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Die Wiedergeburt

Die Wiedergeburt

Titel: Die Wiedergeburt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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nicht ertrug, wie sie alterte und langsam verfiel?
    Bevor sie sich weiter mit den quälenden Fragen auseinandersetzen konnte, gab es noch etwas anderes zu klären. Sie schlüpfte in den Morgenmantel und verließ das Zimmer, um nach unten zu gehen. Schon auf den letzten Stufen hörte sie, dass jemand in der Küche hantierte. Sie hielt auf die Küche zu, als sie einen Blick durch die offene Tür ins Esszimmer erhaschte. Die Vorhänge waren vorgezogen, dennoch war es hell genug, sodass sie Bothwell erkennen konnte, der unruhig von einer Seite zur anderen lief.
    Zeit, dass wir uns unterhalten.
    Sie ging an der Küche vorbei und betrat das Esszimmer. Als Bothwell sie bemerkte, drehte er sich zu ihr herum. Er stand auf der anderen Seite des Esstisches und sah sie durchdringend an, mit einer Miene, in der sowohl Abneigung als auch Erleichterung standen.
    »Ich denke, Sie sind mir eine Erklärung schuldig.« In dem Moment, als sie seinen Blick sah, wusste sie, dass sie sich seine Worte nicht eingebildet hatte. »Warum haben Sie das gesagt, Bothwell? Warum wollten Sie mich in dem Glauben lassen, Lucian sei gegangen?«
    »Ich habe es Ihnen schon einmal gesagt«, brachte er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, »und ich sage es Ihnen noch einmal: Sie sind nicht gut für ihn!«
    »Und deshalb lassen Sie mich zum Sterben zurück?«
    »Du hast was?!«
    Alexandra und Bothwell fuhren herum, als sie Lucians Stimme vernahmen. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass er den Raum betreten hatte. Jetzt stand er in der Verbindungstür zur Küche, mit einem Ausdruck im Gesicht, der ihr Angst machte. Als Bothwell nicht antwortete, richtete er seinen Blick auf Alexandra. »Was hat er getan?«
    »Nichts«, erwiderte sie hastig. Einmal mehr hatte sie seine scharfen Sinne unterschätzt – ebenso den Zorn, der sich in seinen Zügen zeigte, als er Bothwell ansah. Ehe Alexandra etwas sagen konnte, stürmte Lucian an ihr vorbei und drosch ihm die Faust ins Gesicht. Bothwell stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden.
    Lucian packte ihn beim Kragen und stellte ihn mit erschreckender Leichtigkeit wieder auf die Beine. »Was hast du ihr angetan?«, brüllte er und holte zu einem weiteren Schlag aus.
    Er war so sehr in Rage, dass sie fürchtete, er könne Bothwell aus blinder Wut umbringen. Hastig trat sie zwischen die beiden. Lucian versuchte sie zur Seite zu schieben, und es wäre ihm mühelos gelungen, hätten ihre Beine nicht nachgegeben. Es war nicht mehr als eine unachtsame Bewegung, die den Schmerz durch ihre Seite schießen und sie zusammenzucken ließ. Sofort griff Lucian nach ihrem Arm und führte sie zu einem Stuhl. Sobald sie saß, kniete er vor ihr nieder und griff nach ihren Händen.
    Schlagartig war aller Zorn aus seinen Zügen gewichen. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er sanft.
    Der Schmerz war bereits zu einem leisen Echo abgeklungen. Zumindest war es ihr gelungen – wenn auch ein wenig anders, als gedacht –, die beiden auseinanderzubringen. »Ich würde Ja sagen, wenn dann nicht die Gefahr bestünde, dass du sofort kehrtmachst und ihn umbringst«, erwiderte sie ernst. »Also: Nein. Nichts ist in Ordnung.«
    Seine Augen richteten sich auf Bothwell, der sich mit dem Handrücken das Blut aus dem Mundwinkel wischte. Schlagartig kehrte der Zorn zurück, ließ seine Züge hart und kalt werden. Sein Körper bebte vor unterdrückter Wut. Ein Zittern, das sich auf ihre Hände übertrug. Alexandra schloss ihre Finger fester um seine, in der Hoffnung, dies würde genügen, ihn zurückzuhalten.
    »Ich will, dass du augenblicklich dieses Haus verlässt«, sagte er eisig an Bothwell gewandt.
    »Du bist ein Narr!«, zischte Bothwell. »Sie wird dich umbringen, und du nimmst es in Kauf!«
    Die Härte war aus seinen Zügen gewichen, als er sagte: »Ja, das tue ich – und jetzt geh!«
    »Wenn du zur Vernunft kommen solltest, findest du mich im White Horse Inn .« Mit einem letzten Blick zu Alexandra machte er kehrt und verließ das Esszimmer.
    Sie wird dich umbringen, und du nimmst es in Kauf! Sie hatte die Worte gehört, doch sie verstand sie nicht. Hatte er nicht in der Bibliothek etwas Ähnliches gesagt? Wenn Sie nicht gehen, werden Sie ihm den Tod bringen – ob Sie wollen oder nicht. »Warum ist er so von der Idee besessen, dass ich eine Gefahr für dich bin?«
    Lucian entzog ihr seine Hände und erhob sich. »Ich weiß es nicht.«
    Du bist ein schlechter Lügner. Doch ebenso schnell wie sie seine Worte als Lüge entlarvt hatte, begriff

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