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Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition)

Titel: Die Wölfe von Yellowstone. Die ersten zehn Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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kam ich ins Gespräch mit einem Rancher. Ich wollte wissen, was er über die Pläne der Regierung dachte, die Wölfe nach Yellowstone zurückzubringen. Wütend fuhr er mich an:
    »Ich hasse Wölfe. Und ich hasse die Regierung, die mir erzählen will, was ich auf meinem Land machen darf und was nicht.« Er fuhr fort: »Ich knalle jeden Wolf ab, den ich sehe, und glaub’ mir, ich hab’ schon eine Menge abgeknallt. Erschießen, vergraben und schweigen, das ist die Devise.«
    Nach diesem Gespräch zog ich es vor, mich nicht als Wolfsliebhaber zu outen.
     
    Zehn Jahre, nachdem die kanadischen Wölfe in Yellowstone angesiedelt wurden, erschreckt ihr nächtliches Heulen immer noch die Menschen der Umgebung, die Angst um ihre Tiere haben. Die Wiederansiedlung führte zu einer erhitzten Debatte zwischen Wolfsliebhabern und Ranchern, die bis heute noch nicht abgekühlt ist. Wenn man sich also im Ranchland rund um Yellowstone aufhält, fährt man besser nicht mit einem Pro-Wolf-Aufkleber auf dem Auto vor. Gary Ferguson beschreibt es in seinem Buch »Wo der Adler wohnt. Mein Leben in der Wildnis des Yellowstone Parks« so: »Bis zum heutigen Tag ist die Wahrscheinlichkeit, in der Bullsitter Lounge in Cody grün und blau geprügelt zu werden mit einem ‚Ich liebe Wölfe‘-T-Shirt höher als mit einem ‚Bin Laden‘-T-Shirt.«
    Wölfe und Rancher, das ist die Geschichte einer uralten Feindschaft. Sie begann, als die weißen Siedler ihre Rinder und Schafe in den Westen brachten und den Wolf als Nahrungskonkurrenten erlebten. Die Regierung sah es als ihre Aufgabe an, die Siedler vor der Bestie zu schützen und den Wolf zu eliminieren. Dann, 1995, setzte sie den Ranchern die verhassten Raubtiere wieder vor die Nase. Die U.S. Fisch- und Wildbehörde wählte Yellowstone als Ort der Wiederansiedlung, weil sie glaubte, dass es dort weniger Konflikte mit Nutztieren geben würde als anderswo. Man schätzte, dass Wölfe jährlich etwa 19 Rinder und 68 Schafe töten würden.
    In den ersten sechs Jahren von 1995 bis 2001 töteten Wölfe insgesamt 41 Rinder, 256 Schafe, ein Fohlen, einen Esel und 23 Hunde und liegen damit weit unter dieser Schätzung.
    Nach der Statistik des Montana Department of Livestock vom Januar 2002 weiden durchschnittlich 354.000 Rinder im Großraum Yellowstone. Rancher verlieren jährlich etwas über achttausend Tiere aus den verschiedensten Gründen, meist jedoch durch natürliche Ursachen wie Wetter und Krankheiten. Von diesen Verlusten sind Wölfe für den Tod von einem von 1.400 Rindern verantwortlich.
    Etwa 117.000 Schafe leben durchschnittlich in der Nähe von Yellowstone. Rancher verlieren davon 12.993 Tiere; bei 355 Schafsverlusten pro Jahr sind Wölfe nur für ein totes Tier verantwortlich.
    Die Nutztierverluste durch Wölfe sind also äußerst gering. Dennoch sind selbst geringe Verluste für manche Rancher schon zu viel. Viele von ihnen müssen wegen der schlechten Wirtschaftslage ihre Farmen verkaufen. Tom Davis, der die Rock Creek Ranch von seinem Vater übernommen hat, beklagt sich: »Vor zwei Jahren noch verkaufte ich eine gute Zuchtkuh für 4.000 Dollar. Heute bekomme ich nur noch 400 Dollar dafür.« Auf die Wölfe ist er nicht gut zu sprechen. »Junge Kälber sind ein Imbisshappen für die Wölfe. Sie fressen sie komplett auf.« Er wartet auf die Zeit, wenn der rechtliche Schutz der Beutegreifer aufgehoben wird und er sie abschießen darf.
    Auch im Ninemile Valley, dem Ranchgebiet nordwestlich von Yellowstone, stehen die Wölfe auf der Abschussliste. Dort haben sie vier Lamas getötet. Im Garten einer kleinen Ranch in der Nähe von Livingston griff ein Wolf zwei Cockerspaniel an. Er versuchte, das Genick eines der Hunde zu brechen und verletzte ihn schwer.
    »Wir brauchen keine Wölfe in der Zivilisation«, schimpfte der wütende Hundebesitzer einem Reporter gegenüber.
    Aber es gibt auch milde Stimmen aus den Reihen der Viehzüchter. So wie Margaret Hinson, eine Rancherin der dritten Generation in Idaho. Sie wurde hart getroffen: Ihre Farm verlor 105 Schafe durch Wölfe.
    »Ich war überhaupt nicht dafür, die Wölfe hierher zu bringen«, sagt sie. »Aber sie sind nun einmal hier, und wir werden lernen müssen, mit ihnen zu leben.«
    Können Rinder und Wölfe koexistieren?
    Dass dies möglich ist, beweisen zum Beispiel das Sunlight-Basin-Rudel und das Absaroka-Rudel, die östlich von Yellowstone im Rindergebiet leben. Mike Jimenez, der die Wölfe von Wyoming außerhalb der Nationalparks

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