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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
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ruft über die Köpfe der Anwesenden: »Lange nicht gesehen. Wo warst du?«
    Ruft der Schäl zurück: »Dat kann isch nit sagen.«
    »Warum kannste denn dat nit sagen?«
    »Ne , dat jeht wirklich nit.«
    Ruft Tünnes: »Dann gib mal ’nen Stichwort!«
    Ruft Schäl: »Vögeln!«

    In diesem Augenblick kamen Elke und Monika zurück, und als sie durch die Tür traten, zuckten wir zusammen wie unartige Schulbuben, die im Obstgarten beim Äpfelklauen erwischt worden waren.
    »Also gut«, sagte Peter, sammelte seine Manuskripte ein und steckte sie in seine Aktentasche. »Das wäre alles für heute. Wann treffen wir uns wieder?«
    Dieter schob seinen letzten Witz unter den Papierstapel und sah mich dann an. »Ist morgen um die gleiche Zeit okay?«
    Ich schaute auf die zerrissenen Seiten, die vor mir lagen, und fragte mich, wie ich um alles in der Welt in vierundzwanzig Stunden einen sauberen Witz finden sollte. »Klar«, sagte ich, »ich werde hier sein.«
    Elke begleitete uns zur Tür. Ich war schon fast draußen, als ich glaubte, Dieter singen zu hören. Ich blieb stehen und lauschte.

    Lieblich war die Maiennacht,
    Silberwölkchen fliegen.
    Frisch gebumst steht Mutter auf,
    Vater bleibt noch etwas liegen.

CHRIS HOWLAND
Zugabe I :
Unikate im Hotel
    Vor ein paar Jahren besaß ich ein Hotel und eine Bar auf Mallorca. In jenen Tagen war der Wettbewerb ziemlich hart. Es war die Zeit, als die ersten großen Discos aufmachten und ihre Glitzerkugeln zum Schwingen brachten. Wenn du wolltest, dass die Leute zu dir kamen, um ein paar Peseten an der Theke zu lassen, musstest du irgendetwas Ungewöhnliches machen. Ich präsentierte damals meine Fernsehshow ›Musik aus Studio B‹, so dass eine Menge Leute kamen, um einen Blick auf »Mr. Pumpernickel« zu werfen. Aber wenn sie mich erst einmal von allen Seiten studiert hatten, gingen sie, ohne einen einzigen Drink gekauft zu haben. Ich merkte bald, dass ich mehr tun musste, als bloß dazustehen (was mich zudem ein wenig verlegen machte). Eines Tages begann ich also, Witze zu erzählen, und von da an war meine Bar jeden Abend voll. Auch ohne Disco-Kugel. Das Erzählen von Witzen wurde bald ein ständiger Programmpunkt – so sehr, dass ich vor jedem »Auftritt« Lampenfieber bekam. Ich lernte eine Menge übers Witzeerzählen.
    Natürlich, meine Gäste waren im Urlaub und sie hatten alle schon ein paar bunte Cocktails bei sich geparkt; aber sie wussten, was sie wollten: gute Witze. Es war wie bei den Drinks – je stärker die Geschichte, desto besser. Ein paar Leute kamen jede Nacht, um sie wieder zu hören.
    Ich bezeichnete meine Scherze als Unikate und erzählte sie nach dem Motto: Ende gut, alles gut! Wenn die Pointe gut ist, spielt es keine Rolle, wie du dahin gekommen bist.
    Nun denken Sie, ich erzähle Ihnen ein paar solcher Witze an dieser Stelle. Falsch. Erstens kann man die Mallorca-Witze nur mündlich erzählen. Zweitens: fast alle würden mir Ärger mit der Sittenpolizei einbringen. Aber steigen Sie nicht aus! Ich habe ein paar beinahe saubere Witze zusammengesucht, die Ihnen, wie ich hoffe, gefallen werden. Auch diese hier sind Unikate.

    Ein Einbrecher dringt eines Nachts in ein Haus ein. Er leuchtet mit seiner Taschenlampe umher, auf der Suche nach Wertsachen. Als er einen C D-Player in seinen Sack steckt, hallt aus der Dunkelheit eine dunkle körperlose Stimme und sagt: »Jesus sieht alles.« Dem Einbrecher bleibt fast das Herz stehen. Er schaltet seine Taschenlampe aus und verharrt regungslos. Als er nach einer Weile nichts mehr hört, schüttelt er seinen Kopf, schaltet die Lampe wieder an und sucht nach weiteren Wertsachen. Als er die Stereoanlage ausbaut, um die Kabel herauszuziehen, hört er, klar wie ein Glockenschlag, die Stimme: »Jesus sieht alles.« Vollkommen außer sich, leuchtet er mit der Taschenlampe ängstlich umher, um zu sehen woher die Stimme kommt.
    Schließlich taucht in einer Ecke im Lichtkegel ein Papagei auf.
    »Hast du das gerade gesagt?«, zischt er den Papagei an.
    »Hm-hm« , gesteht der Papagei, »ich hab’ nur versucht, dich zu warnen.« Der Einbrecher entspannt sich. »Mich zu warnen, hm ? Wer zum Teufel bist du?«
    »Moses« , antwortet der Vogel.
    »Moses?« , lacht der Einbrecher. »Was für beknackte Leute nennen einen Vogel Moses?«
    »Wahrscheinlich« , antwortet der Vogel, »die gleiche Art von
    Leuten, die ihren Rottweiler Jesus nennt.«

    Ich denke, man muss in der richtigen Stimmung sein, um sich Witze anzuhören. Diesen hier

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