Die Wildrose
sein.«
Willa lachte. »Ich bin auch beschwipst. Das ist herrlich, nicht?« Sie küsste ihn erneut. »Hör nicht auf, Max. Liebe mich. Jetzt. Ich will dich so sehr.«
Max rollte von ihr herunter. Er blinzelte ein paarmal, dann schloss er die Augen und schüttelte den Kopf.
Voller Angst, dass er ihr Spiel durchschaute, tat Willa so, als glaubte sie, er sei bloß ein wenig matt geworden. »Du kannst dich ausruhen«, flüsterte sie. »Jetzt bin ich an der Reihe.« Sie beugte sich über ihn, küsste ihn und strich über seine Brust. Er öffnete die Augen, streichelte ihren Busen, schloss sie dann schnell wieder und schlug die Hände vors Gesicht.
»Mein Kopf … alles dreht sich.«
Willa küsste ihn erneut. Er schob sie von sich, setzte sich auf, und seinem Gesichtsausdruck war anzusehen, dass es ihm dämmerte. »Der Wein«, sagte er leicht lallend. »Du hast etwas in den Wein getan.« Mühsam schwang er die Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen, aber seine Beine gaben nach, und er fiel zu Boden. »Warum, Willa?«, keuchte er. Einmal noch stöhnte er auf. Dann rührte er sich nicht mehr.
Willa hatte solche Todesangst, dass sie kaum atmen konnte. Sie stieß ihn mit dem Fuß an, dann noch einmal, dann sprang sie aus dem Bett und zog sich schnell an. Ihre verletzten Rippen protestierten, aber sie ignorierte die Schmerzen.
Mit einem nervösen Blick auf Max nahm sie seine Kleider vom Boden und durchsuchte sie. In seinen Hosen war nichts, aber in seinem Jackett steckte eine Brieftasche. Sie nahm das Papiergeld und warf die Brieftasche auf den Boden.
Als Nächstes lief sie ins Billardzimmer und riss ein antikes Schwert und drei Pistolen von der Wand. Dann durchwühlte sie die Schränke und Kommoden nach Munition und fand schließlich welche. Danach eilte sie ins Arbeitszimmer und packte die Karten, die Max zuvor aufgerollt hatte. Ohne sie näher anzusehen, raffte sie einfach alle zusammen.
Sie war schon an der Eingangstür und fast aus dem Haus, als sie in einem Spiegel einen Blick auf sich erhaschte – eine Frau in einem eleganten Kleid, die Waffen und Karten an sich drückte. Wie weit würde sie in so einem Aufzug kommen? Wohl nicht sehr weit. Sie brauchte andere Kleider. Sie müsste ins Schlafzimmer zurück, obwohl sie keine Ahnung hatte, wie lange die Wirkung der Tabletten anhielt.
Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, als sie durch die Schlafzimmertür spähte und Max sah. Er lag noch immer auf dem Boden.
Los, befahl sie sich. Jetzt. Beeil dich.
Sie legte die Waffen und Karten aufs Bett und lief zum Schrank. »Bitte, wo sind sie«, flüsterte sie. »Bitte.« Sie schob die Bügel mit Uniformen, Dinnerjacketts, Hemden und Hosen beiseite. Das war nicht, was sie wollte. »Komm, sie müssen doch irgendwo sein«, keuchte sie. Und dann entdeckte sie, wonach sie suchte – lange Gewänder, wie arabische Männer sie trugen. Sie packte ein blaues und ein weißes und zwei dazu passende Schals. Schnell streifte sie das blaue über ihr Kleid und schlang den Schal um den Kopf. In den dunklen Gewändern würde sie auf den Straßen weniger auffallen.
Erneut warf sie einen Blick auf Max. Er hatte sich nicht gerührt. Alles in ihr drängte sie wegzulaufen, aber sie wusste, das konnte sie nicht. Noch nicht. Sie brauchte etwas, um das Schwert, die Pistolen und Karten zu verstauen. Satteltaschen wären gut gewesen, außerdem würde sie damit in einer Stadt, wo die meisten Leute immer noch auf Kamelen ritten, nicht verdächtig wirken, doch sie hatte keine Zeit, danach zu suchen. Max konnte jeden Moment aufwachen. Während sie überlegte, was sie tun sollte, fiel ihr Blick aufs Bett. Schnell griff sie nach einem Kissen, zog den Bezug ab und stopfte ihre Sachen hinein. Das Schwert ragte zwar heraus, aber daran ließ sich nichts ändern. Sie hatte sich ohnehin schon viel zu lange hier aufgehalten und sollte längst fort sein.
Gerade als sie mit ihrem Bündel hinauseilen wollte, schloss sich eine Hand von Max um ihr Fußgelenk. Sie schrie auf und versuchte, sich loszureißen, aber er zerrte so fest an ihrem Bein, dass sie das Gleichgewicht verlor und stürzte. Der Kissenbezug samt Inhalt fiel krachend neben ihr zu Boden.
»Morphium, nicht wahr?«, stöhnte Max heiser. »Du hättest mehr nehmen und mir den Rest geben sollen.«
Willa trat mit dem freien Bein nach ihm, aber er hielt es mit der anderen Hand fest und drückte es auf den Boden. Benommen rappelte er sich auf die Knie und kroch auf sie zu. Seine Hand umschloss ihren
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