Die wilde Geschichte vom Wassertrinker
Pumpernickel, das sie mitten aus dem frischen Laib herausgerupft
hat. Ihre Schenkel spannen sich an und schlagen fest gegen mein Gesicht, fallen
dann schlaff auf den Rücksitz, und die Hand, die den Brotklumpen hält, läßt das
dunkle Bällchen fallen.
Ich höre, wie
die Plastikverpackung reißt, höre sie knistern; ich frage mich, ob sie das auch
hört. Ich lege den Kopf auf ihre Brust und höre ihren rasenden Herzschlag. Ihr
Ellbogen drückt sich in den Sitz, die Hand baumelt über dem Boden. Ihr
Handgelenk ist so stark abgeknickt, als wäre es gebrochen; die langen Finger
weisen bewegungslos nach unten, und das Licht der wolkenverhüllten Sonne ist
gerade noch so stark, daß es sich in ihrem Ring reflektiert; der ist zu groß
für ihren Finger und über den Knöchel gerutscht.
Ich schließe
die Augen an ihrer Puderstelle und nehme einen leichten, süßlichen
Moschusgeruch wahr. Aber warum kreisen meine Gedanken um Schlachthöfe und um
all die jungen Mädchen, die in Kriegen vergewaltigt wurden?
Ihre Schenkel
schließen sich sanft um mein verhülltes Glied, und sie fragt mich: »Machen Sie
denn nicht auch das andere ?«
Und mein
zerbrechliches Glied schrumpft in dieser dünnen, zwickenden Haut; es zieht sich
zurück, als Lydia Kindle ihre Schenkel zusammendrückt.
Wieder sagt
sie: »Bitte…« Und dann, ganz leise: »Stimmt was nicht?«
Langsam erhebe
ich mich von ihr, knie mich zwischen ihre Beine; ich spüre, wie ihre Hände
jetzt stärkeren Druck auf meine Schultern ausüben; ich sehe eine blaue,
fadendünne Vene an der Puderstelle, eine Diagonale durch die breite Vertiefung
zwischen [230] ihren
Brüsten. Als merkte sie, daß ich ihren Pulsschlag sehen kann, läßt sie einen
Arm über ihren Brustkorb fallen und bedeckt mit der anderen Hand ihre Scham. EIN HÜBSCHES JUNGES DING ! gerettet, zumindest vorerst. Und
für wen?
Ich spüre, wie
sich der Gummi zusammenrollt. Lydia Kindle schwingt ihre Beine vom Sitz und
sagt: »Ich hab noch nicht mal verlangt, daß Sie mich lieben oder so was. Ich
hab das noch nie gemacht, und das andere auch nicht, und es war sogar egal,
was Sie über mich denken – ich meine, es war mir egal. Haben Sie nicht mal das
mitgekriegt? Oh, mein Gott… Scheiße, und ich hab gedacht, ich wäre ziemlich naiv…«
Als würde sie
von Krämpfen geschüttelt, beugt sie sich nach vorn, das Gesicht auf einem Knie,
eine Haarsträhne im Mundwinkel, und in der kuscheligen Lücke zwischen Ellbogen
und Knie ist ihre Brust einfach zu klein und zu perfekt, als daß sie hin und
her schwingen könnte; sie sieht aus wie auf ihren Körper aufgemalt; zu perfekt,
um echt zu sein.
»Es ist
kompliziert«, versuche ich ihr zu erklären. »Man sollte mir niemals die
Entscheidung überlassen.«
Ich fummle am
Griff herum, öffne die Tür und lasse die schneidend kalte, belebende Luft
herein. Als ich dann nackt und frierend auf den nassen, rauhen Moospolstern
stehe, höre ich, wie Lydia im Auto herumwühlt. Als ich mich umdrehe, sehe ich,
wie meine Schuhe angeflogen kommen, und ziehe schnell den Kopf ein; sie kriecht
auf allen vieren auf dem Rücksitz herum und wirft meine Sachen zur Tür hinaus.
Wortlos sammle ich alles auf, mache ein Bündel daraus und drücke es an die
Brust. Als hätte sie den Verstand verloren, schleudert Lydia Kindle ihre
eigenen Kleider vom Rücksitz auf den Vordersitz, dann vom Vordersitz auf den
Rücksitz und wieder zurück auf den Vordersitz…
Ich frage sie:
»Kann ich Sie bitte nach Hause bringen?«
»Bitte?« kreischt sie, und wie Steine, die
über meinen Kopf geworfen werden, fliegt, ganz schwarz in der Abenddämmerung, [231] ein Schwarm Enten im
Tiefflug über den Hügel hinweg; erschreckt von diesem nackten Narren dort
unten, der seine Kleider über den Kopf hält, drehen sie mit schrillen Schreien
ab.
Und jetzt
huscht Lydia nackt im Edsel umher. Sie verriegelt alle Türen. Immer noch nackt
schlüpft sie hinters Lenkrad, ihre zarten Brustwarzen streifen die kalte Hupe.
Der Edsel ruckelt, schüttelt sich und hustet eine dicke, graue Rauchwolke aus
dem rostigen Auspuffrohr. Einen Augenblick lang glaube ich, wenn ich auch keine
Anstalten mache, mich zur Seite zu bewegen, daß Lydia mich überfahren wird,
doch sie legt den Rückwärtsgang ein. Sie dreht das Lenkrad bis zum Anschlag,
wendet und lenkt genau in die Furchen, die von unserer Ankunft zeugen. Als sie
mit dem schwerfälligen Edsel kämpft, bewegen sich ihre Brüste endlich wie etwas
Lebendiges. Ich mache mir
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