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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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stocksteif da. Nun hob er die Hände in einer nutzlosen Gebärde.
    So gingen sie sonst nicht vor, und das wusste Billi. Templer waren Krieger, keine Henker. Einen wehrlosen Mann zu töten entsprach nicht der Templerregel, ihrem Ehrenkodex.
    Aber als Billi unter ihrer schwarzen Kapuze hervorsah, wusste sie, dass in diesem Fall selbst Arthur eine Ausnahme machen würde.
    »Ja, töte ihn.«
    »Wartet«, sagte Koschtschei. Sein Blick huschte verzweifelt zwischen ihnen hin und her. »Ich kann euch helfen.«
    Gwaine fand einen Stoffstreifen und begann ihn als primitiven Schalldämpfer um den Pistolenlauf zu wickeln. »Wir brauchen deine Hilfe nicht.« Er richtete die Pistole auf Koschtscheis Gesicht.
    »Nein, nein, ihr versteht nicht!« Koschtscheis Stimme klang eine Oktave höher; er kreischte beinahe vor Furcht.
    Lance gab ihm eine Ohrfeige. »Still jetzt«, sagte er. »Stirb wenigstens wie ein Mann.«
    Der große, böse Bogatyr. Er konnte foltern und morden. Menschen in Säure auflösen. Er hatte so viele getötet und konnte doch selbst nicht dem Tod ins Auge blicken. Da saß er nun, kalkweiß vor Angst, mit schweißüberströmtem Gesicht und zitternden Beinen. Billi langte nach hinten und legte Iwan die Hand auf die Schulter. Er hatte sich das gesamte Gespräch hindurch nicht gerührt. Er verschränkte die Finger mit ihren. Gwaines Sitz knarrte, als er sich etwas drehte, um den jungen Mann anzusehen.
    »Zarewitsch?« Das Recht, den Befehl zu geben, sollte Iwan zufallen.
    »Nein!«, schrie Koschtschei. »Ich weiß, wo Wassilissa ist.«
    Gwaine schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Tut mir leid, Kumpel, ich glaube dir nicht.«
    »Lady SanGreal, lassen Sie mich helfen, Ihre Freundin zu retten!«
    »Wartet«, sagte Billi. Gwaine senkte die Pistole.
    »Woher wissen Sie, wo sie ist?«
    Koschtschei senkte den Blick. »Die Polenitsy-Frau. Sie hat es mir erzählt.«
    »Die Frau, die Sie zu Tode gefoltert haben, ja?«
    Koschtschei antwortete nicht.
    Blase ihm das Gehirn weg. Er hat es nicht anders verdient . Aber Billi erkannte, dass die Hinrichtung, falls er wirklich wusste, wo Wassilissa war … nun ja … würde warten müssen.
    Billi zog ihre Kapuze tiefer herab und schob sich das Haar hinter ein Ohr. »Wo ist sie?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ihr Wort als Templerin, dass Sie mich nicht töten werden, wenn ich es Ihnen erzähle.«
    Gwaine sah Billi an; das war ihr Spiel.
    »Ich schwöre, dass weder ich noch einer der hier anwesenden Templer Sie töten wird«, sagte sie. »Wo ist Wassilissa?«
    Koschtschei lächelte. »Sie ist im Süden. Im alten Wald.«
    » Belaweschskaja puschtscha «, sagte Iwan. »Der Urwald von Bialowieza ist der älteste Wald, den es in Europa noch gibt. Er erstreckt sich von Polen über Weißrussland bis in die Ukraine.«
    Billi fluchte. »Wir sollten besser Dad anrufen und ihm sagen, dass er am völlig falschen Ende des Landes ist.«
    Koschtscheis alte Arroganz kehrte langsam zurück. »Ich sage die Wahrheit, das schwöre ich.«
    Das tat er, das sah sie. Sie hatten Wassilissa gefunden. Billi wurde leichter ums Herz, doch das durfte sie sich nicht anmerken lassen. Nachdem sie tagelang im Dunkeln getappt waren, glomm Hoffnung in ihr auf. Sie hatten eine Chance! Koschtschei grinste; er wusste, dass sie ihm glaubte, und dachte, er hätte sich gerettet. Jedem Tempelritter war sein Wort heilig; Billi würde ihres nicht brechen.
    Billi sah Iwan an und nickte langsam. »Er gehört dir.«
    »H-h-halt«, stotterte Koschtschei, sein Gesicht gespenstisch bleich. »Sie haben Ihr Wort gegeben!«
    »Und ich halte es«, antwortete Billi in gleichmütigem, mitleidlosem Ton. Sie zog den Kragen ihres roten Mantels enger um sich. »Iwan ist kein Templer.«
    Iwan zog die eigene Pistole aus dem Gürtel.
    »Bitte, Zarewitsch.« Koschtschei rang die Hände. »Welche Ehre liegt darin, einen hilflosen Mann zu ermorden?«
    Iwan hielt inne. Er hielt die Pistole fest in der Hand, und sein Finger ruhte auf dem Abzug, aber er sah zu dem massigen Mann hoch, der ihm gegenübersaß. »Ehre? Ich dachte, du hättest gesagt, Ehre sei nur etwas für Narren.«
    »Ich bin der Narr, Zarewitsch.« Koschtschei beugte sich vor; seine Fingerknöchel wurden weiß, als er die Hände zusammenpresste. »Sie sind Zarewitsch Iwan Alexejewitsch Romanow – ich bin nichts. Fragen Sie sich, was Ihr Vater getan hätte. Er hätte diese … Hinrichtung nicht zugelassen.«
    »Ich …« Iwan zögerte nur einen Moment lang.
    Koschtschei brüllte etwas

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