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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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umliegenden Territorien sind von anderen Wolfsrudeln besetzt, sodass er keine Wahl hat, als immer weiter zu ziehen.
    Hinkebein war ein mutiger und furchtloser Wolf. Warum er loszog, wissen wir nicht. Wir wissen aber, dass in Yellowstone zu diesem Zeitpunkt schon fast jedes Zipfelchen geeignetes Wolfsgebiet besetzt war. Vermutlich deshalb wanderte der schwarze Wolf immer weiter nach Süden.
    Einen Monat später kontrollierte ein Trapper in Morgan, 25 Meilen nördlich von Salt Lake City, Utah, seine Kojotenfallen. Welch eine Überraschung, als ihn statt eines Kojoten ein großer schwarzer Wolf mit einem Radiohalsband erwartete. In der Nähe der Falle waren Spuren eines weiteren Wolfes zu sehen, vermutlich einer Wölfin. Wahrscheinlich hatte Hinkebein gerade begonnen, eine eigene Familie in Utah zu gründen. Der Trapper reagierte schnell. Er verfrachtete das Tier in eine metallene Hundebox und fuhr es nach Morgan, wo er es Mitarbeitern der U.S. Fisch- und Wildbehörde übergab. Man vergewisserte sich, dass der Wolf in guter Verfassung war, und versorgte ihn mit Wasser und Nahrung.
    Die Biologen waren erstaunt über die ungeheuere Leistung eines hinkenden Wolfes, in nur vier Wochen über 320 Kilometer zu laufen.
    Obwohl im nördlichen Utah bereits des Öfteren Wölfe gesehen und gehört worden waren, verursachte die Gefangennahme von Hinkebein helle Aufregung im Mormonenstaat. Da man sich nicht sicher war, ob Wölfe in Utah unter gesetzlichem Schutz stehen, beschloss man, ihn wieder nach Wyoming zurückzubringen.
    Und so trat Hinkebein am 2. Dezember seine Rückreise nach Yellowstone an – diesmal nicht zu Fuß, sondern im Auto. An der Grenze vom Grand-Teton- und Yellowstone-Nationalpark wurde der »Utah-Wolf« – wie er in den Medien bekannt wurde – freigelassen. Einen Tag später vernahm man sein Signal in der Nähe des Yellowstone Lake, also bereits tief in der Mitte des Parks. Hinkebein lief offensichtlich zielstrebig in Richtung seines Heimatreviers und seiner Familie. Die Wissenschaftler waren sich nicht sicher, ob der Wolf nach zwei Monaten Abwesenheit vom Rudel noch akzeptiert werden würde. Spannende Tage des Wartens begannen.
    Dann schließlich, am 19. Dezember gegen sieben Uhr morgens, hörte Rick McIntyre das Radiosignal von 253M im Lamar Valley und fand ihn mitten unter den Druids. Die Gruppe hatte ihn sofort akzeptiert. Jedoch wurde die freudige Familienvereinigung unterbrochen, als andere Rudel versuchten, das Territorium der Druids zu besetzen. Um ihr Revier zu verteidigen, verjagten die Druids die Eindringlinge. Kurze Zeit später mussten sie ein weiteres eindringendes Rudel in die Grenzen verweisen. Hinkebein war stets dabei. Anfangs blieb er noch ein wenig zurück, weil er – durch die Verletzung in der Falle – nun auch mit dem vorderen Bein humpelte. Aber mit der Zeit wurde er immer aktiver und arbeitete sich an die Verteidigungsspitze vor. Hinkebein war wieder voll im Geschäft.
    Durch sein Hinken, das er beibehielt, und sein pechschwarzes Fell war der Wolf innerhalb der Druids sehr gut auszumachen. Sein Ausflug machte ihn noch berühmter. Viele Touristen aus Utah wollten »ihren« Wolf sehen. Seine Persönlichkeit und sein Eifer bei der Versorgung der Welpen, der Jagd auf Hirsche und bei der Verteidigung der Wurfhöhle vor Bären haben die Menschen berührt. Er hat mehr für das Rudel getan als mancher gesunde Wolf. 253M hat sich sein hohes Ansehen unter den Druids und ihren Fans definitiv verdient.
     
    Wolfsrudel gesucht
    Gesucht: Wolfsrudel
Zuletzt gesehen: Yellowstone-Nationalpark
Größe: 20 Tiere
Farbe: Grau
Antwortet auf: Heulen
    Kann ein Wolfsrudel verloren gehen? Und wenn ja, wie oft? Diese Frage mussten sich im Dezember 2002 die Biologen stellen, denn zum zweiten Mal innerhalb von zwei Jahren war das Nez-Perce-Rudel verschwunden. Es war seit Mitte Dezember nicht mehr gesehen worden.
    Nun sollte man annehmen, dass ein Rudel mit 20 Wölfen nicht so einfach verschwinden kann. Und so verbrachten die Experten Stunden damit, in der Luft und am Boden nach den Ausreißern zu suchen – vergeblich! Die Nez-Perce-Gruppe hält sich normalerweise in der Mitte von Yellowstone auf. Aber hier waren sie schon längere Zeit weder gesehen noch geortet worden.
    »Wir möchten einfach nur wissen, wo sie sind«, sagte Ed Bangs, Wolfskoordinator für die amerikanische Fisch- und Wildbehörde, in seinem Büro in Helena.
    Sechs der Wölfe im Rudel trugen Radiohalsbänder. Auf dem Boden sind die

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