Er hob das Glas und prostete ihr zu. Sie lächelte.
    »Jungfrau«, sagte er. »Sehr ordentlich und organisiert. Arbeitet genau. Aufmerksam. Wählerisch. Du kannst etwas zu Tode denken. Paralyse durch Analyse fällt einem da ein.«
    »Du bist ja ein kleiner Astrologe«, sagte sie.
    »Alles Gute zum Geburtstag«, wiederholte er. »Auf dass im nächsten Jahr alles besser wird.«
    Sie blickte gerade auf, als Mickey und Ann die Bar betraten. Mickey hielt Ann einen

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