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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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Der Wasserstand war zu diesem Zeitpunkt wieder niedriger. Dennoch ist es unwahrscheinlich, dass die Welpen eine Flussüberquerung überlebt hätten.
    Nach dieser Tragödie half Natasha, die Welpen von Nummer 18 (also ihre Enkel) großzuziehen, wahrscheinlich hat sie sie sogar gesäugt.
     
    1997 wurde eine andere Tochter von Natasha, Nummer 19, bei Revierstreitigkeiten vom Druid-Peak-Rudel getötet; ihre vier Welpen starben an Unterernährung, als die Mutter nicht mehr zurückkam.
     
    Trotz des tragischen und in vieler Hinsicht auch sinnlosen Todes des Wurfes von 1997 waren die nachfolgenden Jahre sehr erfolgreich für Natashas Nachwuchs. Ihre Töchter und Söhne wanderten im Laufe der Jahre ab und legten in anderen Rudeln den Grundstein für neue Generationen, um damit die weibliche Linie des Rudels über Yellowstone und darüber hinaus zu verbreiten. Alle ihre vier Töchter, die 1995 auf die Welt gekommen waren, paarten sich erfolgreich mehrmals und bildeten eigene Rudel. Damit waren 71Prozent aller Yellowstone-Wölfe Nachkommen von Natasha. Ihre direkten Nachkommen führten fünf Wolfsrudel an und lebten außerdem in mindestens zehn weiteren Wolfsrudeln.
     
    Als sie 1995 im Park ankam, war Natasha eine fast schwarze Wölfin. Im Laufe der Jahre verwandelte sich ihr Fell in ein silbernes Grau. Bis 1999 blieb sie die Leitwölfin des Rose-Creek-Rudels. Danach übernahm ihre Tochter, Nummer 18, diese Position, und Natasha bereitete sich auf die Trennung von ihrer Familie vor. Ihr Gefährte, Nummer Acht, starb im darauffolgenden Sommer an natürlicher Todesursache. Natasha verließ mehrmals ihre Familie und kehrte wieder zurück, bis sie schließlich endgültig ging. Eine Weile zog sie allein umher. Dann tauchte sie plötzlich in einer entlegenen Ecke von Wyoming auf – in Begleitung eines großen schwarzen, unbesenderten Rüden. Man nannte sie das Beartooth-Paar. Später stieß noch eine ihrer Enkelinnen hinzu, Nummer 19, die in diesem Jahr drei Welpen bekam. Diese Familie wurde zum Beartooth-Rudel.
    Nach sechs Jahren hörte die Batterie in Natashas Radiohalsband auf, zu senden. Die Biologen waren sich einig, dass man sie nicht mehr einfangen, sondern in Ruhe alt werden lassen sollte. Im Herbst 2001 wurde Natasha zum letzten Mal gesehen. Alle, die sie kannten, sind froh, dass sie nicht irgendwo tot aufgefunden wurde. Wo und wie sie gestorben ist, soll ihr Geheimnis bleiben.
     
    Natashas Legende lebt weiter. Ich kannte die Wölfin seit ihrer Ankunft in Yellowstone. Ich habe ihr Schicksal all die Jahre verfolgt und sie oft lange beobachtet. Immer noch vermisse ich sie. Gelegentlich glaube ich, aus den Augenwinkeln einen schwarzen Schatten zu sehen, der mich mit derselben Ruhe und Gelassenheit anzublicken scheint, wie es Natasha tat, wenn sie uns Wolfsbeobachtern von einem Bergkamm herab zusah. Ihr Geist wird immer mit Yellowstone verbunden sein.
     
    Ein Wolf auf Wanderschaft: Nummer 253M
    Wolf Nummer 253M war aus dem Holz der Druids geschnitzt, ein wahrer Sohn der Leitwölfe Nummer 21M und Nummer 42F, geboren im Frühjahr 2000 als einer von 21 Welpen. 253M wurde von den Wolfsbeobachtern liebevoll »Hinkebein« genannt. Schon in jungen Jahren hatte er bei der Jagd einen Fußtritt von einem Hirsch bekommen und sich dabei den Knochen verletzt, der nie mehr heilte. Dies hinderte ihn aber nicht daran, Mitte Oktober 2002 von seinem Rudel abzuwandern und auf große Tour zu gehen.
    Warum Wölfe ihre Familie verlassen ist immer noch ein Rätsel für die Wissenschaft. Einige Wölfe gehen, weil es nicht genügend Nahrung für alle gibt, andere werden von ihren Eltern aus dem Rudel gedrängt, insbesondere zur Paarungszeit, wenn die Stimmung angespannt ist und ein jüngerer Wolf als potenzieller Nachfolger des Leitwolfes auftritt. Die Wolfseltern verhalten sich gegenüber ihrem Nachwuchs bis zum Alter von zwei Jahren sehr tolerant. Jungwölfe können sich in Ruhe entscheiden, ob und wann sie fortgehen wollen und auch, ob sie fortbleiben oder wieder ins Rudel zurückkommen möchten. Ein wichtiger Faktor bei der Abwanderung ist auch, ob es überhaupt einen Ort gibt, zu dem der Wolf hingehen kann, das heißt, ob es noch freies Territorium gibt ohne rivalisierende Geschlechtsgenossen oder andere Rudel. Meist treffen besonders jüngere Wölfe, die im Alter von zwei bis drei Jahren abwandern, eine Wölfin, mit der sie sich dann niederlassen und ihre eigene Familie gründen. Selten wandert ein Wolf größere Strecken, es sei denn, die

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