Die Wildrose
ist?«
33
S tört es Sie, wenn ich rauche?«, fragte Max den Mann, der ihm gegenübersaß.
»Nein, gar nicht«, antwortete Detective Inspector Arnold Barrett. »Hübsch hier«, fügte er hinzu und sah sich in dem weitläufigen, luxuriös eingerichteten Empfangszimmer um.
»Ja, es ist ganz bequem«, antwortete Max und lehnte sich in seinem Sessel zurück.
Sie befanden sich in der Hotelsuite von Max. Barrett war ein paar Minuten zuvor eingetroffen. Max hatte ihm Tee angeboten, was der Inspector dankbar annahm, dann setzten sie sich.
»Danke, dass Sie mich empfangen, Mr von Brandt«, sagte Barrett und zog Notizblock und Stift heraus. »Ich weiß, dass Sie einen sehr anstrengenden Tag hinter sich haben, und werde Ihre Zeit nicht länger als nötig in Anspruch nehmen.«
Max nickte.
»Also, laut Constable Gallagher, der Sie heute Morgen befragt hat, glauben Sie, Sie seien die letzte Person gewesen, die Miss Selwyn-Jones lebend gesehen hat«, begann Barrett.
»Ja, das glaube ich«, antwortete Max.
»Ich würde gern auf die Ereignisse zurückkommen, die zu dem Tod von Miss Selwyn-Jones führten. Der Hotelportier, ein gewisser William Frazier, gibt an, gesehen zu haben, wie Sie Miss Selwyn-Jones in eine Droschke halfen. Mr Frazier behauptet, Miss Selwyn-Jones habe betrunken gewirkt.«
»Ja, das ist korrekt. Maud war sehr betrunken.«
»Archie Ludd, der Droschkenfahrer, hat ausgesagt, Miss Selwyn-Jones habe während der Fahrt zu ihrer Wohnung geweint und gesagt, ich zitiere: ›Bitte, Max. Bitte tu das nicht.‹«
»Das ist ebenfalls korrekt.«
Barrett sah Max lange an. »Mit dieser Aussage tun Sie sich keinen Gefallen, Mr von Brandt. Sie tun sich nichts Gutes damit.«
»Für mich hat das Ganze nichts Gutes, Detective Inspector. Wie ich Constable Gallagher schon sagte, es war alles meine Schuld.«
Barrett ließ sich die Worte durch den Kopf gehen, dann setzte er die Befragung fort. »Gemäß der Aussage von Ludd bezahlten Sie ihn, nachdem Sie bei Miss Selwyn-Jones angekommen waren, halfen ihr dann aus der Kutsche und begleiteten sie ins Haus.«
»Ja.«
»Bei Constable Gallagher gaben Sie an, dass Sie anschließend Miss Selwyn-Jones in ihr Schlafzimmer getragen und aufs Bett gelegt hätten. Sie deckten sie zu und verließen die Wohnung durch die Eingangstür, die Sie hinter sich absperrten.«
»Ja. Maud hatte mir einen Schlüssel gegeben. Den ich heute Morgen Constable Gallagher ausgehändigt habe.«
»Auf dem Nachttisch wurde eine Nachricht in der Handschrift der Verstorbenen gefunden. Darin schreibt sie, dass sie über die Trennung von Max verzweifelt sei.«
Max nickte.
»Die Nachricht war schwer zu entziffern«, sagte Barrett. »Sie wirkte achtlos hingekritzelt, allerdings war Miss Selwyn-Jones, wie jedermann zu bestätigen scheint, betrunken. Dennoch konnten wir sie entziffern. Sie schreibt außerdem, dass es ihr leidtue, was sie vorhabe, aber sie könne ohne Sie nicht leben.«
Max rieb sich die Stirn mit einer Hand. Die andere, mit der er eine Zigarette hielt, zitterte leicht.
»Miss Selwyn-Jones wurde mit dem Gesicht nach unten in ihrem Bett gefunden. Um ihren Arm eine Aderpresse und zwei leere Morphiumampullen neben sich«, fuhr Barrett fort und beobachtete Max dabei genau.
»Es ist alles meine Schuld«, antwortete Max mit erstickter Stimme. »Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre sie noch am Leben.«
»Was genau ist gestern Abend passiert, Mr von Brandt?«, fragte Barrett, ohne Max aus den Augen zu lassen. »Warum ging Miss Selwyn-Jones so betrunken von hier weg, dass sie kaum mehr stehen konnte? Warum hat sie sich umgebracht?«
Max senkte die Hand und wischte sich umständlich über die Augen. »Wir hatten einen Streit«, begann er. »Sie war hergekommen, um mir ein Geburtstagsgeschenk zu übergeben. Eine Reise nach Indien. Gemeinsam mit ihr.«
»Ein schönes Geschenk.«
»Ja, stimmt. Eine sehr liebevolle Geste. Aber es war zu viel.«
»Das Geschenk?«
»Nein, ihre Erwartungen.«
»Ich verstehe nicht.«
»Unsere Beziehung … unsere Romanze, wenn Sie so wollen, war aus meiner Sicht nur auf kurze Dauer angelegt. Als Affäre zwischen zwei erwachsenen, ungebundenen Menschen. Ich dachte, Maud hätte das verstanden, was aber bedauerlicherweise nicht der Fall war. Sie wollte mehr von mir, und das konnte ich ihr nicht geben.«
»Warum nicht?«, fragte Barrett.
»Weil ich bestimmte Pflichten zu erfüllen habe. Familienpflichten. Maud war älter als ich. Sie war bereits einmal
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