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Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Wolfsjägerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarwat Chadda
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jedes Stück dieses Steins – ganz gleich wie klein – dieselben Auswirkungen auf sie haben wie der ganze Meteorit.«
    Billi lachte. »Das ist genau wie Homöopathie. Man verdünnt die medizinische Mixtur mit immer mehr Wasser, aber die Wirkungskraft bleibt dieselbe. So ist es doch, oder?«
    Elaine runzelte die Stirn. »Den Vergleich hätte ich zwar nicht gewählt, aber ja, so ist es. Der Felsbrocken hat Russland verletzt, also verletzt er auch Baba Jaga.«
    »Also müssen wir zur Tunguska fahren und einen Klumpen Stein aus dem Weltall finden? Da haben wir ja tolle Chancen, Elaine.« Billi schob ihre Schüssel von sich. »Verdammt noch mal, das ist mehr als nutzlos! Wir haben noch zwei Tage, Elaine, nur zwei.«
    Elaine zog ein Bild aus ihrer Gesäßtasche und faltete es auseinander. »Nach der Explosion haben Ortsansässige den Krater erkundet und Meteoritenstücke herausgelöst, Schnitzereien daraus hergestellt und sie an Touristen und Wissenschaftler verkauft, die dorthin gekommen waren, um Nachforschungen anzustellen. Ich hatte gehofft, noch einen Tag in Moskau bleiben zu können und in irgendein Museum oder einen Antiquitätenladen zu gelangen, um solch eine Schnitzerei zu kaufen. Oder zu stehlen.« Sie schob Billi das Bild hin, das sie aus einem Buch herausgerissen hatte. »So hätten wir Baba Jaga besiegen können. Das Bild ist auf einem Markt an der Tunguska aufgenommen.«
    Es war ein körniges Schwarzweißfoto, das ein paar gut gekleidete Männer zeigte, die sich beiderseits eines einfachen, holzgerahmten Basarstands befanden. Der Tisch war halb im Schatten verborgen, aber einer der Männer hielt eine kleine Steinschnitzerei hoch: die primitive Darstellung einer breithüftigen Frau.
    »Oh Gott. Eine Venusstatuette«, keuchte Billi. Sie hielt das Foto mit zitternden Fingerspitzen fest.
    Wassilissas Urgroßmutter hatte eine angefertigt . Sie hatte sie ins Herz der Matrjoschka gelegt.
    »Ich hatte eine in der Hand, Elaine!«
    »Was?«
    Billi starrte ihre Handfläche an und erinnerte sich an die kleine Steinstatuette, die darin gelegen hatte; vielleicht hoffte sie, dass sie wie von Zauberhand, durch ihren verzweifelten Wunsch, plötzlich wieder erscheinen würde.
    »Wo ist sie jetzt?« Elaine grub die Finger in Billis Arm. »Wir müssen sie holen.«
    Wo war sie? Das letzte Mal hatte sie sie bei Wassilissa gesehen, kurz bevor die Polenitsy angegriffen hatten.
    »Zu Hause. Wahrscheinlich liegt sie unter Wassilissas Bett.« Billi war das Werkzeug, mit dem Baba Jaga hätte besiegt werden können, buchstäblich entglitten.
    »Wir könnten Rowland anrufen. Ihn dazu bringen, sie für uns zu suchen.«
    »Selbst, wenn er sie jetzt sofort findet – was würde das nützen? Er kann sie doch unmöglich rechtzeitig zu uns bringen.« Billi schlug auf den Tisch. »Und an wen sollte er sie schicken? Die Tempelritter, wohnhaft bei Baba Jaga, in der großen Höhle im tiefen Wald, Russland?«
    Billi konnte der Wahrheit nicht länger ausweichen. Es war zwar von Anfang an der eigentliche Plan gewesen, aber sie hatte gehofft, dass es irgendeinen Ausweg geben könnte. »Wir werden sie nicht retten können, nicht wahr?«, fragte sie, aber nicht an Elaine, sondern an sich selbst gewandt. »Arme Wassilissa.« Es gab nur einen Weg, den Fimbulwinter aufzuhalten. Aber der Preis dafür war Wassilissas Leben.
    Billi starrte aus dem Fenster. Irgendwo da draußen war eine verängstigte Neunjährige, die von Ungeheuern und einer kannibalischen Hexe festgehalten wurde und hoffte, dass jemand – Billi – sie befreien würde.
    Vielleicht gab es Situationen, in denen Templer ihr Wort brechen mussten …
    Iwan kam herein; er trug Lance’ Rucksack über einer Schulter und hatte etwas Proviant bei sich. »Das Flugzeug steht bereit. Wir sollten jetzt aufbrechen, bevor die anderen uns finden.« Dann zog er ein brandneues Handy aus der Tasche und reichte es Billi. »Volle Satellitenfunktion und GPS – das ist dort, wohin wir reisen, nützlich. Wenn Lance und Gwaine entkommen sind, könntest du sie hiermit kontaktieren.«
    »Was nun, Boss?«, fragte Elaine und sah Billi an.
    Boss. Was wusste sie denn schon? Billi fühlte sich, als ob sie von einer Katastrophe in die nächste stolperte. Gott, sie wünschte sich, ihr Vater wäre hier gewesen. Sie wollte diese Verantwortung nicht. Aber Templerin zu sein war ihr Leben. Und sie hatte sich dafür entschieden.
    »Wir nehmen das Flugzeug nach Süden und versuchen, Baba Jagas Lager zu finden. Ganz

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