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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cairiel Ari
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wagst …« Serans Blick glitt in die Ferne ab. Serrashil musterte ihn nachdenklich.
    »Es gab früher eine andere Zivilisation als die der Menschen? Was ist mit ihr geschehen?«
    »Tu mir den Gefallen und nenne das Wort Zivilisation nicht im selben Atemzug wie Menschen .« Sie kamen an eine Treppe und stiegen sie hinab. Serrashil ignorierte Serans abfällige Bemerkung und sah sich stattdessen um. Sie hatte nicht gewusst, dass es an der Hohen Schule einen Keller gab. Es war deutlich schmutziger als oben, dicke Staubschichten lagen auf allem, was ihnen in den Weg kam, und Spinnen hatten ihre Netze an der Decke zu wahren Imperien ausgebaut. Die Gänge waren voll von allem möglichen Gerümpel, das unter dem Staub teilweise nicht mehr zu erkennen war.
    »Warum haben die Utera beschlossen, stattdessen im Wald zu leben?«, wiederholte Serrashil ihre Frage. Das musste schon tausende von Jahren her sein … Wenn es stimmte, was Seran sagte, war der Großmeister weit älter, als sie es sich vorstellen konnte.
    »Sie haben es nicht beschlossen. Die Götter haben damals aus heiterem Himmel befunden, in die Geschicke dieser Welt massiv eingreifen zu müssen. Und wie Götter eben sind, braucht es nur ein Fingerschnipsen von ihnen und aus Wölfen werden Lämmer, oder andersherum.« Seran schnippte mit den Fingern. Serrashil wartete gespannt ab, was nun wieder passierte, aber nichts rührte sich um sie herum.
    »Leider muss ich auf Spezialeffekte verzichten, mein Energievorrat geht zur Neige«, erklärte der Großmeister auf ihren verwunderten Blick hin. »Sobald ich ihn erneuert habe, werden meine Geschichtsstunden wieder spannender, versprochen.«
    »Ich verstehe nicht, warum die Götter eine so herrliche Zivilisation aus heiterem Himmel zerstören sollten. Die Utera müssen sich in irgendeiner Weise versündigt haben«, mutmaßte Serrashil nachdenklich.
    Seran lachte freudlos auf. »Du einfältiges Menschenkind. Götter sind die grausamsten Wesen, die diesseits und jenseits der Sterne existieren. Sie brauchen keinen Grund, um zu zerstören.«
    »Aber sie haben uns doch geschaffen, oder? Ohne sie würde es uns überhaupt nicht geben. Dafür müssen wir dankbar sein.« Sie glaubte Seran kein Wort. Wenn es diese Utera-Zivilisation, von der er sprach, auch jenseits seines verrückten Verstandes gegeben hatte, musste ihre Bevölkerung irgendein gewaltiges Verbrechen begangen haben, damit die Götter ihnen alles nahmen.
    Der Utera schüttelte den Kopf. »Genug von diesem albernen Geschwätz. Wir sind da.« Er zog einen verrosteten Schlüsselbund aus seinem Umhang hervor und schloss die ebenso verrostete Tür auf, vor der er Halt gemacht hatte. Der Schein des Magischen Feuers aus dem Keller beleuchtete die ersten Stufen einer Treppe, die in der Dunkelheit verschwand. Seran ballte eine seiner Hände zur Faust, führte sie an seinen Mund und blies hinein. Ein Funke flog aus seiner geschlossenen Hand hervor und während er in die Finsternis hineinschwebte, schwoll er zu einer apfelgroßen Lichtkugel heran.
    »Das muss reichen.« Der Großmeister trat voran und Serrashil folgte ihm. Hinter ihr krachte die Tür vernehmlich ins Schloss und Düsternis umfing sie, lediglich durchbrochen vom schwachen Lichtschein der munter vor ihnen hertanzenden Kugel. Die Treppe führte sie tiefer in den Hügel hinein, bis sie nach mehreren Minuten wieder ebenen Boden unter den Füßen hatten. Gleichzeitig flackerten um sie herum Magische Feuer in großen Schalen auf, die ein Licht auf ihre Umgebung warfen.
    Serrashil war sich nicht sicher, ob der Ort, an dem sie sich befanden, ein riesengroßer Gang oder eine endlos fortlaufende Halle war. Zu ihrer Linken befand sich ein Tor, durch das vermutlich ein Drache gepasst hätte, zu ihrer Rechten verlief sich der Gang in der Dunkelheit. Schwindelerregend hoch über ihnen befand sich die Decke.
    Es war ein Ort, der Serrashil alles andere als behagte. Es war kalt und trotz der Magischen Feuer finster, die Wände bestanden aus unbehauenem Jadestein ohne jegliche Verzierung. In regelmäßigen Abständen zweigten zu beiden Seiten Türen in der Größe von Scheunentoren ab.
    »Lebten früher an der Hohen Schule Drachen?«, fragte Serrashil angesichts dieser Überproportionen schnaubend.
    »Drachen und noch ganz andere Wesen«, erwiderte Seran ungewöhnlich ernst und sah sich um. »Ich bin lange nicht mehr hier gewesen.«
    »Großmeister Seran!« Serrashil blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war.

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