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Die Wildrose

Die Wildrose

Titel: Die Wildrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Donnelly
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Schmierblatt und verbrenn’s«, befahl er Bennie. Dann schenkte er sich einen weiteren Drink ein, starrte erneut aufs Wasser hinaus und dachte an Peter, wie er früher einmal gewesen war.
    Bennie griff nach dem Schlachtruf, und während er damit zum Kamin ging, überflog er den Leitartikel. Es gab auch Bilder zum Text, Fotos des Premierministers, seines Kabinetts und der deutschen Handelsdelegation. Plötzlich blieb er abrupt stehen und starrte auf eines der Fotos.
    »He, Boss«, sagte er und ging zu Madden zurück. »Schau dir das an … Ist das nicht der Kerl, der früher immer hierhergekommen ist? Der Typ, der ein Boot von dir gemietet hat, um seinen Mann in die Nordsee rauszubringen? Den Namen weiß ich nicht mehr, aber ich könnt schwören, dass er es ist.«
    »Was willst du denn jetzt schon wieder?«, fragte Madden verärgert.
    Bennie legte die Zeitung vor ihn auf den Tisch. »Da«, er deutete auf das Bild. »Max von Brandt, Sprecher der Deutschen Handelsdelegation, steht da. Siehst du ihn? Den Zweiten von links?«
    Billy warf einen Blick auf das Bild. Der Whisky hatte zwar seine Sinne benebelt, aber trotzdem erkannte er den Mann. »Du hast recht. Das ist er. Ohne jeden Zweifel«, gab er schließlich zu. »Peter Stiles hat er sich genannt. Hier steht allerdings, sein Name ist von Brandt. Aber egal, der Dreckskerl hat mich einen guten Bootsmann gekostet. John ist verschwunden, direkt nachdem die Bullen diesen Flynn hochgenommen haben. Wenn mir Harris je wieder unterkommt, mach ich ihn kalt dafür, dass er abgehauen ist.«
    Billy las weiter, und beim Lesen verflüchtigte sich der Whiskynebel. »Bennie, hör dir das an. Hier steht, dass von Brandt Offizier in der deutschen Armee und ein guter Kumpel vom Kaiser war, dass er jetzt ein hohes Tier in der Regierung ist und dass ihn der neue Präsident Friedrich Ebert extra ausgewählt hat, um in London gut Wetter zu machen.«
    »Ja? Und?«
    »Und? Und ?«, fragte Billy wütend. »Er hat uns angelogen! Ist hier ins Bark hergekommen, und sein Englisch hat sich angehört wie das meiner Großmutter. Er hat so getan, als wär er einer von uns. Aber das war gelogen, Bennie. Er war ein Deutscher , Bennie. Ein Offizier der Deutschen. Kumpel vom Kaiser … steht schwarz auf weiß hier!«
    »Und?«
    »Also, ich verwett meine Eier, dass sein Mann keine Juwelen in die Nordsee rausgeschafft hat!«
    »Du … du denkst doch nicht, dass er ein Spion war, Boss?«, fragte Bennie verhalten.
    »Nein, du dummes Arschloch, ich weiß , dass er einer war!« Ungläubig schüttelte er den Kopf. »Die ganze Zeit, Bennie … die ganze Zeit hab ich gedacht, er ist irgendein Gauner, der heiße Ware verschiebt. Aber so war’s nicht. Und ich, Bennie? Was hab ich getan? Ich hab dem verdammten Max von Brandt geholfen, Geheimnisse an die Deutschen zu liefern. Ich hab einem dreckigen Spion geholfen. Der Teufel soll mich holen! Nein … ihn soll er holen!«
    Billy stand auf, packte die Whiskyflasche und schleuderte sie durch den Raum. Fast hätte sie den Barkeeper getroffen, als sie den Spiegel hinter ihm zertrümmerte.
    »Nur die Ruhe, Boss«, sagte Bennie.
    Aber es war zu spät. Der Tisch, an dem Billy saß, wurde umgestoßen. Dann alle anderen Tische. Bilder gingen zu Bruch. Auch Fenster. Stühle flogen an die Wand. Billy tobte und fluchte, vollkommen außer sich. Sein wahnsinniges Wüten hörte erst auf, als es nichts mehr zu zertrümmern gab.
    »Ich wette, er war’s, der meine Jungs umgebracht hat«, stieß er schließlich keuchend und mit flackerndem Blick hervor. »Er ist schuld, Bennie. Max von Brandt ist schuld, dass William und Tommy tot sind und Peter nicht mehr richtig im Kopf ist.«
    »Du musst dich beruhigen, Boss. Das ist nicht gut.«
    »Ah, ich beruhig mich schon, Bennie. Zumindest so lange, bis ich diesen von Brandt gefunden hab.«
    »Billy, sei doch vernünftig. Von Brandt ist ein Mann in der Regierung. Er ist mit Leuten wie dem Premierminister zusammen. Wir kommen doch noch nicht mal in seine Nähe.«
    »Aber ich bin doch vernünftig«, antwortete Billy, und seine Augen sprühten vor Zorn. »Tatsächlich hab ich mir schon alles genau überlegt. Sein Vater soll genauso trauern wie ich. Ich werd dem Mann beibringen, wie es sich anfühlt, einen Sohn zu verlieren.«
    »Das meinst du doch nicht wirklich. Wir können doch nicht …«
    »Doch, Bennie, wir können«, widersprach Billy. »Und wir werden es auch. Es muss eine Möglichkeit geben. Und ich finde eine, und wenn ich die gefunden

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