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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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sangen, und Finch, normalerweise eher steif in seiner neuenglischen Zurückhaltung, trank und sang mit ihnen. Manchmal hörte sie ihn singen, wenn er spätnachts nach Hause kam, die klischeehaften Lieder des torkelnden Betrunkenen, die sie aus den alten Filmen kannte, die sie mit ihrer Mutter angeschaut hatte. Finch war hier ganz der singende, schwankende, glückliche Trunkenbold der Komödien der 30er Jahre. Zee sah die Freude, die er dabei hatte, besonders im Kontrast zu Maureens zunehmender Depression, und so glaubte sie zu verstehen, weshalb ihr Vater die Gesellschaft von Männern bevorzugte. Männer tranken und sangen und amüsierten sich eben. Ihr einziger Wunsch war es dann, selbst dazugehören zu können.
    In der ihr typischen Art erzählte Maureen Zee dann irgendwann intime Details über Finchs Neigung zu Männern. Viel später, erst als Zee alt genug war, um einen Bezugspunkt für solche Dinge zu haben, wurde ihr klar, was ihre Mutter gemeint hatte und warum sie diese Geschichten so wütend erzählt hatte. Dass sich Finch gegenüber Maureen falsch dargestellt hatte, war zum größten Verrat im Leben ihrer Mutter geworden.
    Für Zee hatte Maureens unerfüllter Traum immer darin bestanden, das zu erfahren, was sie »Die große Liebe« nannte. Das wünschte sie sich am meisten im Leben, und sie hatte sich geschworen, es von Finch zu bekommen, als sie sich kennengelernt und die erste Zeit ihrer Ehe auf Baker’s Island verbracht hatten. Maureen erzählte oft sehnsüchtig von der Nacht, in der er ihr laut ein Gedicht vorgetragen hatte – Yeats, nicht Hawthornes düstere Zeilen. In ihrer Hochzeitsnacht hatte er ihr das Buch mit dem Gedicht darin geschenkt, und dieses Buch hütete sie ihr ganzes Leben lang wie einen Schatz. Sie schloss es in dem Zimmer auf Baker’s Island ein, in dem sie ihre Hochzeitsnacht verbracht hatte und das sie seither zum Schreiben nutzte. Dass sie in ihrem Alltag mit Finch keine solche Leidenschaft mehr fand, war das Kreuz, das sie zu tragen hatte. Als Irin und Katholikin dazu kannte Maureen den Begriff der Bürde nur allzu gut, und die ihre bestand in einer zunehmend lieblosen Ehe innerhalb der Schranken einer Religion, die ihr Ausbrechen energisch zu verhindern suchte.
    Nachdem ihr klar geworden war, dass Finch sich Männern zugewandt hatte, eine Zeit, die Maureen als »Der Verrat« bezeichnete, verkroch sich Maureen in ihrem Häuschen auf Baker’s Island und begann die Geschichte zu schreiben, die sie nie fertigstellen konnte und der sie den Titel »Einmal« gab. Finch betrachtete das als das erste Anzeichen ihrer bevorstehenden Geisteskrankheit, doch Zee hielt das heute eher für eine schwere Wochenbettdepression, von der sich Maureen nie ganz erholt hatte.
    Die Schwangerschaft war problemlos verlaufen, aber die Wehen und die Entbindung waren schwierig. Die Tatsache, dass Maureen keine Bindung zu dem Kind entwickelte, das sie ihm geboren hatte, bereitete Finch keine großen Sorgen – seine Bindung zu dem Kind reichte für sie beide. Die Geburt seiner geliebten Hepzibah war der einzige Grund, weshalb er seine Ehe nicht aufgab, denn da er selbst kein Katholik war, fiel es ihm leichter zu glauben, dass der Fehler, den er mit einer so übereilten Heirat begangen hatte, zu beheben sein könnte.
    Die letzten Tage vor Maureens Tod waren so entsetzlich gewesen, dass Zee und ihr Vater nie darüber gesprochen hatten. Zee hatte zwar oft mit Mattei in ihren Sitzungen darüber gesprochen, niemals jedoch mit Finch. Im Rückblick fragte sie sich, an wie viele Tage sich Finch eigentlich noch erinnerte, nachdem er häufig bis zur Bewusstlosigkeit getrunken hatte.
    Nur allzu gut erinnerte sich Zee wiederum an einen bestimmten Abend, nicht lange vor Maureens Tod. Es war schon spät, als Finch betrunken und in seinem Piratengewand in der Küche stand und Hawthorne rezitierte, und zwar mit so lauter Stimme, dass er einen Hörsaal hätte füllen können: »Kein Mensch kann längere Zeit gegen sich ein anderes Gesicht tragen als gegen die Menge, ohne endlich irre zu werden, welches das wahre sei.« Damals hatte Zee geglaubt, er spreche über sein Piratendasein. Jetzt war sie natürlich schlauer.
    Ob Finch sich nun an den Tag des Selbstmords erinnerte oder nicht, seinen damaligen Gesichtsausdruck würde Zee nie mehr vergessen. Nach einem seiner Gelage zog er singend durch die Gassen nach Hause. Als er Maureens Schreie hörte, wurde er sofort nüchtern. Er lief ins Haus und die Treppe hinauf. Dort fand er

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