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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Lawrence kämpfte, und Bilder der trotzigen Wüstenkrieger. Bilder der Beduinenlager. Der roten Felsen des Wadi Rum, des Tals des Mondes. Der endlosen Dünen. Der schimmernden Fluten des Roten Meers.
    »Also?«, hatte sie Allenby gefragt, als sie ihm einen Stapel der Fotos in Kairo auf den Schreibtisch warf.
    Sie war unter dem Vorwand zurückgekehrt, sich seinen Befehlen zu fügen, aber in Wirklichkeit nur, um ihre Filme zu entwickeln.
    Der General nahm eines nach dem anderen in die Hand und war beeindruckt, auch wenn er sich bemühte, dies nicht zu zeigen. Dennoch erkannte er die Möglichkeiten, die diese Bilder boten.
    »Hm. Ja. Ganz nett«, sagte er.
    »Die sind mehr als nett, Sir, und das wissen Sie auch. Denn sie werden die Phantasie der Menschen anregen. Ihre Sympathie gewinnen. Ihre Herzen. Weltweit wird jeder für Lawrence und die arabische Sache sein. Er wird zum Helden werden. Ich schreibe die Artikel dazu. Reportagen von der Wüstenfront.«
    Allenby blickte mit gerunzelter Stirn aus dem Fenster und sagte nichts.
    »Kann ich in die Wüste zurück?«, fragte Willa.
    »Für den Moment ja«, antwortete er.
    Das war 1915. Seitdem hatte sie Lawrence und seine Männer begleitet, sie fotografiert, über sie geschrieben, und ihre Berichte waren weltweit in allen großen Zeitungen veröffentlicht worden. Weil Allenby negative Reaktionen befürchtete, wenn eine Frau an der Seite von Soldaten ritt, zeichnete Willa ihre Artikel mit einem Pseudonym: Alden Williams.
    Ihr war es zu verdanken, dass Tom Lawrence jetzt als Lawrence von Arabien bekannt war. Jeder, der über ihn gelesen hatte, bewunderte ihn. Alle Frauen verliebten sich in ihn. Jeder Schuljunge wollte so sein wie er.
    Entgegen allen Erwartungen hatten Lawrence und seine Beduinenkrieger eine Reihe erstaunlicher Siege über die viel stärkere türkische Armee errungen. Aber die endgültige Ausschaltung der Türken hing davon ab, ob die Araber nach Norden vorstoßen und Aqaba und danach den wichtigsten Ort überhaupt einnehmen konnten – Damaskus. Willa war Lawrence bis hierher gefolgt und würde ihm so lange folgen, bis der Kampf gewonnen und die Unabhängigkeit Arabiens erreicht war oder sie beide das Leben verloren.
    Als sie ihn jetzt beobachtete, wie er die Zündladungen vorbereitete, griff sie erneut nach der Kamera.
    »Willst du etwa filmen, wie ich mich in die Luft jage?«, fragte er.
    »Lass es mich machen, Tom. Lass mich die ganze Aktion filmen«, sagte sie. »Die Ankunft des Zugs, die Explosion, die Hitze des Gefechts und den Sieg. Stell dir vor, was für ein tolles Material das wäre. Kairo schickt es nach London, London gibt es Pathé, und dann wird es in jeder Wochenschau auf der ganzen Welt zu sehen sein. Und Allenby kriegt mehr Gelder.«
    »Wenn die Türken dich sehen, wissen sie, dass etwas im Busch ist. Sie werden den Zug stoppen, nach der Sprengladung suchen und sie unschädlich machen. Und dann werden sie uns suchen.«
    »Sie werden mich nicht sehen. Ich warte den Countdown ab, und erst bei drei renne ich los. Ich brauche nicht mehr als drei Sekunden. Das weiß ich. Ich hab’s ausprobiert. Auf drei springe ich raus, nicht früher. Niemand kann eine Lokomotive in drei Sekunden anhalten. Das weißt du.«
    »Er hat recht, Sidi «, sagte jemand hinter ihr und benutzte eine sehr respektvolle Anredeform. »Sie sollten ihn das machen lassen. Wenn jemand es schafft, dann er. Er ist der tapferste Mann, den ich kenne.«
    Es war Auda abu Taji. Auda nannte Willa »er«, weil er nicht glauben wollte, dass sie eine Frau war. Obwohl sie jahrelang gemeinsam durch die Wüste gezogen waren. Keine Frau könne so gut mit Kamelen umgehen oder so schießen. Keine Frau könne sich so gut orientieren.
    »Ah, jetzt heißt es also Sidi , Auda?«, fragte Lawrence. »Das ist natürlich was anderes. Normalerweise brüllst du mich an wie einen Kameljungen.«
    »Du musst ihn das machen lassen. Seine Bilder bringen mehr Geld ein, als wir von Kairo kriegen. Wir brauchen das Geld für den Vorstoß nach Damaskus. Meine Männer müssen essen.«
    »Siege sind wichtig, Tom«, sagte Willa ruhig.
    »Ja, Willa, das stimmt«, antwortete Lawrence.
    »Ich meinte, für die Leute in der Heimat. Es hält ihre Moral hoch. Gibt ihnen Hoffnung. Sie sollen wissen, dass ihre Söhne, Brüder und Väter nicht umsonst gestorben sind.«
    Lawrence sah sie besorgt und mit fragendem Blick an. »Was ist dir passiert?«, fragte er. »Was versuchst du zu vergessen? Oder wen?«
    Willa wandte sich ab.

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