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Die Wildnis

Die Wildnis

Titel: Die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Golden , Tim Lebbon
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Arbeit, faules Pack!«, bellte der Aufseher. Er kam einige Schritte auf sie zu und kickte mit dem Fuß ins Wasser, sodass es Jack kalt ins Gesicht spritzte. Jack wischte es rasch weg und blickte Jonas zornig und kopfschüttelnd an. Doch Jonas hatte den Blick schon wieder zu seiner Schürfpfanne gesenkt.
    Weiter bachaufwärts, etliche Männer weiter, sah Jack Merritt. Er war in seiner eigenen Welt versunken, schürfte stetig und methodisch. Seit Jims Tod war Merritt die Lust an der ganzen Reise vergangen.
    So sollte es mir wohl auch gehen , dachte Jack. Doch traurig, wie er war, schien die Zukunft für ihn immer noch eine aufregende Verheißung. Er war nach wie vor überzeugt, dass die Reise für ihn gerade erst begonnen hatte.
    Jack konnte nicht umhin, sich an der Schönheit dieser Gegend zu berauschen. Der Fluss war zwar durch menschliche Grausamkeit entstellt, doch die Hügel und Wälder um sie herum strahlten die reine, unberührte Wildheit der Natur aus. Er atmeteden Geruch des Flusses und des Waldes ein und spürte die willkommene Wärme der Sonne auf seiner Haut.
    Neben dem stetigen Rauschen des Flusses hörte er außerdem manchmal Vögel singen, doch wie sehr er auch lauschte, er vernahm kein Wolfsgeheul. Er versuchte seine Sinne zu schärfen, um mögliche Beobachter aus dem Wald zu spüren. Bloß weil er kein Wolfsgeheul hörte, hieß das nicht, dass der Wolf nicht da war. Er beobachtet mich immer , glaubte er zwar, er wäre aber für ein Zeichen der Bestätigung dankbar gewesen. Er spürte die unendliche Weite der Wildnis, ihre Verlockung in seiner abenteuerlustigen Seele. Sie rief ihm zu, und er schwor, ihr zu folgen.
    Jack hasste diese Männer für ihre Grausamkeit, ihre Dummheit und Unmenschlichkeit. Doch am meisten hasste er sie dafür, ihm das Erlebnis zu rauben, das er mehr als alles andere ersehnte: Die Freiheit, die Wildnis zu erkunden und die Gelegenheit, ein Teil von ihr zu werden.
    Die Arbeit war hart, und Jack musste oft aus dem Fluss trinken. Das Wasser war von der Schneeschmelze immer noch eiskalt. Je mehr er trank, desto hungriger wurde er. Irgendwann müssen sie uns etwas zu Essen geben , dachte er, sonst werden wir irgendwann zu schwach, um ihnen von Nutzen zu sein.
    Gerade als der Hunger ernsthaft an seinen Innereien zu nagen begann, riefen die Sklavenhalter die Mittagspause aus, und die Männer legten ihre Pfannen beiseite. Jack sah den steilen Abhang südlich des Flusses hinauf. Er war dicht bewaldet, und die Bäume rundeten die rauen Konturen der Landschaft ab. Da ist etwas , erkannte er. Als er die Augen zumachte, spürte er nichts, doch ein Teil des Hügels war vor seinen Sinnenverschlossen, oder immun dagegen. Ein weißer Fleck in der Wildnis. Geheimnisvoll und voller Angst. Er schauderte.
    »Hinsetzen und nicht bewegen!«, brüllte Archie allen zu. »Wer aufs Klo muss, macht es im Sitzen.«
    Dankbar setzte sich Jack hin und zog seine frierenden Füße aus dem Wasser. Er fragte sich zum ersten Mal, wo ihre ganze Ausrüstung wohl abgeblieben war. Vermutlich verstaubte sie in den Lagerschuppen hinter dem Yukon Hotel. Dort waren seine warmen Stiefel, Extrakleidung, Handschuhe und Mützen. Stattdessen musste er nun raue Arbeitskleidung tragen, die Williams Leute ihm gegeben hatten. Es war zwar Frühling, aber trotzdem war es kalt.
    Archie kam mit einer Tüte Proviant die Schlange der Männer entlang. Er reichte jedem ein Stück Brot und einen Streifen getrocknetes Fleisch, das die Sklaven alle gierig verschlangen. Reese nickte dankbar für sein Essen, und obwohl Archie keine Reaktion zeigte, sah Jack, wie geschickt das war: Sie sollen denken, er ist unterwürfig und zahm. Reese war vielleicht ein Feigling und ein Fiesling, aber er bereitete seinen Ausbruch geschickt vor. Nicht geschickt genug! Jack musterte die Sklaventreiber, ihre Messer und Gewehre, ihre grausamen Gesichter. Ihm war klar, es würde mehr als Geschwindigkeit und Entschlossenheit erfordern, um auszubrechen. Wenn die Sklaven wirklich entkommen wollten, würden sie William und seine Leute umbringen müssen.
    »Wieso glaubst du nicht, dass es klappt?«, wollte Jonas wissen. Er war ein dutzend Schritte von Jack entfernt, dennoch trug es seine Stimme bis hierhin. Keiner behelligte sie. Vielleicht erlaubten die Sklaventreiber den Männern diesen kurzen Austausch.
    »Das ist verrückt«, meinte Jack. »Die sind bewaffnet! Wir müssen auf die richtige Gelegenheit warten, wir müssen …«
    »Warte mal«, sagte Jonas. Er drehte

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