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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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sie sich befand. Lauriston House. Der Unterschlupf des Unendlichen. Hier war sie Lucian zum ersten Mal begegnet, wenngleich sie damals noch geglaubt hatte, er sei der Erste Vampyr selbst.
    Also hat er mich vor den Jägern gerettet. Jener Teil von ihr, der nicht vom Verstand bestimmt wurde, wünschte sich, ihn wiederzusehen. Die Vernunft jedoch untersagte ihr jede Freude. Er hat, was er will. Er braucht mich nicht länger.
    Nachdem sie nun wusste, in wessen Haus sie sich befand, konnte sie sich ebenso gut einen Schluck Whisky erlauben. Da sie kein Glas entdecken konnte, zog sie den Korken heraus und setzte die Flasche an die Lippen. Brennend heiß fraß sich der Alkohol ihre Kehle hinab in ihren Magen. Beinahe sofort breitete sich ein eigenartiges Gefühl in ihrem Innersten aus, als rücke die Welt mit all ihrem Schmerz ein Stück von ihr fort. Sie nahm noch einen Schluck, ehe sie die Flasche verschloss und auf den Tisch zurückstellte. Das Hämmern in ihrem Kopf war nun ebenso betäubt wie ihre Sinne. Ein wenig kam es ihr vor, als gehöre ihr Körper nicht mehr zu ihr, als stehe sie einen Schritt neben sich und könne sich von außen betrachten.
    Alexandra runzelte die Stirn. Wenn ein paar Schlucke Schnaps ausreichten, sie in einen derart schaurigen Zustand zu versetzen, war es wahrlich nicht gut um ihre Verfassung bestellt.
    Es war an der Zeit, mit Lucian zu sprechen. Danach wollte sie so schnell wie möglich von hier fort. Die Kutsche! Alexandra blieb abrupt stehen. Ihr Blick schoss noch einmal zum Fenster, als hoffe sie, die Zeit durch bloße Willenskraft zurückdrehen zu können. Es half nichts, der Tag war angebrochen, die Kutsche nach London längst fort. Sie würde sich einen anderen Weg suchen müssen, um Edinburgh zu verlassen.
    Sie öffnete die Tür und fand sich auf einer Galerie wieder, die das Stockwerk auf drei Seiten umrundete. Alexandra machte einen wackligen Schritt zum Geländer und blickte nach unten, in eine große Eingangshalle. An einer Garderobe hingen ein paar Mäntel und ein Dreispitz, zu sehen war jedoch niemand. Auf das Holzgeländer gestützt, ging sie zur Treppe und folgte den Stufen nach unten. Mit jedem Schritt wurde ihr deutlicher bewusst, dass ihr die Kopfverletzung mehr zu schaffen machte, als sie zunächst angenommen hatte. Ihre Beine zitterten so sehr, dass sie sich am Geländer abstützen musste. Sie verfluchte sich dafür, den Whisky getrunken zu haben, denn der Alkohol sog ihr zusätzlich die Kraft aus den Gliedern. Jeder Schritt fühlte sich an, als wate sie durch tiefen Morast. Am Fuße der Treppe musste sie erst einmal innehalten und einen Moment zu Atem kommen, ehe sie die Eingangshalle durchquerte. Sie hätte sich nur zu gerne wieder hingelegt, doch sie wollte mit Lucian sprechen. Sie musste wissen, was passiert war. Vor allem aber musste sie herausfinden, was mit dem Splitter geschehen war!
    Ein gedämpftes Klirren drang an ihr Ohr, als würde jemand mit Geschirr hantieren. Alexandra wandte sich nach rechts und folgte den Geräuschen durch die Halle in einen Gang hinein. Sie tastete sich an der Wand entlang, an einer Flucht geschlossener Türen vorbei, als sie am Ende eine offen stehende Schwingtür entdeckte, die in eine Küche führte. Der Geruch von Bohnen und Speck kroch dahinter hervor und verstärkte ihre Übelkeit. Alexandra wankte näher. Die schwarzweißen Bodenfliesen flimmerten vor ihren Augen und machten es noch schwerer, etwas zu erkennen. Dann trat der Schemen einen Schritt zur Seite, fort von der Tür, die ihn vor ihrem Blick schützte.
    »Lucian«, flüsterte sie.
    Doch der Mann war nicht Lucian Mondragon. Ebenso wenig war er ein Fremder. Es war der Blonde, der sie verfolgt hatte!
    Mantel und Gehrock hatte er abgelegt und trug jetzt nur ein beiges Hemd mit gerüschten Armelaufschlägen und ein Paar dunkelbrauner Hosen. Seine schwarzen Stiefel waren blank poliert.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie ihn.
    Der Blonde wandte sich ihr zu und musterte sie aus dunklen Augen. »Sie sollten nicht hier sein«, sagte er kühl.
    Hier? Meinte er damit, dass sie nicht hier unten oder nicht hier im Haus sein sollte? »Das beantwortet nicht meine Frage.«
    »Vielleicht kann ich es Ihnen erklären«, erklang eine vertraute Stimme hinter ihr.
    Ihr Herz machte einen Satz. »Lucian.« Alexandra drehte sich so schnell herum, dass ihr schwindlig wurde. Hastig streckte sie die Hand aus, um sich an der Wand abzustützen. Sofort war Lucian bei ihr und griff nach ihrem Arm.
    Dann gaben

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