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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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hinter sich lassen konnte, die sie bisher von Lucian ferngehalten hatten. Wie konnte sie ihn da schon wieder verlieren? Während sie noch zu begreifen versuchte, dass sie niemals mit Lucian Zusammensein konnte, beugte sich Bothwell über den Tisch zu ihr.
    »Sie dürfen den Splitter nicht zerstören«, sagte er. »Solange er existiert, kann diese verfluchte Prophezeiung nicht eintreten.«
    »Solange er existiert, sind die Jäger eine ständige Gefahr für Lucian!«
    »Und wenn Sie den Splitter vernichten, wird ihre Liebe –«
    »Aber ich liebe ihn doch gar nicht!« Wenn sie vorgab, keine Gefühle für Lucian zu hegen, war alles gut. Niemand würde je die Wahrheit erfahren und die Prophezeiung würde sich nicht erfüllen.
    Bothwell verzog das Gesicht. »Wem versuchen Sie etwas vorzumachen? Ich sehe doch, wie Sie und er voneinander angezogen werden. Ich blicke in Ihre Augen und entdecke darin ein Spiegelbild derselben Gefühle, die ich auch in den seinen finde.«
    Woher wollen Sie wissen, was in mir vorgeht? Sie kennen mich doch gar nicht! Doch Bothwell hatte recht. Wenn selbst er – ein Fremder – wusste, wie es um sie bestellt war, wie konnte sie da hoffen, die Prophezeiung durch eine Lüge zu beeinflussen?
    Verstört betrachtete sie den Schankraum des White Horse Inn , der sich langsam zu füllen begann. Pfeifenrauch waberte in dichten Schwaden durch den Raum und erfüllte die Luft mit seinem würzigen Aroma. Heute Morgen noch hatte sie sich gut gefühlt – zufrieden und voller Hoffnung. Die Leere, die ihr jetzt innewohnte, war schlimmer als alles, was sie je empfunden hatte. Um zumindest die Bitterkeit hinunterzuspülen, griff sie nun doch nach ihrem Ale und nahm einen kräftigen Schluck.
    »Ich verstehe nicht, warum Sie heute Morgen dazwischengegangen sind«, sagte Bothwell nach einer Weile. »Ich habe Ihre Hilfe nicht verdient. Er hätte mich töten sollen, für das, was ich ihm – und Ihnen – angetan habe.«
    Allmählich beruhigten sich ihre aufgewühlten Gedanken ein wenig, sodass sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gegenüber richten konnte. »Sie haben Angst, Ihren Freund zu verlieren«, entgegnete sie ruhig. »Alles, was Sie wollten, war, ihn zu beschützen. Zugegeben, Sie waren dabei in der Wahl Ihrer Mittel nicht gerade zimperlich, trotzdem kann ich Sie verstehen.«
    »Wirklich?«, fragte er überrascht.
    »Ich wünschte nur, ich hätte schon sehr viel früher von dieser Prophezeiung gewusst.« Sie schüttelte hilflos den Kopf. »Warum hat er mir nie etwas davon erzählt?«
    »Er wollte Sie nicht beunruhigen«, erklärte Bothwell. »Abgesehen davon musste er fürchten, dass Sie ihn verlassen würden.«
    Lucian hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nicht wollte, dass sie fortging. Wenn Alexandra von der Vorhersage der Zigeunerin gewusst hätte, wäre sie niemals in seiner Nähe geblieben.
    »Ich werde den Splitter nehmen und gehen.« Sie wusste, dass sie Lucian nicht noch einmal zu nahe kommen durfte, wenn sie sich nicht davon abbringen lassen wollte, ihren Entschluss in die Tat umzusetzen. Sie liebte ihn, doch das konnte sie ihm nicht sagen – nicht mehr. Wenn er um ihre Gefühle wüsste, würde er sie niemals gehen lassen.
    Obwohl der Splitter in Lucians Händen sicherer gewesen wäre als in ihrer Obhut, kam es nicht infrage, ihm den Splitter zu überlassen. Er würde alles daransetzen, ihn zu vernichten – und sich damit selbst in Gefahr bringen. Sie musste den Splitter, zusammen mit dem Kreuz, fortbringen. Daran, dass sie den Jägern das Kreuz abjagen konnte, zweifelte sie nicht. Hatte in den Aufzeichnungen nicht gestanden, dass Splitter und Kreuz immer wieder zueinanderfinden würden? Im Augenblick konnte sie sich nur schwer vorstellen, wie das vonstatten gehen sollte, doch sie wollte kein Risiko eingehen. Am Ende hätte das Kreuz die Macht, die Jäger zu ihr zu führen.
    Sobald beides in ihrem Besitz war, würde sie Edinburgh verlassen. Dann musste sie nur noch ein geeignetes Versteck für das Schwarze Kreuz finden – einen Ort, an dem die Jäger es nie vermuten würden. Sie selbst würde sich so weit wie möglich davon entfernen, um die Jäger – wenn sie ihr folgten – von der Spur des Kreuzes abzulenken. Zweifelsohne würde Alexandra für den Rest ihres Lebens die Frage quälen, ob das Artefakt noch immer in seinem Versteck lag und Lucian in Sicherheit war. Doch damit musste sie fertig werden.
    Nur was mit dem Unendlichen werden sollte, wusste sie noch nicht. Darüber wollte

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