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Die Woelfin

Die Woelfin

Titel: Die Woelfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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war nicht tot geblieben. Er hatte sich wieder aus seinem Grab erhoben und wandelte seither als düstere Karikatur eines Menschen durch die Straßen von Paris.
    Von einem Keim hatte Jerome gefaselt, den Vampire wie der Meister auf ihre Opfer übertrugen. Und falls sie nicht das Genick der damit infizierten Menschen brachen, wurde aus ihnen das, was auch aus Jerome geworden war: ein Diener - eine ... Kreatur, deren einzige Gier auf die rote Labsal aus den Adern eines Lebenden ausgerichtet war und auch sie zum unentwegten Töten anhielt .
    Ich bin ein Monster, dachte Landers.
    Wenn überhaupt, dann beunruhigte ihn daran nur, daß ihn dieser Gedanke nicht beunruhigte. Wieder schaute er auf zu Ur-Nansches gekröntem Haupt.
    Jerome ist überzeugt, ich sei unsterblich. Ich würde seit Jahrhunderten, vielleicht seit noch längerer Zeit über die Erde wandeln - wie ein ...
    Er zögerte.
    . .. ein Gott.
    Die Vorstellung, der Khorsabad-Hof innerhalb des Louvre übe deshalb solche Anziehungskraft auf ihn aus, weil ihm die hier lagernden Schätze vertraut waren, ließ Landers nicht mehr los.
    Vielleicht hatte er sich aus keinem anderen Grund als diesem heute gegen Abend hier einschließen lassen, bedenkenlos und sorglos gegenüber all den Warnsensoren und auch den Wächtern, die in bestimmten Zeitabständen ihre Rundgänge machten .
    Warum erinnere ich mich nicht? An nichts!
    Zumindest an nichts, was vor dem Erwachen in der steinernen Zelle des Klosters lag.
    Im Monte Cargano war er gefangen gehalten worden wie ein Verbrecher. Ohne Wasser, ohne Brot, als hätten die dort lebenden Mönche gewußt, was für eine Bestie in Menschengestalt er war. Ein Vampir - einer, der das Leben anderer trank, um sein Altern aufzuhalten, seine Macht zu mehren .
    Macht?
    Fast hätte Hector Landers laut aufgelacht.
    Natürlich, er gebot über eine Kreatur wie diesen Jerome - wenn man das Macht nennen wollte .
    Er kehrte der Stele den Rücken.
    Wieder dachte er an Lilith Eden, die ohne ihn nach Australien aufgebrochen war, weil sie dort Nachforschungen über ihre Identität anstellen wollte.
    Auf die Rückseite eines Bildes, das sie hier in Paris gefunden hatten, war eine Adresse in Sydney vermerkt worden: 333, Paddington Street. Darüber hatte noch anderes gestanden: Haus der Hure. Und »Kind der Hure« hatte eine hiesige Vampirin kurz vor ihrem Tod Lilith genannt.
    Auf anderen Fotos hatten sie weitere Notizen entdeckt: die Namen Creanna, Sean Lancaster und Lilith. Wenngleich seine Begleiterin mit den beiden ersteren nichts hatte anfangen können, so waren die Hinweise doch erfolgversprechend gewesen.
    Auf den Fotos war ein altes Haus abgebildet, umgeben von einem riesigen Garten, und Lilith hoffte nun, es könnte ihr Zuhause sein. Das Heim ihrer Familie, über die sie nichts mehr wußte, an die sie sich so wenig erinnerte wie an andere Bestandteile ihrer Vergangenheit.
    Identische Schicksale: Sie waren beide ohne Erinnerung zeitgleich am selben Ort »aufgewacht«, ohne zu wissen, wie sie dorthin gelangt waren und warum sie sich dort aufgehalten hatten!
    Mit Zufall hatte das nichts mehr zu tun.
    Wir gehören zusammen, dachte Landers. Irgendwie - aber wie genau?
    Er hatte mit Lilith geschlafen. Danach jedoch schien zwischen ihnen eine Kluft entstanden zu sein. Landers war sich nicht mehr völlig sicher, was er von dieser Frau halten sollte, die wunderschön war - und die, genau wie er, keiner normalen Nahrung bedurfte. Zudem besaßen sie beide offenbar die Fähigkeit, Menschen ihren Willen aufzuzwingen.
    Sie mußten ein Paar gewesen sein - auch schon, als sie beide noch nicht unter dieser Amnesie gelitten hatten!
    Landers schloß kurz die Augen.
    Ruhig, dachte er, nur die Ruhe.
    Seit Jerome ihm die Schönheiten dieser Stadt gezeigt und sie ein paar der besonderen Delikatessen gekostet hatten, fühlte er sich nicht mehr so unstet, stand er nicht mehr permanent unter Strom.
    Er würde die Antworten finden. Auf alle offenen Fragen.
    Wenn sein Diener Recht hatte, besaß er alle Zeit der Welt, das Geheimnis seiner Identität zu ergründen. Vielleicht würde auch Lilith auf den entscheidenden Hinweis stoßen, der ihnen beiden half, sich selbst wiederzufinden .
    Er wollte die Augen wieder öffnen und weiter in den Reliquien einer vom Antlitz der Welt verschwundenen Hochkultur schwelgen.
    Mesopotamien, Ur, Nippur, Lagasch, Mari .
    In diesem Augenblick geschah es.
    Im Zentrum seines Kopfes zündete eine Art Urknall.
    Landers zuckte zusammen und suchte panisch

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