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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
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Kämpfer hinter ihnen lachen. Sie hielten sich wiehernd die Bäuche vor Lachen. Die Häuptlinge hatten mit diesem Missgeschick jede Autorität verloren. Dem folgenden Gelächter hielt keine Ideologie stand. Das Lachen wirkte im Sinne des Wortes entwaffnend. Die Kämpfer lachten sich hustend an und klopften sich freundschaftlich auf die Schulter. Wer lachen muss, kann nicht mehr böse sein, da zerbröseln Aggressionen und Missmut. So einen Erfolg mit Lachen zu erreichen, das wäre doch etwas.
    Der Grieche Demokritos vertrat eine Philosophie des seelischen Gleichgewichts. Ziel aller Erkenntnisse und Lebensweisheit sei die Gemütsruhe. Er soll sich stets amüsiert haben, wenn er andere Menschen sah. Bei Kindern gilt das als unartig, aber ihn nannte man deswegen den »lachenden Philosophen«.
    Heutzutage, auch wenn wir mit der Lampe des Diogenes gesucht hätten, könnten wir keinen lachenden Philosophen finden. Das heißt, wir wollen nicht zu früh resignieren, vielleicht gibt es doch einen: Peter Sloterdijk schlägt sich mit seinem Satz vor: »Nur die Hochmütigen weigern sich, Unsinn zu reden«.
    Ihm folgen wir gern. So haben wir uns wacker bemüht, dem Vorwurf des Hochmuts zu entgehen und allerlei Unsinn zu versammeln. Wir haben auch Witziges aus Privatbesitz gesucht. Und auch dabei waren wir erfolgreich, wurden zu lachenden Nutznießern. Wir können unsere Mitwisser oder Mitwitzer nicht alle nennen. Wir möchten aber allen herzlich danken. Auch mit ihrer Hilfe lacht Deutschland nun hoffentlich weiter.
    Wir widmen diese Fortsetzung Michael Lentz, unserem Freund und Mitautor, Professor an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Er ist leider schon während der ersten Vorbereitungen zu diesem zweiten Buch gestorben. Er hat gern gelebt. Er hat gern gelacht. Wir haben um ihn geweint.

DIETER THOMA
Millenniumsangst und Krisenwitz:
Ganz Deutschland lacht sich
ins neue Jahrtausend
    Der Tag beginnt wie alle anderen Tage. Als müsse er erst angeschoben werden. Wolken verbergen den Sonnenaufgang, das Wetter ist so trübe wie schon im vergangenen Jahrtausend. Nichts macht diesen Tag außergewöhnlich. Dabei haben wir in der Nacht angeblich einen Jahrtausendwechsel erlebt, kamen mit ihm nicht mehr nur in die Jahre, sondern in die Jahrtausende.
    Solch ein Datum hat es in unserer geschichtlichen Zeitrechnung erst zum zweiten Mal gegeben. Das erste Mal liegt schon hinter uns. Tausend Jahre eben. Aber fängt so, wie wir es erleben, wirklich ein neues Jahrtausend an?
    Natürlich hatten die Mathematiker recht, wenn sie diesen Zeitpunkt nicht im Jahr 2000, sondern erst 2001 sahen. Die Zeitenwende begann wie als Erfüllung apokalyptischer Vorhersehungen. Im Jahr 2001 wurde der »11. September« durch terroristische Anschläge auf schreckliche Weise zum »Wort des Jahres«. Aber in unserer Computerwelt schienen die Toilettenzahlen 00 des Jahres 2000 zunächst wichtiger zu sein als die 01 der Puristen.
    Das Millennium schürte Ängste, die denen des mittelalterlichen Jahres 1000 nur in wenig nachstanden. Das Datum lockte zahllose falsche Propheten aus der Deckung. Der 1999 gestorbene Johannes Gross hatte schon vorher entdeckt, das Gewerbe der Seherin Kassandra werde mittlerweile ein »anerkannter Heilberuf«. Nur dass diemeisten Ansager des Unheils weniger den Weltuntergang fürchteten als einen Weltstillstand, herbeigeführt durch einen Computercrash. Die Zahlen 00, so meinten die Seher, müssten unsere technischen Gehilfen in die Jugendstilzeit des Jahres 1900 zurückwerfen und so verwirren, dass sie ihren Dienst versagen. Es sei zu erwarten, dass sie verrückt spielen, Atomraketen fliegen lassen, Ex- und Implosionen erzeugen, dass sie alle wichtigen Daten löschen, die unser Leben bestimmen, die Gehalts- und Rentenzahlungen stoppen. Sie könnten das Leben richtig lebensgefährlich machen.
    Die aufgeschreckte Menschheit sorgte darum vor. Lebensmittel und Wasser wurden gehortet, Heizmaterial besorgt, falls die Ölheizungen versagen. Und die Fahrpläne wurden geändert. Die deutsche Bahn ließ vorsichtshalber über Mitternacht alle ihre Züge anhalten. Auch ohne die 00 im Computer entgleisen ja normale Züge heutzutage ohnehin schon häufiger als früher. Das Königlich-Bayerische Medizinalkollegium schrieb bereits 1835 in weiser Voraussicht: »Ortsveränderung mittels irgendeiner Art von Dampfmaschinen sollte im Interesse der öffentlichen Gesundheit verboten sein.«
    Und dann entpuppte sich die Angst vor dem Datum 00 als der Witz des

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