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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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erinnerten, war er überfragt.
    Als der Tabak glomm, zog er kräftig am Mundstück. Duftende Schwaden verschwanden mit dem Wind. Er fuhr sich über seine müden Augen. Es war kurz nach zwei, er war seit mehr als dreizehn Stunden auf den Beinen. Die Kollegen aus Norden waren wegen des umfangreichen Tatortes hinzugezogen worden. Gemeinsam hatten sie eine Vielzahl von Spuren im Haus von Onno Behrend gesichert und den Tathergang der vergangenen Nacht detailgetreu rekonstruiert.
    »Wir sind bald so weit«, sagte der blonde LKA-Beamte. »Es fehlen nur noch ein paar Messungen.« Er überprüfte die Apparatur, die neben dem Ruderhaus auf einem Tischchen stand. Kabel liefen von dem Apparat ins Ruderhaus. Mittlerweile hatten die Kollegen vom LKA die Stangen aufgereiht auf den metallenen Schiffsboden gelegt.
    »Bist du fertig?«, rief der Blonde seinem Kollegen zu.
    Ein kurzes »Ay« erhielt er zur Antwort. Dann schaltete er den olivgrünen Kasten ein, in dessen Mitte sich ein runder kleiner Bildschirm aktivierte. Eine grünlich flimmernde Linie verlief in der Mitte von rechts nach links.
    Kleinschmidt beugte sich vor und starrte auf die grüne Linie des Oszillographen.
    »Ich starte jetzt«, rief der Blonde, Kleinschmidt ignorierend.
    »Ich hoffe nur, dass die Batterien noch stark genug sind«, antwortete der Kollege.
    Der Blonde wischte die Bedenken des Kollegen mit einer Handbewegung zur Seite. »Das sind Lithiumzellen, die halten lang«, entgegnete er und verschwand im von Elektronik überquellenden Ruderhaus.
    Kleinschmidt zog an seiner Pfeife. Noch immer war sein Blick auf die grüne Linie gerichtet, die gleichförmig von rechts nach links lief. Plötzlich wurde die Linie unterbrochen. Zacken bildeten sich, die fast bis zum oberen Bildschirmende reichten. Der Blonde kehrte zurück und warf einen kurzen Blick auf das Display. Dann legte er einen Wählschalter um und aus der unterbrochenen Linie wurde eine gleichmäßige Frequenz mit nach oben verlaufenden Spitzen.
    »Ich hab es«, rief der Blonde. »Bis auf die Vierzehn, die scheint nicht mehr zu funktionieren.«
    Kleinschmidt schaute den blonden LKA-Kollegen fragend an. »Erzählen Sie es mir oder muss ich auf einen langen Bericht warten? Morgen habe ich nämlich frei.«
    Der Blonde nickte lächelnd und zeigte auf die Stangen mit ihren konusförmigen Enden. »Signalgeber sind das. Sie strahlen in einem bestimmten Muster ein Signal ab, das von einem Computerprogramm gesteuert und überwacht wird.«
    Kleinschmidt horchte, doch außer den üblichen Geräuschen im Hafen fiel ihm kein weiteres auf. »Ich höre nichts …«
    Jetzt lachte der Kollege vom LKA laut auf. Kleinschmidt hätte ihm gern eine Ohrfeige verpasst, aber er riss sich zusammen.
    »Da müssen Sie schon ein Hund sein«, antwortete der LKA-Beamte. »Die Frequenz liegt über 22500 Kilohertz.«
    Kleinschmidt nahm die Pfeife aus dem Mund. »Und wozu soll das gut sein?«
    Der LKA-Kollege spielte an einem Drehpotentiometer seines Oszillographen herum und zuckte mit den Schultern. »Also, wenn Sie ein Straßenköter wären, dann würden Sie sich jetzt verkrümeln, denn das Signal ist äußerst intensiv und schmerzhaft für empfindliche Ohren. Aber was für einen Sinn das hat, kann ich Ihnen nicht sagen. Es sei denn, die Gauner hatten vor, ein Tierheim auszurauben.«
    *
    »Da haben Sie aber Glück gehabt.« Frau Greven von der Nationalparkverwaltung Wattenmeer legte ihren Mantel über einen Stuhl. »Ich wollte gerade gehen. Was führt Sie zu mir, Herr Trevisan?« Sie warf einen verstohlenen Blick auf die große Wanduhr über ihrer Bürotür.
    »Es haben sich ein paar Fragen ergeben, die wir noch heute klären müssen. Es geht um eine Haftsache und ich bin sicher, Sie können uns in der Angelegenheit weiterhelfen.«
    »Ich?«, erwiderte die Frau erstaunt. Mit einladender Geste bot sie Trevisan und Kirner Platz an. »Wissen Sie, ich habe mir den Mittag freigenommen. Eine Familienangelegenheit.«
    »Wir interessieren uns für den geplanten Windpark draußen im Roten Sand«, überging Trevisan den Einwand. »Wissen Sie, wer hinter dem Projekt steht?«
    Die Frau grinste. »Ach Gott, diese olle Kamelle. Das ist aber schon ein ganz alter Hut.«
    »Liegt das Projekt im Naturschutzgebiet?«, fragte Kirner.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, nein, das liegt ein ganzes Stück außerhalb. Im Naturschutzgebiet ist so was undenkbar. Außerdem ist das Planfeststellungsverfahren längst abgeschlossen. Die landesplanerischen

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