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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Licht jedoch stammte von einer Öllampe. Ihr orangenfarbener Schein fing sich im Spiegel der Frisierkommode und wurde von dort in den Raum zurückgeworfen. Obwohl sie sicher war, nicht allein zu sein, war niemand sonst hier.
    Das Schlafzimmer war riesig, beinahe dreimal so groß wie die Kammer, die sie in der Pension bewohnte. Vorsichtig, um das wütende Schmerzungetüm hinter ihrer Stirn nicht noch mehr zu verärgern, wandte sie den Kopf. Das Bett stand zwischen zwei Fenstern an einer Wand. Bodenlange Vorhänge aus schwerem Brokat versperrten den Blick nach draußen, durch einen Spalt zwischen den Stoffbahnen drang ein schmaler Streifen Licht herein. Ein weiterer regnerischer Tag war angebrochen.
    Wie lange war sie bewusstlos gewesen?
    Als sie die Decke zurückschlug, hielt sie erschrocken inne. Statt ihrer nassen Gewänder trug sie ein Nachthemd und ein Paar warmer Wollstrümpfe. Beunruhigt sah sie sich um, doch sie konnte weder ihre Hose noch das Hemd oder den Gehrock entdecken. Entsetzen jagte in heißen Wellen durch ihren Leib. Da fiel ihr Blick auf ihre Stiefel, die sauber poliert neben der Frisierkommode standen. Alexandra sprang aus dem Bett. Viel zu schnell, sodass ihr schlagartig schwindlig wurde. Davon konnte sie sich jetzt nicht aufhalten lassen! Der dicke Teppich dämpfte ihre Schritte, als sie zur Kommode wankte. Da sie glaubte, ihre zitternden Beine würden sie nicht länger tragen, ließ sie sich auf den Stuhl davor sinken. Sie bückte sich nach dem rechten Stiefel, hob ihn auf und langte hinein. Er war leer! Sie ließ ihn fallen und griff nach dem linken. Nichts. Der Splitter war fort!
    Nachdem es ihr gelungen war, den Splitter aus dem Schwarzen Kreuz zu lösen, hatte sie ihn in ein Tuch geschlagen und in ihrem Stiefel versteckt. Ohne ihn, so hoffte sie, wäre das Kreuz nur eine wertvolle, aber harmlose Reliquie, die Lucian nicht mehr Schaden zufügen konnte als jeder andere geweihte Gegenstand. Mit ein wenig Glück würden die Jäger nicht einmal merken, dass es nicht vollständig war. Aber was, wenn sie ihr den Splitter abgenommen hatten?
    Von ihrem Entsetzen angestachelt, schwoll der Schmerz in ihrem Kopf zu einem unerträglichen Tosen an. Sie presste die Hände gegen die Schläfen und schloss die Augen, doch es wurde nicht besser. Als sie die Augen wieder öffnete, fiel ihr Blick auf eine halb volle Whiskyflasche, die auf der Frisierkommode stand. Sie war versucht, einen kräftigen Zug zu nehmen, in der Hoffnung, der Alkohol möge den Schmerz vertreiben. Ihre Finger lagen schon auf der Flasche, doch sie zog die Hand wieder zurück. Solange sie nicht wusste, wo sie war und ob sie sich noch in Gefahr befand, wollte sie einen klaren Kopf behalten. Zumindest soweit das bei diesen Schmerzen möglich war. Der Alkohol würde alles nur schlimmer machen. Er betäubte womöglich den Schmerz, doch ebenso würde er ihre Sinne vernebeln. Das konnte sie sich nicht erlauben.
    Sie verstand noch immer nicht, warum sie noch am Leben war. Was hatte das Fenster explodieren lassen? Da war ein Schatten gewesen …
    Sie stützte sich auf die Kommode und stand auf. Diesmal blieb sie stehen, bis der erste Schwindel verflog. Ihre Finger zitterten, und noch immer hatte sie das Gefühl, nicht allein zu sein. Es fühlte sich an, als stünde jemand unmittelbar hinter ihr, nahe genug, um seinen Atem zu spüren, doch sie musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass dort niemand war.
    Zu gerne hätte sie ihre Angst, beobachtet und verfolgt zu werden, auf die Kopfverletzung geschoben, doch das Gefühl begleitete sie schon weitaus länger – seit sie hier war, hatte es jedoch an Intensität gewonnen.
    Noch einmal sah sie sich um. Es gab nur eine Tür und, abgesehen vom Kleiderschrank, keine Möglichkeiten, sich zu verstecken. Außer … Ihr Blick heftete sich auf die Vorhänge. Sie boten jemandem, der nicht gesehen werden wollte, ausreichend Schutz. Obwohl sie nicht recht daran glaubte, dass sich dahinter jemand verbarg, ging sie zum ersten Fenster und zog den Vorhang mit einem entschlossenen Ruck zurück. Sie hatte erwartet, draußen andere Häuser und eine von Menschen bevölkerte Straße zu sehen, doch die Stille des Raums setzte sich draußen fort. Ihr Zimmer befand sich im ersten Stock, mit einer atemberaubenden Aussicht auf einen weitläufigen Garten. Die einzigen Gebäude, die sie hinter einer Baumreihe entdecken konnte, gehörten zu den Stallungen. Sie musste weder das Eisentor noch die Auffahrt sehen, um zu wissen, wo

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