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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Woche«, sage ich und sehe Tulpen an. Wer ist Wardell? Ihr Blick
signalisiert mir: Wo ist ›bei Beppo‹?
    »Ganz genau«,
sagt Ralph.
    Wir sehen zu,
wie Kent den Kaffeefilter vollstopft. »Mach keinen Neutronenkaffee, Kent«, sagt
Tulpen. Ralph ist sichtlich unzufrieden mit seinen zwei Gelee-Doughnuts. » Rotes Gelee«,
sagt er und pult vorsichtig mit einem Finger darin. »Ich mag das lila Zeug
lieber.«
    »Trauben,
Ralph«, sage ich zu ihm.
    »Ja, genau, Trauben«,
antwortet Ralph. »Dieser rote Scheiß ist ungenießbar.«
    Kent macht sich
Sorgen. »Ich hab gehört, daß Marco draußen an der Küste ist«, sagt er zu uns.
»Dreht die Aufstände.«
    »Wie schmeckt
der ungefüllte, Thump-Thump?«
    »Ganz
ausgezeichnet, Ralph.«
    »Noch mal zwei
ungefüllte, Kent«, sagt Ralph. Ißt du auch noch einen, Thump-Thump?«
    »Nein«, sagt
Tulpen. »Er wird zu fett.«
    »Noch drei ungefüllte,
Kent«, sagt Ralph und stochert in dem ekligen roten Gelee rum.
    »Du bist ja
schon fett«, sagt Tulpen zu ihm. »Für Trumper besteht noch Hoffnung.«
    »Drei
ungefüllte Doughnuts, Kent«, sagt Ralph.
    Spannung
entweicht aus dem Raum, als Kent die Tür öffnet. Ralph lauscht Kents
trampeligen Schritten draußen auf dem Gehsteig. Etwas Geheimnisvolles,
Besonderes, das nur für unsere Ohren bestimmt ist, kommt jetzt gleich; wir
wissen immer schon [54]  im
voraus, daß Ralph uns was erzählen will. Ralph läßt sich ganz schön was
einfallen, um seine Privatangelegenheiten nicht in Kents Gegenwart besprechen
zu müssen. Ich glaube, das ist eine Art professioneller Selbstschutz.
    »Mann, Thump-Thump«,
sagt er; mit seinen kräftigen Armen umschlingt er Tulpen und mich. »Mann, du
hättest die Tussi sehen sollen, die ich gestern abend kennengelernt hab…« Doch
dabei beobachtet er Tulpen, wartet darauf, daß sie eine Brust mit dem
Handrücken lupft. Doch bei ihm geht sie mit Zartgefühl vor; sie wendet sich ab.
Als sie zur Tür geht, hebt sich ihr Ellbogen ein wenig nach hinten.
    »Ich hab’s
gesehen!« brüllt Ralph. Doch sie ist schon fort; die Tür zum Schneideraum fällt
zu, und ich bin allein mit Ralph Packer, der – obwohl (oder vielleicht sogar weil )
er nie weiß, was er eigentlich ausdrücken will – einer der Stars im Underground-Film
ist.
    Wir warten auf
die ungefüllten Doughnuts.

[55]  8
    Noch mehr alte Post
    Fred Trumper
    918 Iowa Ave.
    Iowa City, Iowa
     
    3. Okt. 1969
    Humble Oil & Refining Co.
    Box 790
    Tulsa, Oklahoma
     
    Sehr geehrte Herren,
    ich habe Ihr
Erinnerungsschreiben erhalten. Diesbezüglich möchte ich noch anfügen, daß ich
meinen Kredit in der Tat als »Privileg« betrachte und mir durchaus daran
gelegen ist, die Ihrerseits erwähnten »Unannehmlichkeiten« zu vermeiden.
    In der Anlage
füge ich einen Scheck über $ 3,oo bei. Damit reduziert sich mein Soll auf $ 44,56, die ich Ihnen selbstverständlich in Kürze zukommen lassen werde.
    Wissen Sie,
mein Sohn war sehr krank.
    In Dankbarkeit,
Fred Trumper
(Esso-Karte Nr. 657-679-896-22)
     
     
    [56]  Fred Trumper
    918 Iowa Ave.
    Iowa City, Iowa
     
    3. Okt. 1969
    Mr. Harry Estes
    Inkasso-Abteilung
    Sinclair Refining Co.
    Box 1333
    Chicago, Illinois
     
    Sehr geehrter Mr. Estes,
    bitte entnehmen
     Sie der Anlage meinen Scheck über $ 15,00. Obgleich das in Ihren Augen nur
»einen Tropfen auf den heißen Stein« bedeuten mag, so stellt es für mich doch
einen beträchtlichen Posten dar. Und ungeachtet der Tatsache, daß sich mein
noch ausstehender Rechnungsbetrag auf $ 94,67 beläuft – und ich bin mir Ihrer
»Besorgnis« durchaus bewußt –, kann ich mich nur unter größter Anstrengung
zurückhalten, Ihr unhöfliches Schreiben so zu beantworten, wie ich es gerne
möchte.
    Es dürfte uns
beiden klar sein, daß Ihr Unternehmen möglicherweise nicht ganz so bekannt wie
andere ist. Einen Rat könnte ich Ihnen vielleicht geben, aufgrund meiner
langjährigen und guten Erfahrungen mit anderen Kreditkartenunternehmen, die ein
Maß an Freundlichkeit und Toleranz an den Tag legen, das Ihrer Gesellschaft
auch nicht schlecht anstehen würde. Vielleicht wissen Sie gar nicht, was ein
bekanntes Unternehmen so bekannt macht? Nun, lassen Sie mich es Ihnen verraten.
Es ist Geduld.
    Bei Gott, wenn
doch nur mehr der Werte, die wir bei Individuen so schätzen, auch in die
Firmenpolitik Einlaß fänden; ich bin sicher, daß wir uns dann alle aneinander
mehr erfreuen könnten.
    Ich hegte die
größten Hoffnungen für Ihre Organisation, als Sie mit diesem großen,

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