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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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fünfzig Männer und Frauen; wie viele es sonst noch so gibt weiß ich nicht, aber es werden im ganzen Reich von Jahr zu Jahr mehr und mehr!“
       „Wie wird man so einer wie du? Könnte ich auch so werden?“
       „Ich freue mich, dass du Interesse hast! Du bist uns herzlich willkommen! Du musst eigentlich nichts tun, du brauchst nur einen Fürsprecher, denn es gibt Leute, die das Erlernte nicht in unserem Sinne anwenden würden. Ich meine vor allem Leute, die nur an ihren Profit denken und Armen eventuell Hilfe verweigern würden. Solche Leute schließen wir aus!“
       „Du sagtest ich sei herzlich willkommen; heißt das, dass du mein Fürsprecher wärst?“
       „Kann schon sein. Aber du musst schon verzeihen, wenn ich  morgen noch einmal kurz mit Jasper reden werde, um sicher zu gehen. Der wird dich ja wohl gut kennen und auf sein Wort konnte ich mich schon immer verlassen. Wenn er sich über dich löblich äußert, bin ich bereit, dir in dieser Angelegenheit zu helfen!“
       Randolf konnte sein Glück kaum fassen. Er war sich sicher, dass Jasper ihn empfehlen würde und das hieße, er würde aufgenommen werden. Er würde die unglaubliche Chance haben, ein Heiler zu werden!
       Die Nacht war unruhig gewesen. Der Sturm hatte noch stundenlang gewütet und mächtig an den Mauern der kleinen Kapelle gerissen.
       Anselm und die Jungs hatten noch einige Zeit um ihren flackernden Feuerkorb gesessen und über Gott und die Welt geschwätzt. Es war spät geworden und deshalb äußerte Lothar schließlich die Meinung, dass man versuchen sollte, noch etwas Schlaf zu finden, bezweifelte aber, dass ihm dies bei dem Getobe und Gebrülle, dass Mutter Natur draußen so veranstaltete, wohl gelingen werde. Anselm nahm diese Bemerkung zum Anlass, den Jungs eine weitere Probe seines Könnens zu geben. Er forderte Randolf - quasi schon als Gehilfen – auf, Wasser zu erhitzen. Er zog derweil einen Lederbeutel von seiner Leibschnur ab und gab eine Handvoll getrocknete Blätter in eine größere Tonschale: „Jetzt das Wasser drüber gießen!“ wies er Randolf an. „Und jetzt das Tuch halten!“ gab er weiter an. Er goss den Sud durch sein Tuch und schenkte dann allen aus.
       „Was ist das?“ fragte Randolf, der jede Handbewegung Anselms staunend in sich aufgesogen hatte.
       „Völlig harmlos. Nur etwas heißes Johanniskrautwasser!“ gab Anselm Auskunft. „Wird euch helfen zu schlafen!“
     
       Jetzt, am Morgen nach dem Sturm, erwachte Randolf als erster. Draußen war es totenstill – das Unwetter hatte sich völlig gelegt und war einer gespenstischen Ruhe gewichen. Diffuses Zwielicht herrschte zwischen den feucht glänzenden Wänden der kleinen Kapelle, Randolf sah sich um: Alles war ziemlich eingestaubt. Spinnweben, Vogelnester und verdorrte Pflanzenreste bedeckten die kunstvollen, Jahrhunderte alte Wandmalereien. Der klotzige Altarblock schimmerte zwar matter als am Abend zuvor, aber immer noch geheimnisvoll – irgendwie aus seinem tiefsten Inneren heraus. Randolf war überzeugt, dass diese Kapelle nicht von ungefähr an dieser Stelle errichtet worden war. Er war sich ganz sicher: Die kleine Kirche hatte eine ganz besondere Aura. Als er gerade interessiert hinter diesem merkwürdigen Altar herumschlürfte, reckte sich auch Anselm und es dauerte gar nicht lange, und sie saßen wieder zu viert um ihr Lagerfeuer, um ein karges Frühstück zu sich zu nehmen.
       „Na, Leute! Gut geschlafen?“ fragte Anselm in den Kreis.
       „Geht so!“ gab Dietbert etwas verkatert von sich.
       „Dein heißes Kräuterwasser jedenfalls war klasse!“ ließ Lothar wissen. „Und meinem Bein geht es auch erheblich besser! Du bist ein echter Wunderheiler!“
       „Nicht ich vollbringe diese Wunder“, widersprach Anselm gelassen abwinkend. „Es ist unser aller Herr, der den Kräutern die Kraft schenkt, uns zu helfen.“
       „Aber du weißt diese Kraft zu nutzen!“ betonte Randolf voller Hochachtung.
       „Mag sein“, gab Anselm wiederwillig zu, „aber das Lob gebührt dem Herrn! Auch dass ich auserwählt bin, seine Kräuter zum Wohle der Menschen zu nutzen, ist sein Wille!“
       „Das erinnert mich daran, dass wir aufbrechen müssen, damit du den Salzmännern bei den Kuhlen hilfst“, mahnte Randolf zur Eile und ging mit gutem Beispiel voran, indem er sich sogleich daran machte, seine Habseligkeiten in sein Bündel zu packen. Anselm schloss sich unverzüglich Randolfs

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