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Die Wildnis

Die Wildnis

Titel: Die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Golden , Tim Lebbon
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Kindern. Dir schießen sie nur in die Hüfte oder in den Bauch, einfach um dich aufzuhalten. Wenn alle anderen tot sind, dann kriegst du ordentlich was ab.« Er biss noch ein Stück Trockenfleisch ab und kaute. Merritt hatte den Blick gesenkt.
    »Wir überraschen sie«, meinte Reese. »Jetzt haben sie vielleicht die Oberhand, weil wir alle noch schockiert und entsetzt sind über das, was uns passiert ist. Da verlassen sie sich drauf. Wenn wir jetzt zuschlagen, ist das unsere beste Gelegenheit, sie zu überraschen. Je länger wir warten, desto wachsamer werden sie sein.«
    »Wen willst du zuerst ausschalten?«, fragte Jack und bandseine Stiefel dabei zu. Sie durften nie lange Blickkontakt halten, damit die Wachen ihre Unterhaltung nicht bemerkten.
    »Den Nächstbesten. Seine Waffen schnappen, dann weiter zum Nächsten.«
    »Schon mal einen Mann erschossen?«, erkundigte sich Jack. Er sah die Antwort in den Augen des kräftigen Mannes. Der sah einen Moment lang sogar richtig ängstlich aus.
    »Noch nicht«, gab Reese zu.
    Jack merkte, wie die anderen Männer zuhörten. Er sah sich um, um sicherzugehen, dass die Sklaventreiber nicht zuhörten. Vorerst schien die Luft rein zu sein.
    »Du musst zuerst den Stärksten ausschalten«, stellte Jack fest. »Nicht den Lautesten, sondern den Grausamsten, der nicht zögern würde, einem Mann kaltblütig in den Rücken zu schießen. Einen kennen wir schon, aber es gibt sicher noch andere von der Sorte. Wir brauchen Zeit, um sie kennenzulernen.«
    »Du bist doch nur ein kleiner Junge!«, zischte Reese.
    »Und du bist ein Bär ohne Biss.«
    »So redet man nicht mit mir!«
    »Doch, hab ich gerade«, trotzte Jack. Und da wusste er, was zu tun war. Er hatte es wohl schon länger gewusst – den ganzen Nachmittag –, aber hier und jetzt wurde ihm klar, was passieren musste. Die meisten Männer unterstützten Reese, denn der Lockruf der Freiheit war stärker als die Klugheit der Vorsicht. Also musste er den Männern beweisen, wer der Klügere und Stärkere war. Er musste ihnen zeigen, wer das Zeug hatte, sie wirklich in die Freiheit zu führen, und hier in der Wildnis kam man mit Diplomatie nicht weiter.
    Reese brannte schon auf einen Kampf mit ihm.
    Jack atmete tief durch, sah die anderen Männer an – erwartungsvolleGesichter, traurige Blicke, manche davon schon gebrochene Männer – und dann blieb sein Blick an Merritt hängen.
    Die Augen seines Freundes weiteten sich, als er verstand, was Jack vorhatte. »Nein, Jack, tu’s nicht …«
    Jack machte einen Satz nach vorne und schwang mit der Rechten nach Reeses Kopf. Seine Faust traf den Mann dumpf am Schädel, die Männer riefen aufgeregt durcheinander, und der Kampf seines Lebens hatte begonnen.
    Darauf war Reese nicht vorbereitet gewesen. Auch wenn er sich gern aufführte wie ein harter Kerl, hatte Jack ihn genau richtig eingeschätzt: Er war ein Feigling, der sich in der Rolle des Anführers gefiel. Jacks fliegende Fäuste warfen ihn zur Seite um und beide stürzten gefährlich nah ans Feuer.
    Stimmengewirr erhob sich um sie, dann stieg Jubel auf, als Reese sich wieder fing und einen schweren Faustschlag gegen Jacks Schulter landete. Er bäumt sich auf und warf Jack ab, packte einen schweren, brennenden Holzknüppel aus dem Feuer und schwang ihn über dem Kopf.
    Jack rollte weg und spürte, wie der Knüppel nah bei seinen Füßen auf den Boden donnerte. Funken schlugen und trafen die nackte Haut über seinen Socken. Die Wärme war ihm fast willkommen. Er rappelte sich wieder auf und wirbelte herum, bereit, den Angriff abzuwehren. Aber Reese stand einfach da und schwang den qualmenden Knüppel nach links und nach rechts wie ein riesiges Pendel.
    Das ganze Lager versammelte sich, um zuzusehen. Die Sklaven waren aufgesprungen und hatten einen engen Kreis um sie gebildet. Sie versuchten so zu wirken, als wenn sie nichts damitzu tun hatten, anstatt sie anzufeuern. Jack sah Merritt unter ihnen, der als Einziger von ihnen wirklich besorgt wirkte.
    Er ist immer noch mein Freund , dachte Jack. Inmitten eines Kampfes, bei dem es auch darum ging, Merritts Leben zu retten, freute ihn dieser Gedanke ganz besonders.
    Hinter den Gefangenen schaute auch Williams Bande zu. Jack bemerkte sieben oder acht von ihnen, die sich innerhalb des Zeltringes versammelten, darunter William und Archie. Die anderen schoben scheinbar immer noch jenseits der Zelte Wache und ließen sich auch nicht von dem Gewaltausbruch irritieren. Jack war beeindruckt von

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