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Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Die wilde Geschichte vom Wassertrinker

Titel: Die wilde Geschichte vom Wassertrinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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diesen
Brief geschrieben. Meine Scheiße, Thump-Thump, ich wollte eigentlich gar nichts
damit ausdrücken, ich meine, ich weiß nicht, was ich
ausdrücken wollte…«
    Das ist bei
Ralph auch heute noch so; das war immer der Hauptkritikpunkt an seinen Filmen
gewesen. Fast immer wurden sie als »innovativ«, oft auch als »ungeschminkt«,
meist als »ehrlich« bezeichnet. Doch die New
York Times zum
Beispiel kritisiert »einen gewissen Mangel an Schlußfolgerungen… er bezieht
keinen eigenen Standpunkt«. Die Village Voice findet, die»Blickwinkel
sind immer sehr persönlich, authentisch und erfrischend, doch es gelingt Packer
nicht, sich wirklich mit den Themen auseinanderzusetzen… ein simples Porträt
der Situation scheint ihm zu genügen«. Ich denke, mir genügt das auch.
    »Scheiße«, sagt
Ralph. »Es sind doch nur Bilder, Thump-Thump.«
    Und gerade
diesen Mangel an »Deutung« finde ich so erfrischend.
    Gruppen-Feeling war sein einziger Propagandafilm;
es war auch der einzige, der einen Preis gewonnen hat. Mit seinen nächsten
beiden Filmen hatte ich nichts zu tun; ich trennte mich gerade von meiner Frau
und meinem Verstand.
    Ralph setzte
sich eine Zeitlang ab, ging von Iowa nach New York. Soft Dirt war
ein Film über eine Rockgruppe. Ralph hatte Soft Dirt einfach auf einer Tournee
begleitet. Interviews mit den Freundinnen, Szenen, in denen sich die Männer
gegenseitig die Haare schnitten, Sequenzen von den Beinhakel-Wettkämpfen, die
unter den Mädchen ausgetragen wurden, Bilder von den Preisen, die sie gewannen.
Der Glanzpunkt des Films ist der, als der Hund des Bandleaders aus Versehen
durch einen Stromschlag an [49]  einem
Verstärker umkommt. Die Gruppe sagte eine Woche der Tournee ab; aus Mitleid
spendeten ihnen die Fans etwa fünfzig Hunde. »Es sind alles ganz nette Hunde«,
sagte der Bandleader, »aber keiner ist so wie der gute alte Soft Dirt.« So
hatte auch der Hund geheißen.
    Der dritte Film
beschäftigte sich mit einem kleinen Wanderzirkus, den Ralph eine endlose Reihe
von Abendvorstellungen lang begleitete. Meterweise Szenen, wie das Zelt auf-
und abgebaut wird, und Interviews mit Trapezartistinnen.
    »Ist der Zirkus
tot?«
    »Um Gottes
willen… wie kommen Sie denn darauf?«
    Und eine lange
Szene über den Elefantenwärter, der drei Finger seiner rechten Hand verlor, als
der Elefant darauf trat.
    »Mögen Sie
Elefanten immer noch?«
    »Klar, ich
liebe Elefanten.«
    »Auch den
einen, der Ihnen auf die Hand getreten ist?«
    »Gerade den. Er wollte mir
ja nicht auf die Hand treten. Er wußte auch gar nicht, worauf er da trat. Ich
hab meine Hand schließlich dahin gelegt, wo er hingetreten ist; er wäre auf
jeden Fall auf diese Stelle getreten. Und es hat ihm wirklich tierisch leid
getan.«
    »Es hat dem
Elefanten tierisch leid getan? Wußte er denn, daß er auf Ihre Hand
getreten war?«
    »Mein Gott,
natürlich wußte er das. Ich hab ihm zugebrüllt: ›Du Idiot trittst mir auf die
Hand!‹ Natürlich wußte er es, und es hat ihm tierisch leid getan.«
    Dann folgt eine
Aufnahmeserie von dem Elefanten, die zeigen soll, wie leid es ihm tat. Das war,
glaub ich, Ralphs schlechtester Film, und an den Titel kann ich mich nicht mehr
erinnern.
    Doch nun, wo
ich wieder als Tonmeister eingestiegen bin, müßten seine Filme eigentlich
besser werden – zumindest, was den Ton angeht. Wir arbeiten jetzt an einem
Projekt, das Das Leben auf
dem Lande heißt.
Es geht um eine Hippiekommune, die sich [50]  Free Farmers nennt. Die Free Farmers wollen, daß jeder Land
benutzen kann – alles Land. Sie finden, Privatbesitz ist Schwachsinn. Das Land
sollte denen freistehen, die es nutzen wollen. Sie kriegen natürlich einige
Schwierigkeiten, und zwar mit den normalen Farmern droben in Vermont. Die
normalen Farmer finden, Privatbesitz sei in Ordnung. Die Free Farmers
versuchen, den normalen Farmern klarzumachen, daß sie aufs Kreuz gelegt werden,
weil sie kein freies Land haben. Es sieht so aus, als würde es bald zu einer
Konfrontation kommen. Ein kleines, freies Kunst-College in der Gegend bringt
eine gewisse intellektuelle Verwirrung in die ganze Situation. Ralph fährt
jedes Wochenende nach Vermont, um zu sehen, ob es schon zur Konfrontation
gekommen ist. Wenn er zurückkommt, hat er meterweise Bänder, stapelweise
Kassetten in seinem Koffer. »Es brodelt noch«, sagt er.
    »Wenn der
Winter kommt«, sage ich ihm, »vielleicht wird’s den Jungs dann kalt, sie
kriegen Hunger und gehen einfach weg.«
    »Dann

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