Die Woelfin
unwiderruflich!
Jetzt, in diesem Moment!
Und nicht nur das allein erspürte er. Da war noch etwas anderes, das Landers überkam: Die Überzeugung, zu jenem Ort gelangen zu können, an dem Jerome gestorben war - indem er sich selbst ganz seinen Instinkten überließ, jegliche Logik ausschaltete und wie ein Bluthund die Fährte aufnahm .
»Halt! Hände hoch und stehenbleiben! - Bleiben Sie stehen . .. !«
Der Ruf des Wächters perlte an Hector Landers' Verstand ab wie Regen an einer Wachshaut. Anstatt vor den hereinstürmenden Uniformträgern zu flüchten, rannte er geradewegs auf sie zu!
Es waren drei . nein, vier - in diesem Augenblick erschien ein weiterer Mann in der Tür, die ins Treppenhaus führte.
Durch diese Tür war auch Landers gekommen, nachdem er sich zuvor im Erdgeschoß des Richelieu-Gebäudes umgesehen und die Patrouillengewohnheiten der Sicherheitsbeamten studiert hatte.
Der Louvre besaß einen eigenen, aus Staatsdienern rekrutierten Wachdienst, eine kleine Armee, die sich den Schutz der unersetzlichen Exponate auf die Fahnen geschrieben hatte, und es war klar, daß diese vier hier nur eine kleine Vorhut dessen waren, was bereits unterwegs zum Khorsaoad-Hof war. In der Zwischenzeit würden sämtlich Ausgänge hermetisch abgeriegelt werden, so daß jeder unbefugte Eindringling in der Falle saß, aus der es kein Entkommen mehr geben konnte .
Landers lächelte sardonisch.
Er lächelte, während die erste Bleikugel in seinen rechten Oberschenkel hackte - und auf der anderen Seite wieder austrat.
Der Mann, der geschossen hatte, fluchte.
Aus zwei Gründen.
Zum einen beendete die Kugel nicht, wie erhofft, den Fluchtversuch des Einbrechers - und zum anderen fürchtete er wohl um die Unversehrtheit der Ausstellungsobjekte.
Landers wartete nicht, bis die auf ihn gerichteten Schußwaffen höhergelegene Bereiche seines Körpers ins Visier nahmen. Er sah einfach Hindernisse, die ihm den Weg verstellten - und die es beiseite zu räumen galt, wollte er dorthin gelangen, wohin es ihn mit solcher Stärke zog.
Er hatte das Gefühl zu wachsen, während er auf die Wächter zusprintete. Seine Muskulatur schien aus allen Nähten zu platzen, die natürliche Dehnbarkeit der Haut zu überreizen .
... dann hatte er den ersten von vieren erreicht. Wie die Tatze eines Grizzlys stieß seine Hand ins Gesicht seines Feindes, der seinen Unglauben mit in den Tod nahm.
Seines Feindes ...
Landers badete in den elektrisierenden Schauern eines abartigen Genusses.
Er hatte nicht erwartet, daß pure Gewalt ihm solche Gefühle berei -ten könnte. Das Jagen und Stellen einer Beute, deren Blut ihn in Wallungen versetzte, ja - aber die Exekution von Gegnern .?
Noch während die zweite Kugel ein Loch in seine Brust stanzte und er dem zweiten Wächter mit einem einzigen Streich seiner Klaue tötete, begriff er, was genau ihn so berauschte: die Macht, deren Wurzeln Jerome ihm erst hatte erklären müssen - die Macht, die ihn über jeden Sterblichen erhob ...!
Die verbliebenen beiden Wächter wichen vor ihm zurück. Sie gaben den Weg frei, senkten ihre Waffen, als hätte sie verstanden, daß Kugeln ihn nicht stoppen konnten. Es war eine beinahe anrührende Geste, mit der sie sich ihr Leben erkaufen wollten.
Aber Landers war in seinem Element, und die Art, wie er auch diese beiden verbliebenen Gegner umbrachte, erinnerte an allzulangen Verzicht, der nun in Heißhunger umschlug. In blindwütiges Töten!
Das Blut der Männer verschmähte er. Diese Stadt war ein einziger gigantischer, blutdurchströmter Organismus, an dem er seine Gelüste jederzeit stillen konnte. Er mußte keine Not mehr leiden, nun, da er wußte, was für ein extremes Geschöpf er war.
Die stummen Zeugen seiner Bluttat hinter sich lassend, floh er die Treppe hinab und durchbrach das erstbeste Fenster, das in den inneren Bereich des Grand Louvre führte, auf die gewaltige Freifläche, die bis hinüber zu den Tuilerien reichte .
Verfolgt von Schreien, Schritten, Schüssen und Sirenen floh Landers wie ein Gespenst über den nächtlichen Platz, an Wasserspielen und architektonischen Meisterwerken vorbei, bis er die Passage zur Rue de Rivoli erreichte.
Noch zweimal mußte er töten, ehe er die stark befahrene Straße entlang der Seine erreichte. Es fiel ihm leicht wie in einem merkwürdigen, aber angenehmen Traum.
Dann endlich schüttelte er auch den hartnäckigsten seiner Verfolger ab und lauschte nur noch dem inneren Echo, das ihm sein scheidender Diener als
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