Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Tötungen führten. Tom konnte sich lebhaft den Terror vorstellen, der für viele Monate das Leben seines Sohnes bestimmt hatte. Abgesehen von ein paar Punkten, die McKnight klarstellen musste, blieben die Aussagen der beiden Soldaten unangefochten. Nun rief Richards Sergeant Marty Delgado in den Zeugenstand.
    Nach dem, was Danny erzählt hatte, erwartete Tom Hörner und einen Hauch von Schwefel. Der Mann war muskulös und kahlrasiert. Als er den Zeugenstand betrat und den Eid leistete, wirkte er höflich und zurückhaltend, beinahe warmherzig. Natürlich war das alles Theater. Zweifellos war die Anklage genauso gerissen wie McKnight, wenn es darum ging, glaubwürdig zu wirken.
    Richards verwendete die ersten fünfzehn Minuten darauf, Delgados makellose Laufbahn darzustellen, zu beschreiben, |296| welche Aufgaben er innehatte, und fragte nach dem Grund der Mission, die seine Einheit in jener Nacht zu erfüllen gehabt hatte. Schritt für Schritt ging er mit ihm die Ereignisse durch, die zu der Tötung geführt hatten: die Bombe am Straßenrand, das blutige Nachspiel, wie er und Danny die Drähte gefunden hatten und ihnen gefolgt waren.
    »Wessen Entscheidung war es, dass Lance Corporal Bedford Sie begleitete?«
    »Meine, Sir.«
    »Sie haben ihn ausgewählt?«
    »Ja, Sir.«
    »Gab es einen besonderen Grund dafür?«
    »Nach dem Attentat war er in einer ziemlich schlechten Verfassung nach dem Anblick seines verwundeten Freundes, des Gefreiten Peters.«
    »Sie sagen in
ziemlich schlechter Verfassung
, wie verhielt er sich?«
    »Er wirkte wütend. Irgendwie verstört. Ich machte mir Sorgen um ihn.«
    »Hat er etwas gesagt, woran Sie sich erinnern können?«
    »Ja, Sir. Er ließ Tiraden los, dass er diese
hajji
-Wichser kriegen, die
hajji
-Schweine umbringen würde, so was in der Richtung.«
    »
Hajji
bedeutet?«
    »Das ist eine beleidigende Bezeichnung für Iraker, Sir.«
    »Ich verstehe. Ich kann mir vorstellen, dass es nach einer solchen Bombe, wenn Kameraden getötet oder verletzt werden, schwer ist, Ruhe und Selbstkontrolle zu bewahren.«
    »Ja, Sir. Dafür werden wir aber ausgebildet. Egal, was passiert, man muss die Selbstkontrolle behalten.«
    »Würden Sie sagen, dass sich Lance Corporal Bedford in jener Nacht unter Kontrolle hatte?«
    »Nein, Sir, das würde ich nicht.«
    »Wirkte er aufgeregter oder verstörter als die anderen?«
    »Ja, Sir.«
    |297| »Und darum befahlen Sie ihm, Sie zu begleiten, damit Sie ein Auge auf ihn haben konnten?«
    »Ja, Sir. Ich machte mir Sorgen.«
    »Haben Sie Lance Corporal Bedford je ähnlich reagieren sehen?«
    »Nicht, dass ich wüsste, Sir.«
    »Wie würden Sie sein Verhalten als Soldat allgemein beschreiben?«
    »Ich würde sagen durchschnittlich, Sir.«
    »Durchschnittlich.«
    »Ja, Sir.«
    »Gab es zuvor irgendeinen Anlass zur Beschwerde?«
    »Ja, Sir, zwei, um genau zu sein.«
    »Könnten Sie das für uns näher ausführen?«
    Delgado legte für die nächsten fünfzehn oder zwanzig Minuten detailliert die beiden Vorkommnisse dar, die Dannys eingeschränkte Fähigkeiten als Soldat belegen sollten. Es hätte weniger Zeit in Anspruch genommen, wenn McKnight nicht immer wieder aufgesprungen wäre und Einspruch erhoben hätte. Beim ersten Zwischenfall handelte es sich um eine Suchaktion in einer Gegend, in der Geheimdienstberichten zufolge Bomben hergestellt wurden. Laut Delgado hatte Danny zwei Häuser nur unzureichend gesichert und seine Einheit in Gefahr gebracht. Zurück am Stützpunkt hatte er nicht zum ordnungsgemäßen Zeitpunkt Bericht erstattet. Delgado versuchte, dem Ganzen mit Verleumdungen gegen Danny und Ricky Peters mehr Würze zu verleihen. Colonel Scrase hielt McKnights Einspruch aufrecht, alle anderen lehnte er ab.
    Richards widmete sich der Nacht der Tötung. Delgado musste beschreiben, wie Danny in den Kanal gerutscht, seine Wut noch heftiger geworden war und Delgado ihn wiederholt hatte ermahnen müssen, sich zu beruhigen und sich zusammenzunehmen; wie sie unter Beschuss genommen worden waren und |298| einen Mann in einer Tarnjacke mit einer AK-47 gesehen hatten. Das Bild, das Delgado von der Situation malte: Als sie auf den Bauernhof stürmten, befand sich Danny in einem Zustand der Rage. Darum, so Delgado, hatte er ihm befohlen, mit Harker die Iraker zu bewachen und nicht mit ihm das Haus zu durchsuchen.
    Während der Durchsuchung wurde ein Gegner, so Delgado, getötet. Zwar habe er keine Tarnjacke angehabt, und eine solche Jacke sei auch nicht gefunden

Weitere Kostenlose Bücher