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Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Die Wildkirsche. Erotischer Roman

Titel: Die Wildkirsche. Erotischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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von dem er schon einmal geträumt hatte und der nun durch das Unterholz jagte, wegen seiner geringen Größe ohne Probleme tiefen Zweigen auswich und sich schließlich in einem Erdloch versteckte. De Faucet holte auf und stand schließlich über ihm, entdeckte ihn jedoch nicht, denn sein Blick ging in die Ferne. In seiner Hand blitzte die Klinge des Dolches, an dem noch immer warmes Blut klebte. Juliens Blut! Der Junge berührte die Wunde an seinem Hals und zuckte vor Schmerz zusammen.
    »Die Wölfe werden sich um dich kümmern, Javier«, sagte de Faucet und lachte grollend. Einige Herzschläge lang harrte der Adlige aus, bevor er die Suche aufgab, sich abwandte und ihn allein im Wald zurückließ.
    Verängstigt kletterte der Junge aus seinem Versteck und blickte sich um. Er wusste nicht, welcher Weg der richtige war und nach Hause führte. Er versuchte sich zu erinnern, aus welcher Richtung er gekommen war, aber dann verirrte er sich immer tiefer in dem dunklen Forst. Die Bäume verwandelten sich in Schreckensgestalten. Die Risse und Löcher in ihren Rinden wurden zu Grimassen, ihre Äste zu langen Armen und die Zweige zu spindeldürren Fingern, die nach ihm griffen.
    Verängstigt stieß Julien einen Schrei aus und wachte im selben Moment schweißgebadet auf. Sein Schrei hallte laut durch den Kerker. Es dauerte eine Weile, ehe sich seine Augen an die Dunkelheit des Kerkers gewöhnt hatten. De Faucets höhnische Grimasse schwebte noch immer vor seinem geistigen Auge, gleich einem bösen Omen.
    Im Laufe des nächsten Tages besuchte ein Abgesandter des Gerichts Julien in seiner Zelle und verkündete das Urteil, das Menschen über ihn gefällt hatten, die ihn noch nie zu Gesicht bekommen hatten. Tod durch den Galgen, so stand es in der offiziellen Schriftrolle. Bereits am nächsten Nachmittag sollte das Urteil öffentlich vollstreckt werden.
    In der Nacht fand Julien keinen Schlaf, denn die Angst vor dem kommenden Tag nagte an seinen Nerven. Dann tischte man ihm eine Henkersmahlzeit auf, die er jedoch kaum anrührte. Als man ihn schließlich kurz nach Mittag abholte und in Ketten zum Galgen brachte, sammelten sich die Gagnoniens in den Straßen, um ihn mit faulem Obst zu bewerfen. In Sprechchören verfluchten sie ihn, wünschten ihm die Pest an den Hals und hofften auf einen möglichst qualvollen Tod.
    Auf einer Tribüne unweit der Hinrichtungsstätte saßen die Angehörigen und Freunde de Faucets, unter ihnen der Comte de Laquises, dessen Sohn Antoine sowie die Herrschaften der Jagdgesellschaft, um dem Schauspiel beizuwohnen. Auch Beaumont, Giffard und Lorraine machte er in der Nähe der Tribüne aus.
    »Er ist unschuldig. Ich kann es bezeugen! Seht doch her, seht Euch dieses Tuch an! Es trägt die Initialen Eures Sohnes«, rief Lorraine.
    Aber es gelang ihr nicht, die Aufmerksamkeit des Grafen auf sich zu ziehen, obgleich ihre Stimme die der anderen übertönte. Der Comte schien in seine Gedanken versunken und ignorierte sie. Stattdessen drohten die Wachen sie abzuführen, wenn sie sich nicht endlich zurücknahm.
    Der maskierte Henker führte Julien die Treppe zur Plattform hinauf und stellte ihn auf eine Falltür. Sein Herz drohte, sich vor Angst zu überschlagen, als ihm der Vermummte den Strick um den Hals legte.
    »Im Namen des Hohen Gerichts wird Julien, bekannt als der Wilde von Gagnion, zum Tode durch den Strick verurteilt. Hat er noch einen letzten Wunsch, bevor das Urteil vollstreckt wird?«, sprach ihn ein Mann mit weißer Perücke von der Tribüne an.
    Sekundenlang hörte er nur das Schlagen seines eigenen Herzens, dann drang die Bedeutung der Worte des Richters zu ihm vor. Ein letzter Wunsch.
    Zu gern hätte er noch einmal Lorraines süße Lippen gekostet. Doch der Gedanke an den eigenen Tod war derart verstörend, dass er seinen Körper nicht länger unter Kontrolle halten konnte und wie Espenlaub zu zittern begann.
    »Delinquent, hat er einen letzten Wunsch?«, wiederholte der Richter seine Frage ungeduldig. Und noch ehe Julien ein Wort sagen konnte, befahl er: »Verbindet ihm die Augen!«
    »Ich wünsche, dass man mir die Augen mit meinem Tuch verbindet«, schoss es aus Julien heraus.
    Verwirrung machte sich in den Gesichtern der Menschen breit. Irritiert blickte der Henker zum Richter, der seine Zustimmung durch ein Nicken kundtat.
    »Wo ist dieses Stück Stoff, das ihm so am Herzen liegt?«
    »Ich trage es bei mir!«, erklang Lorraines Stimme, während sie nach vorn eilte.
    »Sie soll es mir

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