Die Wiedergeburt
erblickte, die neben der Treppe an der Wand hing. Alexandra nahm sie vom Haken und ging damit zurück. Staub stieg in kleinen Wolken auf, als sie die Abdeckung entfernte. Rasch vergewisserte sie sich, dass genug Öl darin war, ehe sie den Docht an der brennenden Lampe entflammte. Staubflocken verbrannten knisternd und erfüllten die Luft mit ihrem verschmorten Geruch.
Alexandra setzte die Abdeckung wieder darauf und warf einen Blick auf das Vorhängeschloss. Wenn der Reverend nicht allzu genau hinsah, würde es so aussehen, als wäre es noch immer an seinem Platz.
Ohne sich noch einmal umzusehen, schlüpfte sie durch die Öffnung und zog die Holztür hinter sich zu. Geduckt wandte sie sich der Treppe zu, die neben ihr steil in die Tiefe führte. Der Gang war eng und die Decke so niedrig, dass sie bei jedem Schritt den Kopf einziehen musste, als sie den ausgetretenen Steinstufen nach unten folgte.
Am Fuße der Treppe erwartete sie ein niedriges Gewölbe, von dem aus mehrere Türen abgingen, die bereits aus der Ferne weitaus massiver zu sein schienen als der Bretterverschlag oben. Die Luft war erstaunlich trocken.
Sie ging zur ersten Tür zu ihrer Rechten, griff nach der Klinke und drückte sie nach unten. Mit einem leisen Knarren schwang die Tür auf. Alexandra leuchtete in den dahinter liegenden Raum, wo sich alte Möbelstücke aus den Schatten schälten. Sie vergewisserte sich, dass es keinen weiteren Durchgang gab, schloss die Tür wieder und wandte sich der nächsten zu. Dahinter lag ein leerer Raum, und auch hinter den nächsten beiden Türen befand sich nichts von Interesse. Sie hob die Lampe in die Höhe und ließ ihren Blick durch das Gewölbe wandern. Angesichts der Richtung, in der es verlief, musste sie sich unmittelbar unter der Kathedrale befinden. Ganz wie der Reverend es gesagt hatte. Dies war der richtige Ort. Er musste es einfach sein! Noch zwei Türen. Als sie die vorletzte öffnete, erstreckte sich vor ihr ein langer Raum voller Regale, von denen jedes einzelne bis obenhin mit Schriftrollen, Büchern und einzelnen Blättern vollgestopft war.
Alexandra ging zu einem der Regale und hielt die Laterne in die Höhe, um die Buchrücken zu studieren. Als sie die Reihen entlangwanderte, fand sie Bücher über Kirchengeschichte, Heilige, Kirchen und Kathedralen, Aufzeichnungen verschiedener Geistlicher und Bücher über Reliquien, deren Herkunft und ihrer Bedeutung für die Kirche. Stück für Stück arbeitete sie sich voran, nahm immer wieder ein Buch heraus und überflog die Seiten, nur um es dann wieder enttäuscht zurückzustellen. Am hintersten Ende der ersten Regalreihe fand sie einen schmalen Lederband, auf dessen braunem Einband sich kein Titel fand. Alexandra wollte ihn schon stehen lassen, als sie – einer Eingebung folgend – doch danach griff.
Das Buch wurde mit Lederschnüren zusammengehalten. Als sie den Knoten öffnete, fielen ihr einige lose Seiten entgegen und segelten zu Boden. Sie bückte sich danach. Da erblickte sie eines der Papiere, auf dem sie die Tuschezeichnung eines Kreuzes fand. Des Kreuzes! Sie stellte die Lampe auf den Boden und ließ sich auf die Knie sinken, um die Seiten einzusammeln. Die Zeichnung ähnelte verblüffend jener, die sie damals bei Catherine gefunden hatte. Blatt für Blatt sah sie die herausgefallenen Seiten durch. Ihre Augen wanderten über die Zeilen und folgten den Worten an einen anderen Ort, zurück in die Vergangenheit des Schwarzen Kreuzes, die auf mehreren Blättern niedergeschrieben worden war. Einiges war unkenntlich und das meiste davon kannte sie bereits aus Catherines Erzählungen. Dennoch überflog sie rasch die Zeilen, in denen beschrieben wurde, wie das Kreuz nach Schottland gelangt war und in verschiedenen Kriegen und Scharmützeln seinen Weg an den Königshof in London und später in die Abtei des heiligen Cuthbert gefunden hatte, ehe es wieder nach Edinburgh gekommen war. Sie schob die Seiten zu einem kleinen Haufen zusammen und legte ihn auf den Boden, ehe sie den Lederdeckel des Buches hob. Sofort quollen ihr weitere lose Blätter entgegen.
Verschiedene Zeichnungen des Kreuzes, Beschreibungen der Materialien, deren Beschaffung und die Erschaffung des Kreuzes von den kunstfertigsten Goldschmieden, die das christliche Abendland hervorgebracht hatte. Sie las alles, bis sie auf einen Absatz stieß, der sie innehalten ließ. Wieder und wieder flogen ihre Augen über die Zeilen, doch sooft sie diese auch las, der Inhalt blieb stets
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