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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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Iwan auf sie zugehinkt kam. »Aber du kannst entweder mit mir kommen oder mit ihnen zu Baba Jaga fahren. Es ist deine Entscheidung.«
    Schluchzend ließ Wassilissa die Waffe fallen. »Warum, Billi? Warum wolltest du mir wehtun?«
    Darauf gab es keine Antwort außer der, dass Billi Templerin war, was bedeutete, Entscheidungen auf Leben und Tod treffen zu müssen. Vielleicht würde Wassilissa das alles, falls sie dies hier überlebten, verstehen, wenn sie erst selbst Templerin war. Welche persönlichen Gefühle sie auch empfinden mochte, sie hatte ihre Pflicht. Dennoch fiel es Billi schwer, Wassilissas Tränen und das Misstrauen, das noch immer in der Stimme des Mädchens lag, zu ertragen.
    Billi nahm sie in die Arme und half ihr aus dem Auto. Iwan packte die Pistole, schoss eine Kugel ins Funkgerät und eine weitere in den Kühler.
    Billi trug Wassilissa zum Lieferwagen.
    Sie fuhren weiter, eine Seitenstraße entlang und fort aus dem Wald. Sie hatten vor, Abstand vom Rest des Konvois zu gewinnen. Iwan saß mit Olga vorn, Billi hinten mit Wassilissa.
    »Sie werden das Frühlingskind verfolgen, die Polenitsy und die Göttin«, sagte Olga.
    »Darauf verlasse ich mich.« Billi zog die Statuette hervor und reichte sie ihr. »Das ist ein Teil des Meteoriten, der 1908 an der Tunguska eingeschlagen ist.«
    Mit einer Hand am Steuerrad nahm Olga den kleinen Stein in Augenschein. »Ja. Dieses Element hat Baba Jaga ins Koma fallen lassen. Es hat die Erde verletzt, und damit auch sie.«
    »Also können wir das hier gegen sie einsetzen. Ich muss es nur in eine Waffe verwandeln. Ein Messer oder so etwas.«
    Olga hielt den Wagen an. »Ich habe etwas Besseres.« Sie vergewisserte sich, dass die Straße leer war, stieg dann aus, kletterte aufs Dach und begann die Gurte loszuschnallen, die das Gepäck auf dem Dachgepäckträger hielten.
    Iwan und Billi stiegen aus und sahen ihr zu.
    »Wassilissa ist ein Köder«, sagte Iwan. »Aber darauf baust du, nicht wahr?« Er warf einen Blick zurück durchs Fenster auf Wassilissa. Das Mädchen saß unter einer Decke und starrte auf die schneebedeckte Welt hinaus.
    Billi gefiel der Gedanke nicht, Wassilissa so zu benutzen, aber es war der einzige Plan, den sie hatte. »Ja. Wenn Wassilissa irgendetwas zustößt, wird Baba Jaga einfach beidrehen. Sie wird uns aus Rache sicher ihre Polenitsy auf den Hals schicken, aber sie selbst wird nicht kommen. So aber« – sie nickte in Wassilissas Richtung – »zwingen wir Baba Jaga, persönlich zu erscheinen. Wir wollen Wassilissa lebend.«
    Iwan sah zum Himmel auf. »Und heute Nacht ist Vollmond.«
    »Helft mir«, befahl Olga. Gemeinsam hoben sie eine schwere Truhe auf den Boden. Billi und Iwan stellten sich beiderseits davon auf, während die alte Frau sie öffnete.
    »Gefällt’s dir?«, fragte Olga.
    Billi grinste. »Oh ja.«
    Waffen lagen ordentlich aufgereiht in der Truhe. Keine Pistolen oder Gewehre, sondern Schwerter, ein Bogen und Kettenhemden. Jedes Stück war kunstvoll gefertigt und gepflegt. Es war wie Weihnachten. Billis Art von Weihnachten.
    Zuerst nahm sie ein Kettenhemd aus der Truhe. Es war knielang, mit Ärmeln, die ihr bis zur Mitte des Bizeps reichten. Die Kettenglieder funkelten im strahlend weißen Licht des Schnees. Dann nahm sie einen Säbel mit einer Scheide, eine osmanische Kavalleriewaffe. Billi musterte die arabische Schrift, die über seine wie ein Spiegel glänzende Klinge verlief.
    »Was steht da?«, fragte Iwan.
    Billi runzelte die Stirn. »Grob übersetzt bedeutet es: ›Nimm das, du christlicher … äh … Samenvergeuder.‹ Oder so.« Sie räusperte sich und schob die Klinge in die Scheide. »Es ist eine religiöse Anspielung. Auf Genesis 38, glaube ich.« Dann sah sie den mongolischen Bogen.
    Er war schwarz, aus Holz und Horn gefertigt und bildete ein geschwungenes C. Olga hob ihn hoch und spannte ihn.
    »Sie nannten die Mongolen ›die Wölfe aus dem Osten‹«, sagte sie. »Sie beherrschten Russland über zweihundert Jahre lang. Das Blut der Mongolen fließt stark in den Adern der Polenitsy.«
    Billi hob den Köcher hoch. Die Pfeile waren in zwei Reihen sauber angeordnet. Breite Menschentöter mit Widerhaken vorn, schmalköpfige Nadeln, die Rüstungen durchdringen konnten, hinten; alle waren mit Adlerfedern befiedert. Billi entdeckte einen silbernen Ring an einem Band, das seitlich am Köcher befestigt war. Sie schob ihn sich auf den rechten Daumen. Olga reichte ihr den Bogen, gespannt und schussbereit.
    Der Bogen war

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