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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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seiner Hand. »Es ist von der Downing Street. Ein Bote hat es vor einer Stunde gebracht.«
    »Asquith musste einen Boten schicken? Er hätte doch anrufen können.«
    »Nein, in diesem Fall nicht.«
    Fiona nahm das Papier entgegen.
    Geheim, stand in der ersten Zeile.
    3. August 1914, in der zweiten.
    Und als sie die dritte Zeile las, wusste Fiona, dass Joe recht hatte, dass ihr Leben nie mehr so sein würde wie zuvor.
    Heute Abend um 19:00 Uhr hat Großbritannien Deutschland den Krieg erklärt.

Zweiter Teil
    Februar 1918
    Hedschas, Arabien

   48   
    W illa sprach laut und erregt auf den Mann ein, der neben den Eisenbahnschwellen kniete, und zeigte dabei nachdrücklich mit einer kleinen roten Stange auf ihn.
    »Du weißt, wie sehr solche Bilder der Sache nützen können, Tom«, sagte sie. »Sie wecken das Interesse, bringen Unterstützung und Geld, alles, was du brauchst. Vor allem jetzt, beim geplanten Vorstoß nach Damaskus.«
    »Ich will nichts mehr davon hören. Das ist viel zu gefährlich. Du bleibst mit dem Rest der Gruppe hinter den Dünen.«
    »Ich kann das Bild doch nicht schießen, wenn ich hinter der verdammten Sanddüne stehe!«Hinter einer verdammten Sanddüne kannst du aber auch nicht erschossen werden«, antwortete Lawrence ungerührt. »Und hör bitte auf, mit dem Dynamit herumzufuchteln, und gib’s mir.«
    Willa gehorchte seufzend. »Ich schätze, du willst als Nächstes die Sprenggelatine?«, fragte sie.
    »Ziemlich schwierig, einen Zug ohne sie in die Luft zu jagen«, antwortete Lawrence und legte das Dynamit vorsichtig zu einigen anderen Dynamitstangen in die Vertiefung, die er unter der Schwelle gegraben hatte.
    Willa kauerte sich neben eine Holzkiste, nahm vorsichtig zwei Päckchen Sprenggelatine heraus und reichte sie ihm. Ein Fehlgriff, und sie wären beide in die Luft geflogen. Der Gedanke hätte sie schrecken können, aber sie hatte vor Langem gelernt, dass nur diejenigen den Tod fürchten, die etwas zu verlieren haben.
    Lawrence verband die Sprenggelatine mit ein paar Drähten, die unter den Gleisen hervorlugten und im Sand zur nächsten Düne verliefen, dann brachte er die Ladung sorgfältig in Position. Willa assistierte ihm, reichte ihm Klemmzangen und Schraubenzieher, was immer er verlangte. Schweiß lief ihm übers Gesicht unter der unbarmherzigen arabischen Sonne. Seine blauen Augen, die ein weißer Turban noch betonte, waren auf die Arbeit gerichtet.
    Sie befanden sich auf einem Kommandounternehmen, Lawrence und seine Männer. Nördlich von al-’Ula brachten sie Sprengladungen unter den Gleisen der Hedschas-Bahn an, einer Bahnverbindung zwischen Damaskus und Medina, die von den Türken gebaut worden war, um ihre arabischen Gebiete besser kontrollieren zu können. Ihr Auftrag bestand darin, einen Zug in die Luft zu sprengen, der türkische Soldaten, Kanonen und Gold transportierte, denn ein Schlag gegen die Türken wäre ein Schlag gegen Deutschland und Österreich-Ungarn, die Hauptverbündeten der Türkei. Und gleichzeitig ein Erfolg für die arabische Unabhängigkeitsbewegung, die ihre türkischen Unterdrücker abschütteln wollte.
    Willa war dort, um das Kommandounternehmen zu dokumentieren, wie sie es schon viele Male getan hatte. Ihre Bilder und Kommentare, die sie davon lieferte, wurden mit einem Kurier nach Kairo gebracht, wo sie von General Allenby, Toms vorgesetztem Offizier, geprüft, dann an die Downing Street und von dort an die Presse weitergeleitet wurden.
    Diesmal jedoch wollte Willa während der Aktion nicht hinter den Dünen in Deckung bleiben und lediglich die Vorarbeiten sowie das Ergebnis fotografieren. Sie hatte sich eine Bell & Howell, eine kleine Filmkamera, beschafft und wollte den gesamten Ablauf filmen.
    Sie wollte die Siege festhalten, weil Siege Unterstützung einbrachten, aber es gab noch einen weiteren, genauso dringlichen Grund, die ganze Aktion zu dokumentieren – sie wollte dem Westen unbedingt die wilde Schönheit Arabiens und den verzweifelten Kampf seiner Bevölkerung um Unabhängigkeit nahebringen.
    Große Teile Arabiens befanden sich – immer noch – unter Kontrolle des Osmanischen Reichs, was Großbritannien ändern wollte. Wenn sie den Eingeborenenstämmen halfen, das Joch der türkischen Herrschaft abzuwerfen, würden auch die Briten davon profitieren. Denn wenn türkische Truppen im Abwehrkampf gegen die arabische Guerilla gebunden waren, konnten sie die geplante Sues-Offensive nicht starten und nicht erneut versuchen, den Kanal unter

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