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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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»Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Irgendwas muss dir passiert sein. Irgendwas Schreckliches. Warum sonst willst du solche Risiken eingehen? Keiner von uns ist so verrückt, aus der Deckung zu kommen, bevor die Ladung hochgegangen ist. Keiner außer dir.«
    »Er ist ein Krieger, Sidi . Er ist mutig«, wandte Auda ein.
    Lawrence schüttelte den Kopf. »Nein, Auda. Ein mutiger Mensch spürt die Angst und überwindet sie. Aber Willa Alden spürt keine Angst.«
    »Lass es mich machen, Tom«, beharrte Willa eigensinnig.
    Lawrence wandte den Blick von ihr ab und überlegte. »Auf drei raus«, sagte er schließlich. »Keine Zehntelsekunde früher.«
    Willa nickte. Sie war aufgeregt. Nie hatte sie einen vollständigen Angriff gefilmt. »Wie viel Zeit haben wir noch?«, fragte sie.
    »Nach meiner Berechnung noch eine halbe Stunde«, antwortete er. »Wie weit sind die Männer mit der Zündschnur?«
    »Fast fertig«, antwortete Auda.
    »Gut«, sagte Lawrence. »Wir müssen die Drähte jetzt nur noch mit den Kontakten verbinden. Und warten.«
    Willa blickte auf die große Sanddüne. Unterhalb des Gipfels gruben Männer mit den Händen einen flachen Graben, die anderen legten Drähte hinein und tarnten sie mit Sand. Sie hielten sich dicht beieinander bei der Arbeit, damit nicht überall auf der Düne Fußabdrücke zurückblieben.
    Lawrence fragte Auda, ob die Männer hinter der Düne, etwa hundert im Ganzen, bereit seien, als er plötzlich abrupt abbrach und die Hand aufs Gleis legte. Er hielt vollkommen still und schien mit seinem ganzen Körper zu lauschen.
    Willa blickte den Schienenstrang hinunter, konnte aber nichts entdecken.
    »Sie kommen«, sagte Lawrence knapp. »Auda, bring die Männer in Stellung. Willa, verwisch unsere Spuren. Ich kümmere mich um die Drähte. Los!«
    Während Lawrence und Auda die Dynamitkisten nahmen und über die Düne eilten, steckte Willa die Kamera, die um ihren Hals hing, in das Gehäuse und nahm den Besen, der auf den Gleisen lag. Schnell kehrte sie Sand über das Loch, das Lawrence für das Dynamit gegraben hatte, dann lief sie die Düne hinauf und beseitigte alle Spuren ihrer Anwesenheit, wobei sie darauf achtete, die dicht unter der Oberfläche verlaufenden Drähte nicht zu berühren. Sie keuchte, als sie damit fertig war. Es fiel ihr schwer, sich mit der Prothese auf dem weichen Sandboden zu bewegen.
    Sobald sie hinter der Düne war, warf sie den Besen weg, duckte sich, zog die Kamera heraus und begann zu drehen. Sie machte einen Schwenk über die unterhalb von ihr kauernden Männer mit den Gewehren im Anschlag, dann nahm sie Lawrence aufs Korn, der fieberhaft die Drähte mit dem Zündkasten verband. Sie sah die Anspannung in seinem Gesicht. Jetzt konnten sie den Zug hören. Er fuhr schnell.
    Es gab keine Garantie, dass der Anschlag gelingen würde, das wussten sie alle. Vielleicht waren die Drähte schlecht angeschlossen oder die Sprenggelatine oder das Dynamit nicht in Ordnung. Vielleicht waren sie die tödlichen Risiken umsonst eingegangen.
    Lawrence war mit dem Anschließen der Drähte fertig. Er hängte sein Gewehr über die Schulter, beugte den Kopf und lauschte. Sie konnten es nicht wagen, über die Düne zu spähen. Die Türken waren wachsam. Sicher hatten sie einen Beobachter und höchstwahrscheinlich einen Scharfschützen postiert. Lawrence würde mit dem Countdown beginnen, wenn er die Lokomotive vorbeifahren hörte. Wenn er bis eins zurückgezählt hätte, befänden sich die mittleren Waggons über der Dynamitladung. Dann würde er den Zünder niederdrücken. Es gäbe eine riesige Explosion. Wagen würden auseinandergerissen und die Trümmer von den Gleisen geschleudert. Dann würden Lawrence, Auda und die Männer mit den Waffen im Anschlag die Düne hinunterstürmen und den Angriff zu Ende bringen.
    Jetzt warteten sie, die Nerven bis zum Zerreißen angespannt, während der Zug sich näherte. Lawrence hatte die Hand auf den Zündkasten gelegt.
    »Zehn, neun, acht, sieben …«, begann er.
    Die Männer schlossen die Augen, holten tief Luft und beteten.
    Willa robbte näher an den Scheitel der Düne und hielt die Kamera bereit. Bitte lass es klappen, sagte sie leise. Bitte. Für Lawrence. Für Arabien. Für diese ganze elende, kriegszerrissene Welt.
    »… sechs, fünf, vier, drei …«
    Wie ein Rennpferd aus der Box schoss Willa über den Rand der Düne. Sie kniete nieder, richtete die Kamera auf den Gleisabschnitt mit der Sprengladung und filmte los. Eine Ewigkeit lang

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