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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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klein – hier habe ich es: HTM-Economy. Eingetragen auf einen Professor Torben Fälskög, Mariagatan in Stockholm. Offenbar der Leiter dieser Firma.«
    »Ein Forschungsschiff …«, murmelte Trevisan.
    »Moderne Funk- und Satellitentechnik, ein Bodensonar mit großer Reichweite und Lasermesssystemen. Das Boot mit dem Sonderzubehör ist ganz schön teuer.«
    »Dann sollten wir uns den Pott mal anschauen«, antwortete Trevisan.

 
27
    Trevisan hatte Paula zu Tante Klara gebracht und war mit dem Zug nach Kiel gefahren. Er war müde, denn er hatte den Jahreswechsel zusammen mit seiner Tochter erwartet. Sie hatten das Jahr 1998 mit ein paar Raketen und Knallfröschen begrüßt, und Trevisan hatte sich vorgenommen, einiges in seinem Leben zu ändern. Zwischen dem Büro, dem Fernseher und der Trübsal der einsamen Abende hatte er in den letzten Monaten nicht mehr viel unternommen. Dafür hatte er die Quittung erhalten: vier Kilo Gewichtszunahme.
    Der wichtigste Vorsatz galt seiner Tochter Paula. Er würde nicht zulassen, dass sie unter der Trennung und unter Grit leiden musste. Er würde sie zu sich nehmen. Tante Klara würde sich um Paula kümmern, wenn Trevisan zur Arbeit musste.
    Mit Herzklopfen stieg er im Birkenweg aus dem Taxi. Die Villa lag versteckt hinter hohen Pappeln. Dörte Heilmann und Grit waren Freundinnen seit ihrer Einschulung. Dörte war Trauzeugin bei seiner Hochzeit gewesen. Erst in den letzten Jahren hatten sich ihre Besuche im Hause Trevisan reduziert. Trevisan konnte Dörte Heilmann nicht leiden. Sie war das, was er unter einer typischen Emanze verstand. Ein weiterer Grund für seine Abneigung war sein Verdacht, dass sie massiv Einfluss auf Grit genommen hatte und vielleicht auch deswegen jedes Gespräch zwischen ihm und seiner Frau in einem Debakel endete.
    Das Wohngebiet war gespickt mit exklusiven Villen, doch als Consult Managerin bei einem großen Unternehmen war es Dörtes Lebensstandard angemessen. Trevisan öffnete die schmiedeeiserne Gartentür und ging den Weg aus roten Natursteinplatten entlang. Sein Herzklopfen wurde stärker. An der weißen Haustür drückte er auf den goldfarbenen Klingelknopf. Eine krächzende Stimme meldete sich durch die Sprechanlage. Trevisan murmelte ein unverständliches »Guten Morgen«. Einen Augenblick später wurde die Tür einen Spalt geöffnet und Dörtes Vollmondgesicht erschien im schmalen Ausschnitt.
    »Du! Was willst du denn hier?«
    »Ich will mit Grit sprechen, es ist wichtig«, antwortete er.
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist. Grit will mit dir nicht reden.«
    »Entscheidest du das neuerdings?« Sein Herzklopfen war weg, stattdessen wurde er wütend. Der ganze aufgestaute Ärger der vergangenen Wochen wollte sich entladen, trotzdem versuchte Trevisan, die Kontrolle über sich zurückzugewinnen. Er war wegen Paula hier und es war unklug, mit Dörte zu streiten. »Es ist eine Sache zwischen Grit und mir. Es geht um Paula.«
    Dörte wurde zur Seite geschoben. Grit hatte offenbar hinter der Tür gestanden. »Was ist mit Paula?«, fragte sie besorgt.
    Der Ärger wurde wieder durch Herzklopfen verdrängt. Zum ersten Mal seit über zwei Monaten schaute Trevisan seiner Frau ins Gesicht. Der Stich in seiner Brust und der aufkeimende Schmerz trieben ihm die Röte auf die Wangen. Ihm wurde heiß. »Grit … ich … Es geht ihr gut … Ich muss mit dir reden.«
    »Worüber, es ist alles gesagt!«, antwortete Grit kaltschnäuzig.
    Trevisan atmete tief ein. Ihm war, als ob er auf einer Schaukel saß und zwischen Groll und Herzschmerz hin und her schwang. »Kann ich reinkommen?«
    Grit trat einen Schritt zur Seite.
    »Dann lasse ich euch wohl besser allein.« Dörte wandte sich ab.
    Grit führte ihn durch einen modern und teuer eingerichteten Salon in ein kleines Zimmer und schloss die Tür. »Setz dich!« Sie wies auf einen kleinen Sessel. Sie selbst nahm auf der Kante der Schlafcouch Platz.
    »Wie geht es dir?«, fragte Trevisan.
    »Mir geht es gut.«
    Keine Herzlichkeit lag in ihrem Blick, keine Spur Zuneigung schwang in ihren Worten, die vergangenen gemeinsamen Jahre waren wie weggewischt. Und Trevisan erkannte, dass auch das letzte Fünkchen Hoffnung, dass vielleicht im Verborgenen noch für Grit geglimmt hatte, endgültig verlöschen sollte.
    »Also, weshalb bist du gekommen und wo ist Paula?«, riss ihn Grit aus den Gedanken.
    Trevisan hatte sich auf der Bahnfahrt überlegt, was er sagen würde, wie er sich mit Grit einigen konnte, doch alles

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