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Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
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Tisch war zwar nicht sehr stabil, und die Dekorationen bestanden vermutlich aus billigem Tand, aber die Wahrsagerin besaß doch einige High-Tech-Geräte. Auf dem Boden unter dem Tisch befanden sich zwei Fußschalter: ein Dimmer und eine Drehscheibe zum Einstellen der Tonanlage.
    »Absolute Ruhe bitte«, verkündete Arcana mit der Autorität einer salbadernden Grundschullehrerin.
    Zee wunderte sich über diese Ansage, da kein Mensch auch nur ein Wort von sich gegeben hatte.
    Mit ihren bloßen, affenartigen Füßen betätigte die Wahrsagerin die beiden Schalter. Sie packte sie mit den Zehen und bewegte gekonnt die Scheiben. Zuerst war Musik zu hören, eine Mischung aus indischer Mystik und Thereminklängen wie aus irgendeinem schlechten Science-Fiction-Film aus den Fünfzigerjahren. Mit dem anderen Fuß dimmte sie das Licht, bis Maureen und Zee beinahe im Dunkeln saßen. Die einzige Lichtquelle war das Neonschild für die Gasse auf der anderen Straßenseite.
    Maureen war gespannt. »Soll ich irgendwas tun?«
    »Noch nicht.«
    Während der nächsten vier, fünf Minuten machte die Wahrsagerin Atemübungen. In einer großen Inszenierung sog sie immer wieder die Luft tief durch die Nase ein und atmete durch den Mund aus.
    Als sie sprach, klang ihre Stimme eine Oktave tiefer.
    »Hallo, hier ist ARCANA «, sagte sie. »Wie lautet deine Frage?«
    Zee musste sich bemühen, nicht zu lachen.
    »Ich habe keine Frage. Ich bin hier, um etwas über meine früheren Leben herauszufinden«, sagte Maureen sanft.
    »Wie lautet deine Frage ?« Arcana sprach mit dröhnender Stimme.
    Maureen schaute zu Zee hin. »Meine Frage lautet wohl, ob ich in einem früheren Leben Zylphia Browne war.«
    Es lief überhaupt nicht so, wie Maureen es Zee vorab beschrieben hatte. Sie hatte vermutet oder irgendwo gelesen, dass sie diejenige sein würde, die in Trance versetzt wurde. In dem Buch über Reinkarnationstherapie, das sie gelesen hatte, versetzte der Therapeut die Patientin in eine Trance und nahm auf, was dabei gesagt wurde. Wenn die Patientin aufwachte, konnte sie selbst hören, was sie unter Hypnose gesagt hatte. Eine andere Möglichkeit war die, dass Arcana sich in Trance begab, so wie Edgar Cayce es getan hatte, und einfach ihre Eindrücke wiedergab. Maureen wirkte überrascht, dass sie die Frage selbst stellen musste.
    Zee strengte sich immer noch sehr an, nicht zu lachen.
    Die Wahrsagerin schwieg. Aber Zee spürte durch Arcanas angebliche Trance hindurch, dass sie sich ärgerte. Sie konnte nicht sicher sagen, ob Arcana nur so tat als ob, aber sie hätte darauf gewettet. Zee war sich bewusst, dass die Wahrsagerin sie beobachtete. Wenn sie nicht aufhören konnte zu kichern, würde Arcana sie bestimmt hinauswerfen.
    »Wie lautet deine Frage?«, donnerte Arcana.
    »Das hat sie doch schon gesagt. Sie will wissen, ob sie in einem anderen Leben Zylphia Browne war«, sagte Zee schließlich.
    »Still!«, zischte Arcana.
    Maureen warf Zee einen warnenden Blick zu. Ihre Stimme zitterte, als sie die Frage noch einmal formulierte: »War ich in einem vorherigen Leben Zylphia Browne?«
    Jeder in Salem kannte die Geschichte von Zylphia Browne, die ihren Ehemann getötet hatte und dann verschwunden war, ohne je wieder gesehen worden zu sein.
    »Die MÖR -de-rin?« Arcana betonte mit ihrer tiefen Stimme die erste der einzelnen Silben und zog die Augenbrauen hoch wie Gloria Swanson in Sunset Boulevard .
    Es war verkehrt, Zylphia als Mörderin zu bezeichnen; sie war eher ein Missbrauchsopfer, das entkommen konnte. Sogar Zee sah das so.
    Man brauchte keine Wahrsagerin, um herauszufinden, welche Antwort Maureen hören wollte. Man brauchte auch keine Wahrsagerin, um zu wissen, wie wenig diese Frau Maureen mochte. Maureen war eine schöne Frau, und sie sah sehr kindlich aus. Das konnte leicht naiv wirken, wenn man sie nicht kannte, und es brachte oft Frauen gegen sie auf, die sich ihren Weg im Leben hatten erkämpfen müssen und denen das nicht leichtgefallen war. Arcana schien instinktiv zu wissen, dass sie Maureen mit ihrer Antwort verletzen konnte.
    »Spieglein, Spieglein an der Wand«, sagte sie vor sich hin. Das Jaulen einer Harley, das von der Straße heraufdrang, übertönte ihre Stimme.
    »Wie bitte?« Maureen bemühte sich, sie zu verstehen. Selbst Zee beugte sich vor.
    »Sie sind nicht Zylphia Browne«, sagte Arcana nun unüberhörbar. »Aber Ihre Tochter ist es.«
    Maureen starrte sie an, zunächst ohne zu begreifen.
    Arcana zeigte anklagend mit dem

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