Die Wolkenkinder
jetzt, den ihr von uns habt?“
„Der junge Hartwig ist es! Wir trafen ihn Zuhause an!“
„Hartwig!“ freute sich Anselm. „Ein guter Mann, der wird mal ein großer Heiler. Ich werde ihm gleich zu Hilfe eilen!“
Jasper drängte sich an den Jungs vorbei in die Hütte und kam gerade dazu, als Hartwig einem der Betroffenen eine Flüssigkeit zu trinken gab.
„Grüß dich Hartwig, aber lass dich nicht von deiner Arbeit abhalten!“ ging Jasper auf ihn zu. „Schwätzen können wir auch nachher noch. Was gibst du gerade?“
„Grüß dich, Anselm!“ war Hartwig froh, dass er den großen, alten Meister sah, denn bei der schwere der Vergiftungen, war er doch leicht überfordert und am Rande seines Könnens angelangt. „Alle haben den Inhalt ihres Magens vorne und hinten bereits gehen lassen – da brauchen wir nichts mehr zu tun. Ich habe den Männern zunächst viel Kamillentee zu trinken gegeben, der hat sie prima durchgespült. Eben gerade habe ich das Pulver von Storchenschnabelkraut in Rotwein aufgelöst und gebe es den Patienten schluckweise!“
„Gut so!“ war Anselm zufrieden. „Ich setze einige heiße Wässer an, mit denen wir die Behandlung in den nächsten Tagen fortsetzen!“
Anselm hatte Randolf hinzugezogen, ihm den Fall erläutert und die bisherigen Behandlungsschritte erklärt, jetzt zeigte er ihm, wie er aus der Wurzel von Nelkenwurz einen Aufguss bereitete und erklärte, dass dieser Aufguss in circa sechs Stunden den Kranken eingeflösst werden würde, um Schleim- und Blutfluss, sowie den Durchfall nachhaltig zu stoppen.
„Das Tausendguldenkraut wird mit heißem Wasser gebrüht und muss ebenfalls sechs Stunden ziehen!“ erklärte er dem bis in die Haarspitzen konzentrierten Randolf. „Dann werden zwei Wochen lang je zwei Tassen pro Tag getrunken. Das hilft der Leber, die bei einer solchen Vergiftung immer in Mitleidenschaft gezogen ist!“
„Und diese Blätter hier?“ fragte Randolf.
„Das sind Himbeerblätter, die werden ebenfalls gebrüht, aber nur sehr kurz ziehen gelassen – eins bis zwei Minuten. Die Hitze des Wassers und die Zeit, die die Blätter im Sud verbringen, ist absolut entscheidend für die Wirkung des entstehenden Getränks. Dieser Aufguss lindert das Fieber. Und bevor du fragst“, wies Anselm auf ein weiteres tönernes Schälchen hin, „hier vorne, das ist Melisse, die werde ich zusammen mit Kamille ansetzen, das wird den Männern als tägliches Getränk dienen und ihr allgemeines Wohlbefinden steigern. Die ganze Behandlung dauert zwei Wochen, dann sind unsere Freunde wieder so gut wie neu!“
Randolf war restlos begeistert und war sich jetzt endgültig sicher: Er würde Naturheiler werden! Er hatte seine Berufung gefunden.
Drittes Kapitel
Die Obst-, Mandel- und Weinernten waren in vollem Gange. Der alte Bacher hatte auf dem Trombacher Hof, wie sein Gehöft schon seit Urzeiten von den Kleinbauern der Umgebung respektvoll bezeichnet wurde, alle Hände voll zu tun. Eine eiserne Hand war von Nöten, um die nichtsnutzigen Tagelöhner und auch die faulen Knechte, sowie die ewig kichernden Mägde immer wieder aufs Neue anzutreiben.
Auf dem Hof herrschte nun also gerade ein aufgeregtes Gewimmel von hastenden Menschen, die unter dem strengen Blick des Großbauern alle möglichen Arbeiten verrichteten, als die Tagwache von der Tormauer aus verkündete: „Die Kutsche des Grafen! Der Graf kommt!“
„Der Graf!“ wiederholte Eugen Bacher, dem bei dieser Nachricht die Farbe aus dem Gesicht gewichen war und stiefelte so eilig, wie es seine enorme Fettleibigkeit zuließ, Richtung Haupthaus.
Die schwere Eichentür hereinpolternd gab er sofort wild gestikulierend verschiedene Anweisungen an seine Frau und deren Bedienstete: „Boos von Waldeck ist im Anmarsch! Meine Stadtkleidung her! Die Stube geräumt! Frau mach deine Kleidung zurecht! Die Küche bereitet ein großes Mahl! Wehe euch einer ist unrein oder stinkt gar! Und jetzt alle an die Arbeit! Geschwind! Geschwind!“
Draußen auf dem Hof war den Knechten, ohne dass weitere Anweisungen nötig gewesen wären, klar, dass dieser besonders hohe Besuch würdevoll empfangen werden musste. Die kleinste Nachlässigkeit konnte eine schwere Prügelstrafe nach sich ziehen!
„Mit Erdreich die Pfützen aufgefüllt! Räumt den Hof! Den Unrat beseitigen! Die Gänse in den Stall! Binsen vor dem Haupthaus streuen! Öffnet das Tor!“
Als
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