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Die Wildnis

Die Wildnis

Titel: Die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Golden , Tim Lebbon
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hinfallen.
    Jemand lachte laut und Jack sah auf. Der lachende Kurze hatte die Pistole in der einen Hand und die andere Hand auf der Hüfte.
    Archie stöhnte.
    Jack stand langsam auf, schüttelte seine Hand aus und bespritzte dabei seine Hose mit dem Blut des anderen.
    »Willst du mich jetzt abknallen?«, fragte er den Kurzen.
    »Ach nee«, erwiderte dieser. » Dich nicht. Du bist ausgehungert und ausgezehrt, aber immer noch kräftig. Jack. So heißt du doch? Wir sehen uns noch, Jack. Ich erschieße keinen, der mir noch nützlich sein kann.« Er blickte aus dem Augenwinkel den dünnen Jungen an, sein Lachen erstarb so rasch, dass nicht einmal ein Echo davon blieb. »Aber was dieses Stück Hundedreck angeht …« Er hob die Waffe und drückte sie dem Jungen an den Hals.
    Jack wusste, dass er nicht die Spur einer Chance hatte. Sie waren mindestens zwei Meter entfernt, niemals würde er diese Strecke zurücklegen können, ehe der Mann den Finger einen Zentimeter weit am Abzug krümmen konnte. Doch dass die Chancen gegen ihn standen, hatte ihn noch nie aufgehalten. Außerdem wusste er, dass er keine Wahl hatte.
    Als er sich auf den kleinen Mann warf, der gerade wegen eines räudigen Hundes einen Jungen erschießen wollte, donnerte es los, der Kurze hatte abgedrückt.
    Der Junge fiel hin. Der Schuss verfehlte ihn, die Kugel traf die Wand des Yukon Hotels und schlug splitternd ein Loch ins Holz. Der Hund zitterte, knurrte und biss dem Mann in den Unterarm, wobei er komplett in die Luft gehoben wurde, als der Schütze zurückwich, die Waffe fallen ließ und auf den Hintern fiel.
    Dann war Jack auf ihm. Sein Schwung drückte Mann und Hund zusammen in den Schlamm. Dutch ließ ab und zog sich zähnefletschend und blutig zurück. Doch offenbar wusste er ganz genau, wer hier Freund und Feind war. Er ließ den kleinen Mann nicht aus den Augen, während Jack ihm mehrmals auf Nase und Kiefer schlug. Als der Mann seine linke Hand hob, um zurückzuschlagen, ergriff Jack den gebissenen rechten Arm und drehte ihn um. Er spürte die widerliche Feuchtigkeit des warmen Blutes, und der Mann fletschte die Zähne, unwillkürlich den Hund nachahmend. Er versuchte mit Leibeskräften, nicht laut zu schreien – Jack bemerkte es und es imponierte ihm –, doch dann wurde der Schmerz zuviel und er musste aufschreien.
    Etwas fiel Jack auf die Schulter und drückte ihn auf den dünnen Mann hinab. Es war Archie. Doch er blieb nicht lange auf seinem Rücken.
    »Hoch mit dir!«, sagte Merritt und Jack rollte rechtzeitig herum, um Archie abermals gegen die Hotelwand fliegen zu sehen.
    Der Junge hatte die Pistole des Dünnen aufgehoben.
    »Ganz sachte, Junge«, warnte Merritt.
    »Ich heiße Hal«, meinte der Junge. »Ich hasse es, wenn man ›Junge‹ zu mir sagt.«
    Jack stand da und kicherte. Der macht sich fast ins Hemd , dachte er, war aber dennoch beeindruckt, wie gefasst Hal war.Die Pistole war schwer, doch die Hände des Jungen zitterten kaum. Und Jack wurde genauso ungerne ›Junge‹ genannt.
    »Willst du sie jetzt erschießen?«, fragte Jack den Jungen. Merritt warf ihm einen scharfen Blick zu, und Jack sah, wie sich Archie am Boden an der Hauswand versteifte. Doch Jack war sich sicher, Hal richtig eingeschätzt zu haben. Er hielt sich vielleicht für mutig und erwachsen, sogar für stark, aber ein Killer war er nicht.
    Hal gab Jack die Pistole, der sie an Merritt weiterreichte.
    »Ihr habt keine Ahnung, mit wem ihr euch angelegt habt«, erklärte der Dünne. Er stand mit dem verletzten Arm vor der Brust auf. Dutch kam wieder knurrend auf ihn zu und drängte den Mann neben Archie an die Wand.
    »Mit einem großen, dummen Esel«, Jack deutete auf Archie und dann auf den Dünnen. »Und mit dem, was beim Esel hinten rauskommt.«
    Hal kicherte, Merritt seufzte. Jack wusste genau, was sein Freund dachte. Gerade mal eine Stunde in Dawson und schon haben wir uns zwei Todfeinde gemacht . Tja … Jack hatte sowieso nicht vor, lange hierzubleiben. Das war nur noch ein weiterer Grund, schleunigst weiterzuziehen.
    »Sehr witzig, Kleiner«, sagte der Dünne.
    »Komm schon, William«, meinte Archie.
    Jack nickte kurz. Der Große wusste wenigstens, wann er geschlagen war.
    »Wir sehen uns«, sagte William.
    »Kein Problem, Billy«, meinte Jack. »Lass dir deinen Arm lieber untersuchen. Wenn ich mir so das Gebiss dieses Köters anschaue, könnte ich wetten, der ernährt sich nur von leckeren Häppchen aus der Gosse.«
    William blickte auf den Hund runter, der

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