Die Wiederkehr des Meisters
daß du solange warten mußtest“, entgegnete Buffy. „Hör mal, wenn du schon jedesmal, wenn wir uns treffen, den Schlaumeier mimen mußt - kannst du mir dann wenigstens mal deinen Namen sagen?“
Erneutes Schweigen. „Angel“, sagte er endlich.
„Angel.“ Sie wartete darauf, daß er ihr auch seinen Nachnamen verraten würde. Aber er schwieg bereits wieder. „Ist aber ‘n hübscher Name.“
„Geh da nicht runter.“ Die Warnung kam ruhig, fast beiläufig. Buffy tat sie mit einem Achselzucken ab.
„Du kannst dich darauf verlassen, daß ich da runtergehe.“
„Du solltest dein Leben nicht so aufs Spiel setzen. Heute nacht ist die Ernte. Wenn du sie nicht verhinderst“, seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern, „wird der Meister auferstehen.“
Doch Buffy blieb stur. „Wenn dieses Ernteding so ein Blutsaugerfest ist - warum verhinderst du es dann nicht?“
„Weil ich Angst habe.“
Es war eine Antwort, die sie nicht erwartet hatte und auf die sie nicht im mindesten vorbereitet war. Die schamlose Offenheit seiner Beichte erschütterte sie zutiefst. Sie starrte in sein Gesicht, das im schwachen Licht nur als Umriß zu erkennen war.
Dann trat sie die Tür ein.
„Sie werden dich erwarten“, sagte Angel.
„Da unten ist ein Freund von mir. Na ja, er könnte zumindest einmal einer werden.“ Oder war er mal einer? schoß es ihr durch den Kopf. Aber diesen Gedanken sprach sie nicht aus.
„Wenn du auf das Tunnelsystem stößt, halte dich nach Osten in Richtung Schule. Dort wirst du sie höchstwahrscheinlich finden.“
„Willst du mir kein Glück wünschen?“ Wieder schwieg Angel. Und wieder starrte Buffy ihn an. Dann drehte sie sich abrupt um und verschwand in der Dunkelheit. Angel sah ihr nach. Er stand eine ganze Weile reglos da, und seine Miene drückte Besorgnis aus. „Viel Glück“, sagte er leise.
15.
Die dunklen Röhren verzweigten sich zu einem weitläufigen System und verliefen in alle Richtungen. Sie breiteten sich unter der Stadt aus wie ein verborgenes Labyrinth. Während Buffy vorsichtig eine Treppe herunterschritt, fragte sie sich, ob sie jemals wieder ans Tageslicht zurückfinden würde.
Sie verharrte einen Augenblick und musterte die Umgebung. Feuchte, übelriechende Luft wehte über sie hinweg, und aus weiter Ferne hörte sie das Echo fallender Tropfen. Als ihr eine Ratte über den Fuß huschte, zuckte Buffy nicht einmal zusammen. Sie entschied sich für einen der vielen Tunnel, der - so hoffte sie - nach Osten führte.
Sie bewegte sich mit äußerster Vorsicht; ihre Sinne erforschten jeden Riß, jede Felsspalte und jede Ansammlung von Schatten. Grimmig dachte sie, daß dies die perfekte Brutstätte für die Untoten war. Sie wußte, daß sie überall sein konnten, daß sie sie möglicherweise beobachteten und auf sie warteten. Mit klopfendem Herzen folgte sie Schritt für Schritt dem Verlauf des Tunnels.
An einer Biegung hielt sie an und spähte um die Ecke. Dieser Durchgang schien ebenfalls verlassen zu sein, und doch zögerte sie noch einen Moment länger und strengte ihre Ohren an, um in der unheimlichen Stille einen Laut auszumachen. Dann setzte sie sich wieder in Bewegung, die Nerven zum Zerreißen gespannt.
Hatte sie da nicht etwas gehört? Sie wirbelte herum, schlich auf ihrer eigenen Spur zurück und blickte um die Mauerecke in einen weiteren Tunnel.
Dort lag alles im Dunkeln. Sie hörte das vage Summen eines undeutlichen Geräusches, aber nichts, was sie näher bestimmen konnte.
Buffy neigte ihren Kopf leicht zur Seite. und merkte, daß er genau hinter ihr war.
Einen schrecklichen Augenblick lang war sie wie erstarrt. Ihr Körper spannte sich, bereitete sich auf den Angriff vor, und dann fuhr sie herum.
„Hast du etwas gesehen?“
„Xander!“ brach es aus Buffy hervor. „Was hast du denn hier zu suchen?“
„Etwas Dummes. Ich bin dir gefolgt.“ Xander schien nicht im geringsten verlegen. „Ich konnte einfach nicht rumsitzen und gar nichts tun!“
Buffy starrte ihn an und wußte nicht, ob sie lachen oder schreien sollte. „Verstehe. Und jetzt geh!“
„Nein!“
„Xander, du mußt abhauen!“
„Jesse ist mein Freund, okay?“ beharrte Xander. „Wenn ich ihm helfen kann, muß ich es auch tun.“
Buffy schwieg und erwog, ob er es ehrlich meinte.
„Und außerdem hätte ich sonst Chemie“, fügte Xander hinzu.
Buffy stieß einen Seufzer aus.
Ohne ein weiteres Wort liefen sie den Tunnel entlang. Als sie an sein Ende gelangten, hielten
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