Die Widmung: Roman (German Edition)
Stuhl hin, und sie setzte sich. Melville und Zee sahen einander vielsagend an.
»Ist das ein Rendezvous?« Zee staunte.
»Sieht verdammt danach aus.«
»Ich glaub das nicht.«
Jessina suchte in den Küchenschränken nach einer Kuchendekoration. Von dem bunten Zucker hatte sie das meiste für die Kekse am Vierten Juli verbraucht. Jetzt stieß sie auf grüne vierblättrige Kleeblätter, die sie aber nicht verwenden wollte, und ein paar Konfetti in Herzform, die man sehr gut um den Kuchen herum ausstreuen konnte. Sie brauchte noch etwas anderes. Sie stieg auf einen Küchenstuhl und suchte ganz hinten im Schrank mit den Backzutaten, bis sie das bernsteinfarbene Fläschchen mit den silbernen Dragées entdeckte. Die Kügelchen wären perfekt, dachte sie.
Sie legte die silbernen Perlen im Abstand von zwei Zentimetern rund um den Kuchen. Es waren noch so viele übrig, dass sie in der Mitte ALLES GUTE , ZEE buchstabieren konnte. Als sie fertig war, deckte sie ihre Kreation mit Frischhaltefolie ab, die sie mit Zahnstochern auf Abstand hielt, damit sie nicht an der Glasur festklebte.
Sie räumte das Drehtablett leer und stellte den Kuchen in die Mitte. Sie drehte ihn genau so hin, dass Zee den Geburtstagsgruß sah, sobald sie die Küche betrat.
Zee schaute auf die Uhr, als Melville die Rechnung unterschrieb.
»Danke für das Essen«, sagte sie.
»Macht es dir wirklich nichts aus, ganz alleine auf die Hochzeit zu gehen?«, fragte er. »Ich kann dich begleiten, wenn du mir ein bisschen Zeit gibst, mir einen Anzug anzuziehen.«
»Ich schaffe das schon«, sagte sie. »Aber danke.«
Auf dem Weg nach draußen blieben sie noch an der Bar stehen, um Ann und Mickey zu begrüßen.
Die Bar war voll mit Essensgästen, die auf einen Tisch warteten, und einer Gruppe von Schickimicki-Seglertypen. Ein paar der Männer musterten Zee, als sie vorbeiging.
»Und, was habt ihr beide heute vor?«, fragte Zee Ann und Mickey.
»Frag nicht«, sagte Ann.
Mickey lächelte breit und stand auf, um Zee seinen Stuhl anzubieten.
»Wir brechen gerade auf«, sagte Melville.
»Mattei und Rhonda heiraten heute«, führte Zee aus.
»Ach, das habe ich ganz vergessen«, meinte Ann. »Wird bestimmt nett.«
»Meine Chefin«, erklärte Zee für Mickey. Da sie wusste, wie Mickey über dieses Thema dachte, fügte sie noch hinzu: »Und ihre Freundin.«
Alle warteten auf Mickeys Reaktion. »Na ja, wenn die anständigen Bürger von Massachusetts das wollen, was sollte ich dagegen haben? Ich bin ein fortschrittlicher Mensch.«
Ann verdrehte die Augen. »Aber sicher.«
An der Bar wurden zwei Plätze frei, und ein junger Mann, der Zee die ganze Zeit begafft hatte, nahm seinen Mut zusammen und kam zu ihnen.
»Hey, bei uns ist noch Platz«, sagte er. »Falls du Lust hast, mit deinem Vater was mit uns zu trinken.«
Zee lehnte lächelnd ab.
»Mit deinem Vater«, sagte Mickey zu Melville. »So ein Idiot. Woher wollte er wissen, dass ihr kein Date habt?«
Er war ehrlich entrüstet, aber er konnte es nicht sehr geschickt vermitteln. »Ein älterer Mann mit einer jüngeren Frau, das kommt doch ständig vor.« Er lächelte Ann an.
Komisch, wie sich die beiden ähneln, dachte Ann, als sie Zee und Melville ansah. Ann wunderte sich, dass ihr das noch nie aufgefallen war. Man konnte sie leicht für Vater und Tochter halten. Äußerlich ähnelte Zee in vielerlei Hinsicht ihrer Mutter. Aber wenn man die Wangenknochen genauer betrachtete und die Augen …
»Ich hole das Auto.« Melville verabschiedete sich.
»Ich dachte mir schon, dass du ein bisschen zu schick bist für hier«, sagte Mickey. »Alles Gute zum Geburtstag.« Er küsste sie auf die Wange.
»Alles Gute, Hepzibah«, sagte Ann.
»Komm nicht zu spät nach Hause«, sagte Mickey.
Zee lachte. Sie küsste beide zum Abschied und ging hinaus.
»Was ist?«, fragte Mickey, der sich wunderte, dass Ann das Auto betrachtete, als Melville vorfuhr.
»Nichts«, sagte Ann.
Stolichnaya mit einer großen Platte Austern, die Mickey bestellt hatte, wurde serviert. Ann lachte. »Austern?«, sagte sie. »Musst du vegan im Wörterbuch nachschlagen?«
»Na, du hast schließlich das Finz ausgesucht.«
»Und ich habe vor, das vegane Gericht zu bestellen«, sagte sie. »Gar nicht zu reden von diesem lächerlichen Klischee. Austern … Willst du mich auf den Arm nehmen?«
»Ich wollt’s mal drauf ankommen lassen.«
Durch das Fenster beobachtete Ann, wie Melville vor dem Lokal hielt. Er stieg aus und ging auf die
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