Die Widmung: Roman (German Edition)
erzählt. Daher war sie überrascht, als die beiden gemeinsam kurz nach Weihnachten im Laden auftauchten.
»Wir müssen dir etwas sagen«, begann Maureen. »Wir sind schwanger.« Für jemanden, der gerade alles bekommen hatte, was er sich gewünscht hatte, sah Maureen nicht ganz so glücklich aus, wie man erwarten würde.
Finch hingegen wirkte völlig begeistert.
»Ich gratuliere!«, sagte Ann. »Das sind ja wunderbare Neuigkeiten!«
Durch die Schwangerschaft blieb ihre Beziehung bestehen, genau wie Maureen gehofft hatte, als sie Ann ursprünglich um einen Trank gebeten hatte. Der zukünftige Vater war so aufmerksam, dass Maureen während der Dauer der Schwangerschaft einfach glücklich sein musste. Aber irgendetwas bereitete ihr sichtlich Sorge. Als Ann schließlich doch beschloss nachzufragen, zitierte Maureen Oscar Wilde: Wenn die Götter uns strafen wollen, erhören sie unsere Gebete.
Ann sagte noch vier Leuten die Zukunft voraus, bis Zee eintraf. Sie hatte schon Zweifel bekommen, ob Zee überhaupt noch auftauchen würde, als sie plötzlich vor der Tür stand.
Eines der Mädchen wurde eingeteilt, um Ann an ihrem Platz zu vertreten. Ann führte Zee durch die Hinterzimmer, vorbei an Bechern, Flaschen, Zauberstäben, Kristallen, Behältern mit destilliertem Wasser, Stapeln von handgemachter Seife, Kerzen und Reihen von Büchern über »Magick« und Heilkunst.
Ann hatte ihren indisch bedruckten Türvorhang durch Perlenschnüre ersetzt und ihren Futon durch eine Messingliege. Sie hatte sie einer alten Hexe abgekauft, die sie beim Mittsommerfestival in Farmington kennengelernt hatte. Die Hexe wollte sich zur Ruhe setzen und nach Florida ziehen.
Zee war seit Jahren nicht mehr in Anns Privatzimmer gewesen. Sie fand, es ähnelte eher einem Bordell als einer Hexenhöhle.
»Erinnert es dich zu sehr an McCabe & Mrs. Miller ?«, fragte Ann.
»Nein, es gefällt mir.« Zee ging geradewegs auf das Bett zu und setzte sich im Schneidersitz hin, so wie früher, wenn ihre Mutter sie zur Transzendentalen Meditation mitgebracht hatte. Zee war eine eifrige kleine Schülerin gewesen. Sie schloss die Augen und verharrte länger als alle anderen im Lotussitz, mit einem so entschlossenen Gesichtsausdruck, dass Ann und Maureen unwillkürlich lachen mussten.
Ann machte Sandwiches – mit Sprossen und Frühtomaten auf dem Mehrkornbrot, das sie bei A & J King kaufte. »Dank sei der Göttin für diese Bäckerei«, sagte Ann.
»Eigentlich wollte ich dort noch vorbei«, sagte Zee. »Das ist gleich neben Cornerstone Books, oder?«
»Auf der anderen Seite des Gebäudes.« Ann schaltete den elektrischen Wasserkocher ein. »Möchtest du eine Tasse Kräutertee?«
»Sprossen, Kräutertee … die Welt hat sich weiterbewegt, meine Liebe!«
»Da täuschst du dich«, meinte Ann. »Die Welt dreht sich rückwärts. Yoga ist wieder da. Und alle ernähren sich vegan.«
»Nicht alle«, sagte Zee. »Ich ganz bestimmt nicht.«
»Jeder in meinem Umkreis«, sagte Ann.
Zee lachte und biss in das Sandwich. »Das ist aber wirklich gut«, sagte sie und nahm sich vor, so ein Brot für Finchs Sandwiches zu kaufen.
Zee betrachtete Anns Bücherregale. »Verkaufst du immer noch Bücher über Reinkarnation?«
»Ein paar«, sagte Ann. »Was suchst du denn?«
»Keine Ahnung. Ich dachte nur, ich könnte mal was darüber lesen.«
»Glaubst du immer noch, dass deine Mutter als Radieschen zurückkommt?«
»Was?«
Zee hatte ihre Spekulation von damals offenbar vergessen. Ann tat ihre Worte mit einer Handbewegung ab. Sie ging zu ihrem Regal und zog ein Buch von Edgar Cayce hervor, das ihr einmal eine Schülerin geschenkt hatte.
»Cayce ist ein guter Anfang«, meinte sie.
Zee steckte das Taschenbuch ein.
»Hast du jetzt angefangen, an Reinkarnation zu glauben?« Ann musste das einfach fragen.
»Nein. Vielleicht … Ich weiß nicht«, sagte Zee. »Und du?«
»Schon ziemlich. Ich glaube eher an simultane Inkarnationen. Obwohl ich es richtig finde, was Eleanor Roosevelt über Reinkarnation gesagt hat.«
»Und was war das?«
»Ich gebe das nur sinngemäß wieder: ›Ich glaube nicht, dass die Vorstellung, ich sei in einem früheren Leben hier gewesen, auch nur ein bisschen surrealer ist als die Vorstellung, dass ich jetzt hier bin.‹ So ungefähr.«
»Ich mochte Eleanor Roosevelt immer«, sagte Zee. Sie dachte nach und fuhr dann fort: »Ich überlege, ob ich meinen Beruf aufgeben soll.«
»Interessante Überleitung«, sagte Ann.
Zee zuckte die
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