Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Widmung: Roman (German Edition)

Die Widmung: Roman (German Edition)

Titel: Die Widmung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunonia Barry
Vom Netzwerk:
Achseln.
    »Warum solltest du das tun?«
    »Ich weiß einfach nicht, ob ich das gut kann«, sagte Zee.
    »Ich habe das Gefühl, dass du das sehr gut kannst.«
    »Darauf solltest du nicht wetten.«
    »Ist etwas passiert?«
    »Es ist viel passiert«, sagte Zee.
    »Zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel dass ich nicht weiß, warum ich das überhaupt angefangen habe.«
    »Das ist leicht zu beantworten«, sagte Ann. »Nach allem, was mit deiner Mutter passiert ist.«
    »Das heißt noch nicht, dass es die richtige Entscheidung war.«
    »Nicht unbedingt«, meinte Ann. »Aber das überrascht mich trotzdem. Du hast so hart gearbeitet, um das zu erreichen. Fällt dir denn etwas ein, das du lieber tätest?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Zee.
    Ann dachte einen Augenblick darüber nach. »Du gibst also deinen Beruf und deine Verlobung auf, und alles innerhalb eines Monats.«
    »Ich denke nur darüber nach, meinen Beruf aufzugeben. Ich habe noch keine Entscheidungen getroffen.«
    »Interessant.«
    »Das heißt?«
    »Interessant«, wiederholte Ann. Sie dachte weiter nach. »Du solltest dich nicht ausschließlich der Pflege widmen.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich gesehen habe, was das mit den Leuten anstellt. Mit Melville zum Beispiel.«
    »Armer Melville«, sagte Zee.
    »Was ist bloß zwischen den beiden vorgefallen?«, fragte Ann. Es musste etwas Großes sein, sie spürte die Last, aber sie hatte keine Ahnung, was die Ursache war.
    »Ich würde es gerne wissen«, meinte Zee.
    Ein paar Jugendliche ließen Knaller auf dem Pier los. Eine Katze schoss unter das Bett.
    »Was war das denn?« Zee sah sie vorbeiflitzen.
    »Das ist Persephone. Eine Katrina-Katze«, sagte Ann. »Sie haben viele von denen hier hochgebracht. Ich habe sie aus dem Tierheim.«
    Die drei Masten der Friendship zogen an Anns Fenster vorbei. Sie brach gerade zu ihrem Törn anlässlich des Vierten Juli auf. Ann bemerkte, dass Zee das Schiff beobachtete. Sie dachte ans Wetter. Am Horizont war noch kein Anzeichen für ein Unwetter zu erkennen, bestimmt konnten sie noch etwa eine Stunde ruhig segeln.
    Vielleicht waren es die Historiendarsteller, vielleicht auch die Friendship selbst – jedenfalls ließen die drei Masten des hohen Schiffs und die Takelage Ann an die vergangene Zeit der Schifffahrt in Salem denken, an das hektische Treiben auf den Piers, den Trubel von Salem als Welthafen. Sie stellte sich die mächtigen Reederfamilien vor, den Mann, den sie King Derby nannten und dem der nächste Pier gehörte, und die Pickerings, denen dieser hier gehörte. Es konnte damals vorkommen, dass hundert Schiffe wie die Friendship im Hafen lagen und ihre Ladung löschten oder an Bord brachten. Die Tunnel, die unter dem Derby Wharf und hinauf zu den Häusern der Reederfamilien verliefen, waren ein perfekter Ort, um zu versteuernde Ware vor dem Zoll zu verstecken. Ann bewohnte eines der historischen Häuser oben in der Orange Street. Mitten in den Küchenboden hatte man eine Falltür eingelassen, die zu dem alten Derby-Tunnel unter den Kaianlagen führte.
    Die Friendship hatte eines ihrer Segel gesetzt, und das gewaltige Schiff verließ allein durch die Kraft des Windes den Hafen. Hawk war hoch oben in der Rigg und half, die Fock zu setzen.
    Ann sah, wie Zee das Schiff beobachtete, und reichte ihr ein Fernglas, das sie auf dem Schreibtisch liegen hatte.
    »Ein Fernglas. Ein Polizeifunkscanner. Bist du mittlerweile bei der CIA ?«
    »Nur von Natur aus neugierig«, sagte Ann.
    Zee nahm das Fernglas und beobachtete das Schiff.
    Ann sah zu, wie Hawk schnell den einen Mast hinunter- und einen anderen hinaufkletterte. »Dass er da nicht abrutscht …«
    »Er bewegt sich wirklich gut«, sagte Zee.
    Etwas an der Art, wie sie das sagte, verblüffte Ann.
    Die Leute auf dem Pier jubelten und klatschten, weil die Friendship das zweite Segel hisste.
    Zee schaute weiter zu und beobachtete Hawk immer noch, als das Schiff die Hafenmündung erreichte.
    Oh Gott , dachte Ann. Sie schläft mit ihm. Diesen Gedanken formulierte sie im Geiste, und sie war froh, dass sie ihn nicht laut geäußert hatte.
    Ebenso schnell kam ihr ein anderer Gedanke, und bevor sie es sich anders überlegen konnte, sprach sie ihn schon aus: »Sei vorsichtig mit ihm«, sagte sie zu Zee. »Er ist nicht der, für den du ihn hältst.«
    »Was?«, fragte Zee überrascht über diesen Eingriff in ihr Denken.
    Ann wusste, dass Zee nichts von diesen Sachen hielt. Aber sie bemerkte auch, dass Zee im Gesicht rot anlief, und diese Rötung

Weitere Kostenlose Bücher