Die Wolkenkinder
bist! Ich bin sicher, dass du mich hörst. Wir brauchen deine Hilfe! Wir tun dir garantiert nichts!“
Randolf mischte sich ein: „Wir haben Geld und Lebensmittel!“
Aber nichts rührte sich.
„Verdammt noch mal!“ fluchte Dietbert. „Wenn du jetzt nicht rauskommst ...“
„Halt den Rand!“ fuhr Randolf ihn an und wandte sich wieder dem Versteckten zu: „Du kennst uns vielleicht nicht, deshalb möchte ich dir uns erst einmal vorstellen: Wir gehören zu den Salzmännern und drei von denen sind fürchterlich krank ...
„Wie heißt der Vorarbeiter der Salzmänner?“ hörte man von irgendwo her eine helle Stimme und obwohl die Jungs schlagartig verharrten und angestrengt die Quelle der Äußerung ausfindig machen wollten, war keiner in der Lage zu sagen, aus welcher Richtung das eben kam.
„Jasper!“ kam es zeitgleich aus allen drei Mündern.
Eine Weile geschah nichts. Die Jungs warteten angespannt.
Plötzlich richtete sich eine ellenlange, hagere Person in unmittelbarer Nähe vor ihnen in die Höhe: „Ich heiße Anselm, der Theosoph!“
Anselm war eine unglaubliche Erscheinung, wie von einer anderen Welt: Riesengroß und dabei dünn wie ein Faden, fast hätte man durch ihn und seinen schleierartigen Umhang hindurch sehen können. Er mochte schon sehr alt sein: Sein Haar war dünn und weiß, wie Feenhaar, die Gesichtszüge knochig, seine Haut ledrig. Er hatte spinnenartige Hände, seine ganze Gestalt glich einer Heuschrecke.
„Wie kann ich euch helfen?“
Randolf und seine Freunde waren schier versteinert und bestaunten mit weit offenen Mündern das, was da gerade vor ihnen aus dem Boden gewachsen war. Wo kam der plötzlich her? War das wirklich ein Mensch?
Moment mal, dachte Randolf. Was hatte der da gerade über sich selber gesagt? Theo...
„Du bist ein was?“ fragte Randolf, als er sich wieder gefangen hatte.
„Ein Theosoph! Wir suchen das Gleichgewicht mit der Natur, wie es Theophrastus Bombastus Aureolus Philippus von Hohenheim gelehrt hat.“
„Wer hat euch das gelehrt?“ fragte Randolf etwas verwirrt nach.
„Ihr kennt ihn unter dem Namen Paracelsus und er hat es nicht mir gelehrt, denn er starb bereits vor 91 Jahren in Salzburg, sondern der Nachwelt hinterlassen: Das Wissen über die Macht der Kräuter.“
Genau das war das ersehnte Wort: Kräuter!
„Du scheinst genau unser Mann zu sein!“ stellte Dietbert fest.
„Der Mensch muss auch mal Glück haben!“ freute sich Lothar wie ein kleines Kind.
„Um was geht es also?“ kam Anselm zur Sache.
„Drei der Salzmänner kotzen Blut und winden sich vor Schmerzen!“ berichtete Randolf mit Nachdruck.
„Spucken also Blut und haben Leibschmerzen ...“, dachte Anselm laut nach. „Viel Blut?“
„Nein, nicht viel und auch nur einer“, antwortete Randolf.
„Das Blut ist also nicht das Problem.“ stellte das lange Gerippe fest. „Sie winden sich vor Schmerzen, sagtest du, und sind wahrscheinlich leichenblass!“
„Genau! Denen ist sämtliches Blut aus den Adern gewichen!“ bestätigte Randolf.
„Hört sich nach einer Vergiftung durch verdorbenes Essen an“, mutmaßte Anselm. „Muss kein großes Problem sein! Es kommt darauf an, wie stark sie vergiftet sind – an einer verdorbenen Hirschleber ist schon mal ein König gestorben!“
„Auf was warten wir dann noch!“ wurde Dietbert wieder ungeduldig laut und verschreckte Anselm erneut.
Randolf, der das Zurückzucken Anselms bei den bellenden Worten Dietberts, beobachtet hatte, beruhigte ihn: „Der macht dir nicht! Er ist halt ein bisschen ungestüm, nicht wahr Dietbert?“
„Wenn der hier auch so lange herumtrödelt“, brummelte Dietbert kleinlaut. „Wir könnten schon längst auf dem Weg sein! Stattdessen ...“
„Ich musste erst einmal wissen, um was es eigentlich geht“, erklärte Anselm seine Fragerei. „Womöglich hätte ich die passenden Kräuter sammeln müssen, aber für diesen Fall, glaube ich zumindest, habe ich alles in meinem Quersack.“
Anselm zog seinen Sack, den er quer über seinem Rücken trug über den Kopf, schlug ihn auf und suchte bedächtig nach Nelkenwurz und Tausendguldenkraut, außerdem Melisse und Kamille zur Nachbehandlung. „Alles da!“ rief Anselm freudig aus und schaute grinsend in die Runde.
„Auf was warten wir dann noch!“ stieß Dietbert abermals äußerst
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